Nachdem „John Carpenter’s Vampire“ zwar im Kino sein Budget nicht wieder einspielen konnte, aber in den Videotheken beachtlichen Erfolg verbuchen konnte, entschied sich Regisseur John Carpenter an eine Fortsetzung zu drehen, bei der er aber nur noch als ausführender Produzent tätig war und mit Tommy Lee Wallace einem alten Freund den Regiestuhl überlies.
Die Fortsetzung „Los Muertos“ nimmt verarbeitet die Vampirsaga in Grundzügen ähnlich dem ersten Teil und zeigt die Blutsauger als umherstreifende Vagabunden, die sich tagsüber in der Erde eingraben und nachts auf die Jagd gehen. Derek Bliss (Bon Jovi, kein Schauspieler aber mit einer akzeptablen Leistung) ist einer der letzten Vampirjäger, die inzwischen alle tot oder ausgebrannt sind. Auf Charaktere vom Vorgänger wird leider nicht zurückgegriffen, was sich als größtes Manko erweist. Die jungen, unbekannten Schauspieler (inklusive Quotenneger) sind alle auf ein Publikum zugeschnitten worden, dass sich solche Filme bevorzugt ansieht. Eine Tatsache die sich schon bei „Wes Craven’s Dracula“ als störend erweis, so fehlt es dem Film an kantigen Typen wie James Woods ihn in „Vampire“ stellte.
An der trockenen Wüstenoptik, die man schon aus dem ersten Teil kannte hat sich indes wenig verändert, obwohl Wallace nicht das feine Auge Carpenters besitzt atmosphärische Szenen, wie das Aufwachen und Aussteigen der Vampire aus ihren erdigen Gräbern ansprechend in Szene zu setzen. Der Gewaltfaktor wurde nur leicht herabgeschraubt, was eine Freigabe ab 16 doch fraglich erscheinen lässt. Abgetrennte Köpfe, aufgeschlitzte Bäuche und verbrennende Vampire sind keine Seltenheit, dennoch wurde der Actionanteil leider heruntergeschraubt. Massensäuberungen dürfen nicht erwartet werden, denn Derek brutzelt höchstens drei Vampire auf einmal ab, was dann meist ziemlich schnell von statten geht. Da er aber ein Einzelgänger ist und kein Team um sich hat, wäre eine größere Anzahl auch tödlich.
Wieder aufgenommen wird das Ziel der Vampire endlich bei Tageslicht existieren zu können, so dass die Vampirin Una das aus „Vampire“ bekannte, schwarze Kreuz in ihren Besitz bringt, wobei ebenfalls wieder ein ganzes Mönchskloster dran glauben muss. Die Metzelorgie wird aber bei weitem nicht so ausführlich präsentiert, wie die Valeks, der im Vergleich die wesentlich unheimlichere Aura besaß. Sieht man von einem zwei Barüberfällen ab, bleiben die Vampire sowieso überraschend brav und beschränken sich auf den Kampf gegen die Jäger, die Blizz aus einem Jungen, einem Anabolikapriester und einer Vampirin (die mit Medikamenten ihren Blutdurst unterdrückt) rekrutiert. Einzig der optisch ansprechende Überfall Unas auf eine Bar, die in Zeitlupe präsentiert wird, während sie sich extrem schnell ihren Opfern den Hals aufschlitzt darf als Highlight gesehen werden.
Während die Waffen nicht so ausgefallen und umfangreich wie im Vorgänger sind, nimmt der Film die Idee mit der Seilwinde wieder auf und besitzt mit einem Wärmebildgerät zumindest einen guten Einfall, um Vampire aufzuspüren.
Als immer wieder störend erweist sich das dämliche Verhalten der Charaktere und ein paar sinnlose Einfälle des Drehbuchs. Wenn Vampirjäger nachts mitten in der Wüste am Lagerfeuer pennen und sich nicht wundern, warum da auf einmal ein ansprechend aussehendes Mädchen auftaucht und ihm gleich an die Wäsche will ist genauso unlogisch wie der Einfall sich selbst Vampirblut zu injizieren, um den Herzschlag zu senken, damit man von den Vampire unentdeckt bleibt. Hätten es da nicht auch ein paar Medikamente getan?
Recht stimmig und passend sind leichte Anflüge von Humor, vor allem von Bon Jovi, der den einen oder anderen lockeren Spruch zu bieten hat, oft aber zu abgeklärt und allwissend daherkommt, wobei das zickige Rumgetue Zoeys und das machohafte Getue des Schwarzen und des Priester auf Grund ihre klischeehaften Charaktergrundzüge auf die Dauer als nervend erweist.
Insgesamt recycelt die Fortsetzung nur Ideen des Erstling und schickt eine bunte Gruppe Vampirjäger auf die Jagd, wobei aber nie die Klasse des Vorgängers erreicht wird, denn der fehlende Hintergrund lässt keine weiteren Handlungen zu. Selbst die mexikanischen Kaffs dienen wieder als Locations können aber nicht die Einsamkeit und den Pessimismus eines John Carpenter Films ausstrahlen. Aber das ist, wie einige glauben, auch gar nicht „sein“ Film, sondern der des mittelmäßigen Regisseurs Tommy Lee Jones.
Fazit:
Die Fortsetzung besitzt bei weitem nicht die Klasse seines Vorgängers, was vor allem dem uninspirierten Drehbuch zu verdanken ist. Die junge Riege von Schauspielern hinterlässt den Eindruck in einem Teeniehorrorfilm an statt in einem ernsthaften Werk gelandet zu sein. Obwohl eine Prise Humor und ein ordentlicher Gewaltfaktor in den leider zu kurzen und schnellen Kämpfen Spaß machen reicht es nur zu einem durchschnittlichen Horrorfilm, was vor allem den klischeehaften Charakteren zu verdanken ist.