GODZILLA No. 25
GODZILLA, MOTHRA AND KING GHIDORAH: GIANT MONSTERS ALL-OUT ATTACK
(GOJIRA · MOSURA · KINGU GIDORÂ: DAIKAIJÛ SÔKÔGEKI)
Shûsuke Kaneko, Japan 2001
Vorsicht – das folgende Review enthält SPOILER!
Kommen wir zum dritten Streifen aus der bislang etwas unglücklichen Millennium-Ära des Großen Grünen, den ich, ohne scharenweise Details nennen zu können, noch in sehr guter Erinnerung hatte – vornehmlich aufgrund einiger bis dato unerreicht wuchtiger Actionsequenzen gehörte er für mich zu den besten Filmen der gesamten Godzilla-Historie. Regie führte hier nun auch endlich Shûsuke Kaneko, nach dem man in seiner Heimat bereits zu Beginn der Millennium-Reihe lautstark gerufen hatte, da ihm Mitte der Neunziger eine spektakuläre Reanimation der Daiei-Riesenschildkröte Gamera gelungen war (Gamera – Guardian of the Universe, 1995, Gamera 2: Attack of the Legion, 1996, sowie Gamera 3: Revenge of Iris, 1999). Und was bei der Konkurrenz funktioniert hat, sollte doch erst recht bei der Tōhō glücken.
Da es sich bei Godzilla, Mothra and King Ghidorah: Giant Monsters All-Out Attack (in der Heimat inhaltsgleich Gojira · Mosura · Kingu Gidorâ: Daikaijû sôkôgeki, hier wie dort aber entschieden zu weitschweifig und in der Folge daher nur noch Giant Monsters All-Out Attack), da es sich also bei Giant Monsters All-Out Attack um ein weiteres Reboot handelt, wird auch hier alles, was seit dem Ur-Godzilla geschah, ignoriert beziehungsweise neu definiert. Aufregend viel war’s in der hiesigen Welt freilich nicht (es wurde nicht einmal irgendeine Anti-Godzilla-Spezialeinheit gegründet!!), und so fallen die einleitenden Worte, mit denen man uns für das Kommende fit macht, relativ kurz aus.
Hernach schauen wir zunächst beim Militär (das hier übrigens ausschließlich und demonstrativ unter der Bezeichnung „Verteidigungsarmee“ geführt wird) vorbei: Dort trifft die Meldung ein, dass in der Nähe von Guam ein US-amerikanisches Atom-U-Boot havariert ist. Nett wie die Japaner sind, schicken sie einen Marineverband zur Unfallstelle und machen sich dort mit einem kleinen strahlengeschützten Tauchboot auf die Suche nach den Amerikanern. Weil das dauern kann, wechseln wir den Schauplatz.
Berg Myoko, Präfektur Niigata: Hier ist ein Kamerateam des kleinen Senders „BS Digital Q“, der sich mit Fake-Dokus zu parapsychologischen und mythologischen Themen über Wasser hält, am Arbeiten. Während die Truppe gerade einem vollkommen harmlosen See etwas Unheimliches anzudichten versucht, rauscht der Bürgermeister des anliegenden Dorfes heran und verbittet sich vehement jegliche Aktivitäten eines „Schrottsenders“ wie BS Digital Q. Auftritt Yuri Tachibana: Die Reporterin und angehende (menschliche) Heldin des Streifens überzeugt den einfältigen Lokalpolitiker davon, dass eine schön ausgestaltete Gruselgeschichte über die Myoko-Gegend ganze Heerscharen von Touristen in sein Nest locken würde – und darf prompt mit ihren Leuten weiterdrehen. Der Bürgermeister aber hat spätabends, als er in weiblicher Begleitung mit seinem Auto auf einem einsamen Parkplatz steht, noch eine unangenehme Begegnung mit den Mitgliedern einer Bikergang – die fiesen Rocker jagen ihm Angst und Schrecken ein, gehen alsdann auch noch einem Lkw-Fahrer auf den Senkel und fahren schließlich in einen Tunnel ... aus dem sie nicht mehr herauskommen: Die Tunneldecke stürzt ein, weil sich ein gewaltiges Untier durch das Erdreich wühlt. Strafe muss sein. Schauplatzwechsel.
Ikeda-See, Präfektur Kagoshima: Hier ist des Nachts eine Gruppe von „Studenten“ hemmungslos am Feiern ... und am Plündern, denn die besoffenen jungen Leute verschaffen sich mit roher Gewalt Zugang zum Strandkiosk und räumen ihn bis zur letzten Bierbüchse aus. So etwas ist ihrer natürlich unwürdig, aber mit der akademischen Laufbahn wird‘s ohnehin nichts mehr, denn schon erhebt sich eine Riesenmottenraupe aus dem See ... Am nächsten Morgen findet man an seinem Ufer die eingesponnenen Leichen von elf Jugendlichen. Strafe muss sein. Schauplatzwechsel.
Polizeistation Motosu, Präfektur Yamanashi: Die noch vom vergangenen Abend verkaterte Yuri und ihr Kamerateam interviewen warum auch immer einen offenbar inhaftierten alten Mann, der eventuell etwas über was auch immer weiß (von nun an laufen uns des Öfteren erzählerische Schwachstellen und Lücken über den Weg ...). Klüger werden wir leider vorerst nicht, denn der Alte, der zuvor schon einmal geheimnisvoll im Myoko-Wald herumstand, gibt nur allerlei kryptischen Kram von sich – die „Zeit sei gekommen“ und man solle „Ghidorah wecken“. Mmhh. Schauplatzwechsel.
Irgendwo im Fuji-Wald: Yuri, die inzwischen die Story ihres Lebens riecht, ihr Kumpel, der Wissenschaftsjournalist Teruaki Takeda, und das Kamerateam streunen durchs Gehölz, um weiß der Kuckuck was zu tun. Dem Gespräch zwischen den beiden Erstgenannten können wir jedoch zumindest bruchstückhaft etwas Verwertbares entnehmen – es dreht sich um irgendwelche mystischen Wesen (darunter wohl jener „Ghidorah“), die von längst untergegangenen Dynastien getötet und danach als heilige Schutztiere verehrt wurden, getreu der alten japanischen Sitte, getötete Gegner als Gottheiten zu verehren. (Echt jetzt? Alle?) Überdies sollen sie in einen zehntausendjährigen Schlaf versetzt worden sein, was Teruaki zu dem Schluss kommen lässt, dass Ghidorah nach nur zweitausend Jahren (?) noch nicht ausgewachsen sein kann. Ähm ... und? Wollten sie ihn wecken? Egal. Schauplatzwechsel.
Die gute alte Ogasawara-Inselgruppe. An keinem Ort der Welt kreuzt Godzilla lieber auf als hier, und deshalb tut er’s auch im vorliegenden Film. Wir befinden uns in einem offenbar als Herberge dienenden Haus, das plötzlich von heftigen Erschütterungen heimgesucht wird. Die Bewohner taumeln und stürzen. Umschnitt nach draußen: Man sieht Godzillas Fuß, der das ganze Haus breit latscht. Schauplatzwechsel.
Auf der Polizeistation Motosu darf der geheimnisvolle alte Mann wieder einmal etwas Merkwürdiges von sich geben – diesmal aus gegebenem Anlass zu Godzilla persönlich. Er weist die mit ihrem Kumpel Teruaki angerückte Yuri darauf hin, dass man den Großen Grünen nicht mit Waffen töten könne, denn: „Godzilla ist ein Sammelsurium von ungeheurer Gedankenenergie.“ (!!) Und: „In Godzilla leben unzählige Seelen von Leuten, die im Zweiten Weltkrieg ihr Leben verloren haben.“ Auf dem Heimweg erwähnt Yuri, dass es sich bei dem alten Sonderling um einen gewissen Professor Isayama handelt. Mmhh. Später sitzen Yuri und Teruaki im Zimmer des Letzteren und führen ein aufschlussreiches Gespräch über einen Stein, den sie im Fuji-Wald aufgesammelt haben. „Steine sind antike CDs. Wenn man Granit unter Druck stellt, lädt er sich elektrisch auf. Vielleicht kann man sich diese Eigenschaft zunutze machen und aus dem Stein eine Speicherdiskette herstellen“, meint Teruaki, und Yuri antwortet: „Manche sagen, die Kernsubstanz der Seele seien elektrische Impulse. Wenn die in Stein eingeschlossen werden könnten ...“ Okay, das reicht schon, um zu definieren, mit welchem hanebüchenen Gedankengut man hier konfrontiert wird. Es folgen ein paar kurze Schauplatzwechsel.
Während im Fuji-Wald ein ungeschickter Selbstmörder in einen riesigen unterirdischen Hohlraum stürzt, der anscheinend den schlummernden Ghidorah beherbergt, kümmert sich das Militär beziehungsweise die Verteidigungsarmee um das "Sammelsurium von ungeheurer Gedankenenergie" und schickt einen Kreuzer los, der den Großen Grünen suchen soll. Yuri führt derweil eine Unterredung mit ihrem Vater, dem Admiral Taizô Tachibana (in der deutschen Sprachfassung ist er General, aber im Kern ist das ja das Gleiche), und versucht ihn von ihrer Sache zu überzeugen. Er stellt daraufhin die berechtigte Frage, warum denn Godzilla Japan angreifen sollte, wenn er die Inkarnation der Seelen seiner im Krieg gefallenen Landsleute darstellt, aber Yuki ist ihm gedanklich schon voraus: „Die Seelen der Japaner und Amerikaner sind eins geworden“, meint sie.
Unterdessen registriert die Wetterstation Nagano kräftige Erdstöße, deren Epizentrum sich bewegt ... Man vermutet, dass eine riesige Kreatur unter der Erdoberfläche herumkriecht. Richtig vermutet: Vor der Polizeistation Motosu wühlt sich das dreißig Meter große Monster Baragon (eine Art rötliches Riesenschweinegürteltier mit Horn) aus der Erde und sorgt für allerlei Gebäudeschäden. Schauplatzwechsel.
Hafen von Yaizu, Präfektur Shizuoka: Godzilla, der dank weißer glasiger Augen wie ein Zombie aussieht, erhebt sich aus dem Meer, stampft in die Stadt und zertrümmert dort ein Krankenhaus, um anschließend einen großen zentralen Platz, auf dem sich zahlreiche Menschen befinden, mit seinem Atemstrahl zu exterminieren – und zwar so gründlich, dass ein Atompilz (!!!) entsteht. Dieser Godzilla ist wirklich böse. Nach getaner Arbeit macht er sich auf den Weg nach Tokio, zerlegt unterwegs (so viel Tradition muss sein) eine Erdölraffinerie und landet in Hakone, wo ihm ... Baragon über den Weg läuft!
Das ist kein Zufall, denn das Riesenschweinegürteltier hat diese Begegnung gesucht, weil es, so viel durfte man den bisher aufschnappbaren Mythologiefetzen entnehmen, ein Schutztier ist und deshalb die Menschen, ähm ... schützen möchte. Und somit haben wir die erste wunderbare Monsterklopperei, die allerdings schnell zu einer recht einseitigen Angelegenheit wird, denn Baragon ist dem fiesen Godzilla nicht gewachsen und wird schließlich so intensiv durch dessen Atemstrahl erhitzt, dass er in einer gigantischen Explosion vergeht. Natürlich wird dies aus nächster Nähe von Yuri beobachtet, die nun vollends dem Berichterstattungswahn verfällt, den „Feigling“ Teruaki nach Hause schickt, sich ein Fahrrad ausleiht und dem Großen Grünen fortan damit auf dem Fuße folgt – egal, was gerade vor, neben oder hinter ihr zusammenstürzt oder in die Luft fliegt. Da haben wir sie nun wieder einmal in Reinkultur, die schlimmste Geißel des Katastrophen-, Monster- und Actionfilms, sprich eine übereifrige, penetrant wider alle Vernunft handelnde und weder Tod noch Teufel fürchtende Nachwuchsjournalistin, die einem mit theatralischen Live-Reportagen die letzten Nerven raubt ®. Arrrgh!!!
Aber zurück zu den Schutztieren: Im Ikeda-See erhebt sich nun die Riesenmotte Mothra aus einem dort herumschwimmenden Kokon, und in der Höhle im Fuji-Wald wird Ghidorah vom Propheten-Professor Isayama durch das Werfen eines mythischen Steins aus seinem Schlaf geweckt. Von wegen zehntausend Jahre ...
Während Ghidorah erst noch ein wenig zu sich kommen muss, trifft Mothra bereits in Yokohama ein und liefert sich ein ruppiges Gefecht mit dem inzwischen ebenfalls dort aufgekreuzten Godzilla. Wie schon Baragon zieht aber auch sie den Kürzeren. Im Stab der Verteidigungsarmee beschließt man derweil, den drei neuen Monstern (auch wenn das erste von ihnen bereits dahingeschieden ist) zur besseren Unterscheidung die Namen Baragon, Mothra und Ghidorah zu geben (ähm ... ich dachte, die hatten diese Namen bereits aus der Mythologie heraus) und überträgt Admiral Tachibana auf dessen Wunsch hin das alleinige Kommando über die Flotte (sollte es nicht „Verteidigungsflotte“ heißen?). Der Admiral hat auch schon einen Plan – er will Godzilla mit „D-03“-Bomben niedermeucheln. Zunächst versucht sich jedoch ein anderer am Meucheln: Ghidorah kommt des Wegs, und zwar zu Fuß, weil er noch keine Flügel hat (wir erinnern uns an Teruakis Worte: Ghidorah kann noch nicht ausgewachsen sein). Am Kämpfen hindert ihn das freilich nicht – und leider ebenso wenig am Verlieren, denn auch er muss sich Godzillas Urgewalt beugen.
Jetzt ist die Verteidigungsarmee an der Reihe und startet namenswidrig einen Angriff auf den Großen Grünen, der aber schnell zum Fiasko gerät: Das Monster lässt Einheit um Einheit mit seinem Atemstrahl in Flammen aufgehen, und schon bald müssen die Soldaten eine Verlustrate von 90 Prozent (!) beklagen. Mission gescheitert. Immerhin kann die irre Yuri nun endlich mit Gewalt am Weiterradeln und Weiterberichterstatten gehindert und festgehalten werden. Dann aber meldet sich überraschenderweise Mothra (oder ihr Geist, wer weiß ...) zurück und überträgt glitzerstaubmäßig ihren Energierest auf den herumliegenden Ghidorah, der sich daraufhin prompt erhebt und Godzilla im Zuge eines Strahlenduells ins Meer pustet, wobei ringsherum gefühlt der halbe Erdball ausgelöscht wird.
Nun schlägt die Stunde des Admirals Tachibana – mit einem Mini-U-Boot will er in Begleitung eines Untergebenen abtauchen und Godzilla unter Wasser den Rest geben, indem er eine D-03-Bombe direkt in die Wunde schießt, die dem Großen Grünen zuvor von Ghidorah zugefügt wurde. Dazu muss er zwar ganz nahe an sein Zielsubjekt herantauchen, aber er ist schließlich ein Held und sich selbst als Admiral nicht zu schade für den gefährlichsten aller Weltrettungsjobs. Bevor es losgeht, nimmt jedoch seine Tochter Yuri, die zwischenzeitlich nur tatenlos herumstand und sinnfreie Satzfragmente wie „Mothra!“ oder „Der tausendjährige Drachenkönig King Ghidorah!“ von sich gegeben hat, noch einmal Funkkontakt zu ihm auf. Für den Zuschauer ist das fatal, denn die beiden liefern sich einen vor Kitsch und Pathos nur so triefenden Dialog – sie will ihn von seinem selbstmörderischen Tauchgang abbringen und er will ihr ein weiteres selbstmörderisches Berichterstatten ausreden. Am Ende sind sie sich aber doch einig, dass das, was sie zu tun gedenken, nun einmal „ihre Aufgabe ist“. Arrgh.
So taucht der General also los und Yuri, die dafür den Segen des Vaters bekommen hat, berichterstattet los wie man nur losberichterstatten kann: Vor dem Aussichtsfenster der Yokohama Bay Bridge lässt sie sich filmen, verkündet: „Ich werde versuchen weiterzuberichten!“ und beginnt schrecklich pathetisches Zeug in die Kamera zu sülzen. Arrrgh!!! Das hält schließlich selbst Godzilla unter dem Meeresspiegel nicht mehr aus, und so taucht er kurz auf und schreddert die Brückenplattform mit seinem Atemstrahl. Wenigstens eine gute Tat. Yuri stürzt auch schon fein in die Tiefe, doch dann wird sie vom (gerade rechtzeitig ...) wieder erschienenen und nicht mehr „feigen“ Teruaki in letzter Sekunde am Arm gepackt. Dort baumelt sie nun eine gefühlte Stunde lang herum ... und baumelt ... und baumelt. Zwischenzeitlich liefern sich Godzilla und Ghidorah einen verbissenen Unterwasserkampf, bis Admiral Tachibanas Begleiter von seinem U-Boot aus die erste von zwei vorhandenen D-03-Bomben auf Godzillas Wunde abfeuert, aber ... Fehlschuss. Stattdessen wird King Ghidorah getroffen (!!) und sinkt, schon wieder tot, auf den Meeresboden.
Zurück nach oben: Yuri hängt weiter an Teruakis Hand und baumelt hoch über dem Wasserspiegel herum ... und baumelt ... (wieso berichterstattet sie eigentlich nicht im Baumeln?) ... bis der im Fuji-Wald aufgelesene Seelenkernsubstanzspeicherdiskettenstein aus Teruakis Tasche rutscht und ins Meer plumpst – wo er mit seinen magisch-mythischen Kräften Ghidorah ein weiteres Mal zurück ins Leben holt. Der bedankt sich kurz bei Yuri und Teruaki, indem er ihnen einen Schwall bremsendes Wasser entgegenschickt, als sie nun doch endlich einmal abstürzen, und fliegt dann aus dem Meer hinaus in die frische Nachtluft, denn nun hat er endlich Flügel! Zudem leuchtet er in einem blendenden Neongelb – und nimmt die Klopperei mit Godzilla wieder auf. Aber auch jetzt ist er seinem Kontrahenten kein ebenbürtiger Gegner und wird zum dritten Mal besiegt (peinlich, peinlich ... King Ghidorah war immerhin einmal das absolute Starmonster des Kaijū Eiga). Dieses Mal jedoch richtig: Der goldene Dreikopf verabschiedet sich mit einer Explosion, nach der halb Japan nur noch ein Krater sein dürfte. Damit sind die Schutztiere trotz ihres Kampfgeistes allesamt bezwungen und die Menschen müssen sich fortan selbst schützen.
Nur gut, dass sie Leute wie Yuris Vater haben, der ja immer noch mit seinem Mini-U-Boot unterwegs ist. Nachdem der Große Grüne wieder abgetaucht ist, geht der General aufs Ganze: Er steuert frontal auf Godzilla zu, lässt sich samt Tauchboot von ihm verschlucken (!!) und feuert im Inneren des Monsters seine Rakete ab. Das verkraftet nun selbst der stärkste Monstermagen nicht – Godzilla taucht wutentbrannt aus dem Meer auf, kann aber seinen Atemstrahl beziehungsweise seine Energie nicht mehr kontrollieren und ... explodiert wie vor ihm schon Baragon und King Ghidorah. Nun kennt auch der letzte Zweifler die mit Abstand häufigste Todesursache von japanischen Riesenmonstern.
Schade nur, dass auch der tapfere Admiral ... doch halt: Das Mini-U-Boot taucht auf und in ihm sitzt gesund und munter ... Admiral Tachibana (!!)! Riesenjubel weit und breit, am lautesten aber bei Yuri, die vor Freude das Siegesberichterstatten vergisst und auf ihren Vater zustürmt. Umarmen darf sie ihn nicht, weil er durch seinen Besuch in Godzillas Eingeweiden vermutlich radioaktiver Strahlung ausgesetzt war, aber sie erweist ihm aus zwei, drei Schritt Entfernung den militärischen Gruß, indem sie straff die Hand an die nicht vorhandene Mütze legt. Das ist jedoch nicht etwa purer Übermut im Angesicht des gerade erfahrenen Glücks, sondern bierernst gemeint. Deshalb noch einmal: Sie erweist ihm bierernst den militärischen Gruß, den er auch bierernst erwidert. OmG. Danach ist der Tag gelaufen – dass das Schlussbild einem der ermüdendsten Genreklischees folgt und uns ein noch schlagendes CGI-Monsterherz auf dem Meeresboden zeigt (dürftig getrickst übrigens), geht nicht einmal mehr als Randnotiz durch.
Nein, tut es nicht, weil Superheldenvater und Heldentochter, die unerschrocken erledigt haben, „was ihre Aufgabe war“, einander gerade allen Ernstes die militärische Ehrenbezeugung erwiesen haben, und das ist harter Stoff, der verdaut werden will. Vor wenigen Tagen habe ich mich noch über den finalen Heldenkitsch im Vorgängerfilm Godzilla vs. Megaguirus aufgeregt, aber verglichen mit dem, was uns Shûsuke Kaneko (der gemeinsam mit Keiichi Hasegawa und Masahiro Yokotani auch das Skript verantworten muss) in Giant Monsters All-Out Attack auftischt, war das noch harmlos. Abgesehen davon, dass mit den Autoren hier schon rein inhaltlich komplett die Pferde durchgehen und ihr Weg zum Happy End den menschlichen Verstand massiv beleidigt, nervt auch die kaum noch unterschwellige Verteidigungsarmeeverherrlichung der Schlussphase. Entscheidend bleibt dabei, ich kann’s nicht oft genug sagen, die gnadenlose Ironiefreiheit, mit der einem dieser Pfeffer serviert wird. Dabei hätten schon Nuancen ausgereicht, um das Ende zu entschärfen – wenn eben Vater und Tochter beispielsweise bei ihrer militärischen Ehrenbezeugung gelacht und diese somit als Scherzchen deklariert hätten. Tun sie aber nicht. Die meinen das ernst. Hilfe! (Nur am Rande: Da es hier um die Würde des berühmtesten Filmmonsters ever geht, muss so etwas natürlich ganz anders bewertet werden als beispielsweise in irgendeinem dahingeschlonzten Asylum-Heuler.)
Damit ich mich aber nicht noch länger über Kanekos finale Pathos- und Patriotismus-Offensive aufrege, will ich mich jetzt erst einmal über etwas anderes aufregen – und zwar über die Geißel des Katastrophen-, Monster- und Actionfilms, nämlich eine übereifrige, penetrant wider alle Vernunft handelnde und weder Tod noch Teufel fürchtende Nachwuchsjournalistin, die einem mit theatralischen Live-Reportagen die letzten Nerven raubt ® – hier: Yuri. Ich will gern einräumen, dass meine Abneigung gegen solche leider allzu oft anzutreffenden Figuren (sie machen’s den Skriptautoren nun einmal leicht) eine subjektive Angelegenheit ist, aber ein Hauch von Allgemeingültigkeit lässt sich durchaus darin finden – man muss nur einmal betrachten, wie weit Yuris Treiben im Laufe des Geschehens (und auch hierbei: allen Ernstes) over the top geht. So etwas nervt – mir hat die ehrgeizige Reporterin den Film fast noch mehr verhagelt als sein schauriges Heldenpathos, wobei beides natürlich auch miteinander korreliert.
Über Yuri und ihre Recherchen wird indes auch der mythologische Hintergrund der Handlung vermittelt, mit dem sich Giant Monsters All-Out Attack zumindest ein Stück weit von all seinen Vorgängern abgrenzen möchte – den Großen Grünen als Inkarnation der Seelen von Kriegsopfern zu interpretieren, ist tatsächlich ein ganz neuer Ansatz, mit dem man’s wie auch mit der Geschichte um die Schutztiere durchaus einmal versuchen kann. Allerdings wäre es schön, wenn sich das Skript in dieser Sache etwas klarer ausdrücken würde, denn wirklich nachvollziehen beziehungsweise stimmig aus den Bruchstücken zusammensetzen, die man immer wieder einmal in den Dialogen vorgeworfen bekommt, lässt sich zumindest die mythologische Schiene des Streifens nur mühsam. Abgesehen davon, dass man die Relevanz des Gefasels, das ein greiser, in irgendeiner Polizeistation inhaftierter Wirrkopf von sich gibt, mit Recht infrage stellen kann, wird in der Folge auch vieles nicht vernünftig ausformuliert oder bleibt schlichtweg konfus. So ist beispielsweise mehrfach von irgendeinem „Yamato“-Drachen die Rede, als müsste man ihn seit Kindertagen kennen (ich weiß selbst jetzt noch nicht so recht, wer das sein soll), dann faselt Yuki wie schon erwähnt etwas vom „tausendjährigen Drachenkönig King Ghidorah“, obwohl der doch schon allein zweitausend Jahre lang schläft, und vieles mehr.
Erzählerisch holpert Giant Monsters All-Out Attack also ganz gewaltig, was umso augenfälliger wird, wenn man (wie ich oben) einmal versucht, den Inhalt halbwegs schlüssig wiederzugeben. Schaut man den Film indes einfach nur im Entspannungsmodus (also mit halber Hirnleistung ...) an, fallen die Lücken und Ungereimtheiten nicht substanziell ins Gewicht – man kann die Leute reden lassen und sich ausreichend an der einfachen Formel „Böser WK-II-Seelen-Godzilla gegen gute Schutztiere“ orientieren. Am Ende, so ehrlich darf man sein, geht es ja doch in erster Linie um die Monster und ihr Tun. Und die tun eine Menge, das heißt, sie prügeln sich verantwortungsbewusst in verschiedenen Konstellationen durch Modellbaukulissen ... und lassen es sich bis auf Mothra nicht nehmen, mit spektakulären Explosionen abzutreten. In diesem Punkt, das hatte ich richtig in Erinnerung, geht Giant Monsters All-Out Attack bis zum Äußersten – es gibt Szenen, in denen mehr einfach nicht explodieren kann, weil kein pyrotechnikfreier Quadratzentimeter Leinwand oder Bildschirm übrig ist (hierbei sei auch an den Atompilz erinnert). Leider sind diese Actionszenen sehr stark mit CGI-Effekten durchsetzt – der einzige echte Old-School-Kampf ist der zwischen Godzilla und Baragon, während Mothra komplett am Computer entstand und auch der Dreikopf Ghidorah vielfach als CGI-Version zu sehen ist. Das wirkt zumindest für alte Kaijū-Eiga-Hasen, die den Großen Grünen schon durch seine Shōwa- und die folgende Heisei-Epoche begleitet haben, ziemlich befremdend. Auch Godzilla selbst ist hier nicht ganz „er selbst“ – sein Suit ist wieder plumper geworden und durch die glasigen weißen Augen hat er tatsächlich etwas „Untotes“ an sich. Ein solches Aussehen passt natürlich zu seinem historischen und mythologischen Hintergrund, aber man muss sich daran gewöhnen. Richtig „persönlich“ wird’s hier nie mit ihm.
Was Giant Monsters All-Out Attack ebenfalls sehr deutlich von den bisherigen Godzilla-Streifen unterscheidet, sind einige unerwartete Härten. Während menschliche Opfer bisher mit wenigen Ausnahmen ein bewusst diffus gehaltener Faktor waren, wird hier des Öfteren ganz explizit gestorben – das betrifft die Bikergang am Myoko-Berg, die nichtswürdigen „Studenten“ am Ikeda-See, die zahlreichen Menschen auf dem atomisierten Platz in Yaizu, eine junge Frau im dortigen Krankenhaus (die sich schon gerettet glaubt, als Godzilla an ihrem Fenster vorbeigelaufen ist, aber dann zertrümmert er doch noch mit dem Schwanz das Gebäude – fies!), die Besatzung eines Hubschraubers, aus dem heraus in Hakone der Kampf zwischen Godzilla und Baragon gefilmt wird und nicht zuletzt ein Großteil der angreifenden Verteidigungsarmeeangehörigen in Yokohama (Verlustrate 90 Prozent ...). Dennoch, und auch das geschieht nicht aller Tage, ist es am Ende die Verteidigungsarmee beziehungsweise verallgemeinert das Militär, das den Großen Grünen besiegt – in Gestalt des Admirals Taizô Tachibana. Wenn das mal nicht mit glühendem Pathos gefeiert werden muss ...
Optisch macht Giant Monsters All-Out Attack einen guten Eindruck – der Streifen kommt wie in der Millennium-Epoche üblich mit sauberen Breitwandbildern daher und verpfuscht sie weniger oft mit mieser CGI-Trickserei als seine beiden Vorgänger. Wenn man die Augen fest zudrückt, kann man so manchen Rechnereffekt durchwinken, und wirklich unverzeihliche Ausrutscher bleiben aus. Allerlei Bedenkliches wie schlecht animierte Flammen (generell ist auch hier die Pyrotechnik der alten Schule dem CGI-Feuerwerk klar überlegen), unbeholfene „Unterwasseraufnahmen“ Godzillas oder einen peinlichen „Kreuzer“ der Verteidigungsmarine gibt es allerdings immer noch zu sehen, und darüber hinaus sollte auch dringend über ein paar weniger in ihrer technischen Umsetzung als vielmehr schon konzeptionell fragwürdige Bilder geredet werden: Ein strahlend hellgelb glühender CGI-Ghidorah ist beispielsweise, ähm ... zu strahlend, zu hellgelb, zu glühend und entschieden zu computergeneriert. An diesen leuchtenden Flächen ist nichts mehr physisch, sprich anfassbar und glaubwürdig – mich haben sie sehr stark an den ebenfalls hellgelb leuchtenden Ghidorah respektive die hellgelb leuchtenden Ghidorah-Hälse in Godzilla: Zerstörer der Welt, dem Abschlussteil einer Godzilla-Zeichentrickfilm-Trilogie von Kōbun Shizuno und Hiroyuki Seshita, erinnert.
Aber zurück zu Giant Monsters All-Out Attack: Sehr gut gelungen sind ein paar Rückprojektionen – belebte urbane Schauplätze und der im Hintergrund herumlaufende Große Grüne wurden teilweise hervorragend miteinander verschmolzen. Wenn man bedenkt, wie grauenhaft das selbst zu Heisei-Zeiten noch aussah, kann man getrost einmal applaudieren. Über jeden Zweifel erhaben sind schließlich auch hier wieder die umfangreich eingesetzten Modellbaulandschaften. Ich habe einige Making-of-Bilder von Giant Monsters All-Out Attack gesehen, die noch einmal sehr viel mehr als der eigentliche Film verdeutlichen, welche unglaublich aufwendige und akribische Arbeit die Bastler und Handwerker der Tōhō in dieser Sache geleistet haben – und das alles nur, damit ihr Werk ein paar Sekunden lang im Bild ist, um dann von einem Riesenmonster beziehungsweise einem Mann im Riesenmonsterkostüm zertrampelt zu werden. Ein Jammer eigentlich.
Und dann sind da noch ... vier Monster. Godzilla trägt hier seinen neuen GMKGoji-Anzug, der sich wie schon erwähnt ganz wesentlich von den identischen „moderneren“ Suits der beiden ersten Millennium-Filme unterscheidet und dank seiner rustikalen Ausstrahlung stark an die Heisei-Zeit erinnert. Zudem weist er mit seinen „toten“ weißen Augen und einem ausgeprägt eckigen Maul zwei echte Alleinstellungsmerkmale auf – diesen Godzilla kann man mit keinem seiner Nachfolger oder Vorgänger verwechseln. Humorlos und auf eine dumpfe Art bedrohlich wirkt er natürlich allemal.
Sehr viel weniger bedrohlich ist hingegen das in Friedenszeiten unterirdisch lebende Schweinegürteltier Baragon, aber es macht sich dadurch verdient, dass es dank seiner Old-School-Umsetzung (es tritt ausschließlich als Woman-in-Suit-Monster auf) eine kräftige Dosis Nostalgie mitbringt. Während seiner Auftritte fühlt man sich wirklich wie in seligen Shōwa-Zeiten, zumal sie auch von ein paar eher fröhlichen und offen zum Trash neigenden Einlagen begleitet werden. Baragons Gestaltung und Umsetzung sind indes gar nicht so übel – wenn die seltsamen Schweineohren und das orangefarbene Horn nicht wären, könnte man ihn fast ernst nehmen. Es handelt sich bei ihm übrigens mitnichten um eine Neuschöpfung: Baragon hatte bereits im Jahr 1965 in Ishirô Hondas wunderbarem Parallel-Kaijū-Eiga Frankenstein vs. Baragon aka Frankenstein – Der Schrecken mit dem Affengesicht sein Leinwanddebüt und wirkte auch im Shōwa-Godzilla-Klassiker Frankenstein und die Monster aus dem All mit – zumindest theoretisch, denn in praxi wurde er vom Gorosaurus gedoubelt und stand ansonsten nur kurz als Gummipuppe in der Gegend herum. Von den drei „Gastmonstern“ in Giant Monsters All-Out Attack hat mir Baragon auf jeden Fall eindeutig am besten gefallen (weshalb ich es umso verwerflicher finde, dass er im Titel keine Erwähnung findet – dieses eine Wort hätte man dort auch noch unterbringen können).
King Ghidorah ist derweil ein teilweise im herkömmlichen Suitmation-Verfahren und dann wieder als mehr oder weniger gelungene Rechnerkreatur umgesetztes Monster, was natürlich ziemlich unstrukturiert erscheint und dafür sorgt, dass der Dreikopf hier nie einen „Charakter“ entwickeln kann. Und bei seiner schon erwähnten finalen CGI-Leuchterscheinung ist ohnehin alles zu spät. Mothra stammt zu guter Letzt ausschließlich aus dem Computer, und das steht ihr erstaunlich gut, weil sie dadurch weniger plüschig wirkt als bei ihren bisherigen Auftritten. Allerdings weiß sie beim Fliegen auch hier noch nicht so recht, was sie mit ihren Beinen anstellen soll – die hängen stocksteif herum wie eh und je. Das sieht extrem unglücklich aus und regt zu der Frage an, was Motten denn nun eigentlich mit ihren Beinen machen, wenn sie fliegen (oder vielmehr, wie ihre Beine beim Fliegen aussehen, denn viel machen dürften auch sie nicht mit ihnen können). Vielleicht forsche ich da einmal nach.
Abschließend soll zu den Monstern noch angemerkt werden, dass sie im Vergleich zu früheren und späteren Versionen (so es Letztere gibt) ziemlich klein ausgefallen sind: Godzilla ist 60 Meter hoch, King Ghidorah nur 49 Meter und Baragon die bereits erwähnten 30 Meter, während Mothra eine Flügelspannweite von 75 Metern hat. Das gab’s schon sehr viel größer. Die menschlichen Mitwirkenden sind indes so groß wie üblich – und ihre Darsteller machen ihr Ding so gut es geht. Im Mittelpunkt steht dabei Chiharu Niiyama als tollkühne Jungjournalistin Yuri Tachibana, die mir kolossal auf den Senkel gegangen ist. Dies gilt allerdings nur im Zusammenhang mit ihrer unsäglichen Figur – grundsätzlich hat sie mir ziemlich gut gefallen, da sie sowohl eine angenehme Person ist als auch gelegentliche Anflüge von Schauspiel zeigt, welches ja im Kaijū Eiga ein eher seltener Gast ist. Sehr sympathisch ist darüber hinaus Ryûdô Uzaki als Admiral Taizô Tachibana, der hier wie Chiharu Niiyama seinen ersten (und wenn ich nicht irre auch letzten) Auftritt in einem Kaijū Eiga absolviert. Ryûdô Uzaki hatte allerdings auch noch andere Sachen um die Ohren, denn jenseits der Schauspielerei war er fleißig als Komponist tätig. In den Siebzigerjahren konnte er in Japan mit seiner Rock-’n’-Roll-Truppe „The Down Town Boogie-Woogie Band“ sogar eine beträchtliche Popularität erreichen. Seinen Admiral Tachibana spielt er tadellos und wohltuend zurückgenommen. Yuris Kumpel (von mehr war nie die Rede) Teruaki Takeda wird derweil von Masahiro Kobayashi und damit einem weiteren Kaijū-Eiga-Neuling verkörpert, der sehr blass agiert, aber auch nur als Stichwortgeber und Erklärbär an Yuris Seite gebraucht wird – da kann nicht viel kommen. Ein wenig Charisma hätte dennoch nicht geschadet. Derweil sind nicht alle Mitwirkenden neu im Godzilla-Universum. Shirô Sano, der mit langen Haaren in einer ziemlich albern angelegten Rolle Yuris Chefredakteur spielt, war zum Beispiel schon als Professor Miyasaka in Godzilla 2000: Millennium zu sehen, und auch Hideyo Amamoto kann eine Kaijū-Eiga-Vergangenheit vorweisen: Im Jahr 1969 hat er im berüchtigten „Kinderfilm“ Godzilla: Attack All Monsters aka Godzilla’s Revenge den sympathischen „Onkel“ Shinpei, sprich eine Art Vaterersatz für den minderjährigen Protagonisten Ichirô gespielt. Hier sehen wir ihn in der wenig fordernden Rolle des alten Sonderlings Professor Isayama, der übrigens möglicherweise nur eine Art Geist gewesen sein könnte, denn am Ende ist er verschwunden und wir erfahren, dass er vor fünfzig Jahren schon fünfundsiebzig war (geheimnisvoll, geheimnisvoll ...).
Ein regelrechter Dauergast in den Godzilla-Streifen ist schließlich Kôichi Ueda, der den erwähnten Bürgermeister spielt und seit Godzilla – der Urgigant (heute will ich’s kurz machen) in schlichtweg jedem Film der Reihe mitgewirkt hat – wenn auch stets nur in kleinen Nebenrollen. Eine echte Hauptrolle hat dagegen Mizuho Yoshida, der hier den Godzilla-Gummianzug trägt und sogar noch einen Mikroauftritt als Passant in Yokohama absolvieren darf. Es ist sein erster Einsatz in der Godzilla-Reihe, aber Monsterkostüme trug er bereits vorher, wie beispielsweise das von Dagahra im Mittelteil der zwischen 1996 und 1998 im Hause Tōhō produzierten Mothra-Trilogie. Auch Akira Ohashi, der als „Kingugidora“ zu sehen ist, gibt hier sein Godzilla-Debüt – vermutlich hat ihn Shûsuke Kaneko mitgebracht, denn für den hat Ohashi bereits die Gamera-Suits in den gefeierten Daiei-Riesenschildkrötenauftritten Gamera 2: Attack of the Legion und Gamera 3: Revenge of Iris getragen. Ganz neu im Geschäft ist derweil Rie Ôta als Baragon und damit (es klang schon kurz an) die erste Frau, die in der Geschichte des Gojira Eiga ein Monsterkostüm trägt. Da Baragon nur halb so groß ist wie Godzilla, konnte man natürlich keinen ausgewachsenen Mann in sein Kostüm zwängen und hat sich daher für die nur 1,48 Meter große Rie Ôta entschieden, die ihren beiden Kollegen in nichts nachsteht. Hut ab, denn wie schon des Öfteren gesagt ist Tragen der schweren Suits unter heißen Studio-Scheinwerfern ein echt harter Job. Sie und Akira Ohashi haben überdies auch noch eine menschliche Minirolle und dürfen ein paar Sekunden lang im Hafenbüro von Yaizu herumstehen. Für Rie Ôta ist dies allerdings einer von nur zwei Filmauftritten geblieben. Den Score verdanken wir zu guter Letzt einem weiteren Godzilla-Debütanten: Er stammt von Kô Ohtani (auch Kow Otani) und kommt mit wuchtigen Klängen vornehmlich elektronischer Natur daher, was zunächst ungewohnt klingt, aber gerade die Actionszenen wirkungsvoll unterstützt und daher nicht unerheblich an den meisten Highlights des Streifens beteiligt ist. Und zum Abspann gibt’s dann auch noch die guten alten Motive von Akira Ifukube. Sehr schön.
Für einen umfassend versöhnlichen Ausklang will aber selbst das nicht ausreichen – zu schwer wiegen einige Probleme, die dieser Film mit sich herumschleppt. Godzilla, Baragon, Mothra and King Ghidorah: Giant Monsters All-Out Attack (das sollte man Baragon unbedingt schuldig sein!) ist ein von unzulänglich ausgearbeiteten mythologischen Ansätzen bestimmter Godzilla-Streifen, der sich bemüht, Elemente des traditionellen Kaijū Eiga mit fortschrittlichen Technologien zu verbinden, dabei aber allzu oft ins Straucheln gerät. So entwickelt er in seinen besten Momenten eine wirklich atemberaubende Intensität und zeigt, wozu das oft belächelte japanische Riesenmonsterkino fähig ist, bürdet diesem aber auch allerlei uncharmanten CGI-Ausschuss auf und nimmt vor allem inhaltlich einen äußerst ungünstigen Verlauf – bis hin zum plumpen, haarsträubend unglaubwürdigen und in seinem Militärpathos nahezu unerträglichen Finale.
Wie ich persönlich damit umgehen soll, weiß ich ehrlich gesagt noch immer nicht so recht. Natürlich muss man so etwas schon im eigenen Interesse als Parodie lesen respektive mit Humor nehmen, nur: Das ist im konkreten Fall ziemlich schwierig. Dennoch heilt die Zeit anscheinend auch hier alle Wunden, denn inzwischen, es sind zwei, drei Tage vergangen, sehe ich die ganze Veranstaltung mit sehr viel weniger Groll als unmittelbar nach ihrem Ende – fast möchte ich „entspannt“ sagen. Ein Godzilla-Film bleibt eben doch immer ein Godzilla-Film, auch wenn der Heldenkitsch noch so groß ist und nervenzertrampelnde Nachwuchsjournalistinnen noch so viel berichterstatten ...
Knapp gerettete 7 von 10 Punkten aus persönlicher Sicht, für Berufssoldaten sollten ebenfalls 7 von 10 okay sein, ansonsten gnädige 6 von 10.
(09/24)