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Der Morgen des Weihnachtstages in einer kleinen englischen Stadt. Die Häuser sind geschmückt, der Truthahn ist im Ofen, Daddy setzt das Töchterlein für die Feiertage bei der ungeliebten Ex ab, und allen geht es gut. Doch plötzlich ist alles voll mit Soldaten einer Spezialeinheit. Überall nur noch Waffen und schwarz gekleidete Troopers, alle Anwohner werden in ihre Häuser gejagt, der Arzt des Viertels wird erschossen (Der ist doch Moslem? Aha, Al-Kaida!!), der Strom wird abgestellt, und die Blutlachen werden  immer größer. Plötzlich steht der Nachbar im Haus, blutverschmiert, und als Beth und ihr One-Night-Stand Kieran in das Nachbarhaus gehen, stehen sie mitten in den Überbleibseln eines Massakers. Und irgendetwas ist draußen und will in das Haus eindringen …

Ein räudiges kleines Blutbad auf den Spuren von Filmen wie 28 DAYS LATER oder 30 DAYS OF NIGHT, dessen große Stärke in seiner kurzen Laufzeit besteht, und dessen einzige wirkliche Schwäche ist, dass man die Unerfahrenheit des Regisseurs manchmal erkennt. So werden zu Beginn zwei Personen viel zu ausführlich eingeführt, die mit dem weiteren Verlauf der Geschichte praktisch nichts mehr zu tun haben. Und auch die Lebensbeichte zur Halbzeit bringt weder die Charaktere näher noch die Geschichte voran.
Letzteres ist dabei aber auch gar nicht nötig, ist doch in den mysteriösen Ereignissen rund um ein urplötzlich auftauchendes Bataillon Elitesoldaten und einen toten Moslem schon genügend Druck vorhanden. Das “eigentliche“ Grauen, also der Grund für die Anwesenheit der Soldaten in der friedlichen Weihnachtsidylle, kommt erst recht spät ins Bild und scheint mir, in Anbetracht der schwachsinnigen und überflüssigen Erklärung, auch eher ein McGuffin zu sein. Die Soldaten selber sind schon entsetzlich genug in ihrem rigiden Vorgehen und ihrer Schießwut, da ist besagtes Grauen eigentlich nur noch für Hardcore-Genrefans vonnöten, und die dürften ob des wenigen Monster-Zeugs sowieso einen Bogen um SALVAGE machen. Die Prämisse des Drehbuchs dürfte eher „Wir schicken einen Haufen aggressiver Soldaten in eine Vorstadtidylle und lassen Blut spritzen“ gelautet haben.

Nein, Regisseur Lawrence Gough legt den Finger ganz woanders hin, nämlich auf verstörende Bilder weihnachtlich geschmückter und blutbesudelter Wohnungen, in denen hinter jeder Tür und jeder Wand der Tod lauern kann. Dadurch wird gut Spannung aufgebaut, und der Verwandlung von Beth von der fremdgehenden Teilzeitmama zum Löwenweibchen, die das eigentliche Hauptthema der Story ist, kann man genüsslich-beängstigt zuschauen. Wie ein Tier wirkt Beth am Ende, wie ein wildes Tier das in seiner Raserei nur noch den Schutz seiner Jungen kennt. Zivilisation? Pff, für’n Arsch! Neve McIntosh ist in dieser Rolle eine extrem beeindruckende Performance gelungen, und ich hoffe wirklich dass ihre Psyche bei den Dreharbeiten keinen Schaden genommen hat. Dies ist ganz klar ihr Film, sie ist in fast jeder Szene zu sehen, sie hat die Zügel fest in der Hand, und schauspielerisch hat sie es absolut drauf. Hoffentlich wird da nicht aus Versehen eine US-amerikanische-Weichwasch-Seichtkomödien-Karriere draus …

Und die wesentlichen Vorteile von SALVAGE? Nun, die Geschichte ist zu Ende wenn sie zu Ende ist. Punkt. Es gibt keinen wirklichen Prolog, keine Erklärung, keinen Epilog der das Schlachten relativiert. Die Soldaten sind unerwartet da, schießen auf alles und jeden, und auch das Grauen ist einfach da. Warum? Woher? Scheiß drauf, der Alptraum existiert und fordert Blut, das ist es was zählt. Und der Film ist humorlos, was ihn auch sehr sympathisch macht. Also ein humorloses Blutbad ohne Erklärung, welches nach 73 Minuten sehr unschön endet, und die Handkamera gibt dabei auch noch den Anschein von (dichter und schmerzhafter) Realität. Meines Erachtens kein wirklich schlechter Ansatz für einen Film. Und wenn auch nicht jede Szene immer sitzt, so überzeugt das Ergebnis allemal. Wenn mir auch überhaupt nicht klar ist, was das Ganze mit einer Epidemie zu tun haben soll …

Fazit: Wer wissen möchte, wie nah die tierische Mordlust unter der zivilisatorischen Schale lauert, der kann hier wenig verkehrt machen.

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