Review

"Isch kandidiere!" - Hape Kerkelings Versuch, seinen Beitrag zum Superwahljahr zu leisten und - davon muss man hier ausgehen - die Haushaltskasse aufzubessern.

So sehr man Kerkeling für seinen genialen TV-Sketche loben muss, so sehr muss er sich nun auch die Kritik gefallen lassen, hier totalen Murks abgeliefert zu haben. Die mittlerweile mit dem inflationär gebrauchten Begriff "kult" versehene Figur Horst Schlämmer dient ihm dazu, eine Satire auf die deutsche Politlandschaft loszulassen, die in kaum einem Moment wirklich zündet.
Dazu ist der Film viel zu zahm und prototypisch geworden und verfügt in keiner Minute über den notwendigen Biss, den der Mann mit den vielen Gesichtern hat erhoffen lassen.
Die bekannten Nummern von "Ich hab Rücken!" oder "Schätzelein, du hast gelebt!", die für einen kurzen Moment Komik ausstrahlen und der Typendarstellung einer karikierten Figur dienen, die jeder meint irgendwoher zu kennen, reichen eben nicht aus. Nicht für einen ganzen Film, der es versäumt, entweder mit einer ausgearbeiteten Dramarturgie oder mit neuen Situationskomiken zu unterhalten. Die Inszenierung lässt darüber hinaus zu wünschen übrig, verliert immer wieder den recht dünnen roten Faden und versucht diese Defizite mit Gesangseinlagen krampfhaft zu verschleiern.
Die Nebendarsteller sind nun auch nicht das schmackhafteste Suppengrün, so dass man die Hoffnung auf eine vergnügliche Abendunterhaltung allein an Kerkerlings Schlämmer festmacht. Da dieser aber selbst in Situationen wie dem Interview mit Jürgen Rüttgers nicht zubeißen möchte, wird diese Hoffnung eben jäh enttäuscht.
Allein die ziemlich neben der Spur stehende Bürgermeisterin von Grevenbroich, den Namen habe ich vergessen, die ihr Haushaltsdefizit nicht zusammenrechnen kann, rechtfertigt den Begriff der Satire wenigstens noch im Ansatz.

Hier und da mal ein Schmunzeln, dann wieder geskriptete Szenen, die einen fast aus dem Kino jagen und darüber hinaus noch Gesangseinlagen, die wir schon seit den 80er-Jahre-komödien nicht mehr ertragen können - damit kann man nur verlieren. Und das tut der Film über lange, laaange 90 Minuten.

Fazit:

Hape Kerkerling ist einer der witzigsten TV-Komiker in Deutschland. Seine Filme werden dem aber nicht gerecht. Und "Isch kandidiere!" erst recht nicht.
Die neue/alte Figur Uschi Blum, die auch einen Auftritt in dem Film hat, weist aber auch auf einen Abstieg der TV-Auftritte in eine Klasse weit unter dem üblichen Niveau hin. Ein paar prototypische Phrasen reichen eben nicht aus, um über einen längeren Zeitraum zu unterhalten. Schon gar nicht über die Dauer eines ganzen Films. Also hier die Bitte: Nicht auch noch diese noch eingeschränktere Figur zu 90 Minuten Langeweile verwursten!!!

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