Review

Beim Titel „Coffin Rock“ könnte einem der Gedanke zu einem Spin-off zu „Blair Witch Project“ kommen, da dieser Ort bisweilen Erwähnung findet und ein Prequel seit geraumer Zeit in Planung ist. Doch dieser australische Beitrag hat damit nichts zu tun und thematisiert stattdessen eine völlig innovationslose Geschichte über einen durchgeknallten Stalker in einem Fischerdorf.

In diesem kleinen Ort an der Küste kennt jeder jeden und der unerfüllte Babywunsch des Paares Jessie (Lisa Chappell) und Rob (Robert Taylor) ist hinlänglich bekannt.
In einer Klinik wird der junge Evan (Sam Parsonson) auf die 35-jährige Frau aufmerksam und heftet sich ihr als Stalker an die Verse, zunächst getarnt als Hilfsarbeiter im Fischereibetrieb.
Als sich Jessie in angetrunkenem Zustand auf Evan einlässt, bereut sie noch während des Geschlechtsverkehrs ihre Aktion, doch kurz darauf ist der Schwangerschaftstest positiv und Evans Beharrlichkeit nimmt immer psychopathischere Züge an…

Die erste Hälfte gestaltet sich beinahe wie ein Ehedrama in malerischer Kulisse.
Rob geht mit seinen Kumpels angeln, sie eifert jeder Möglichkeit nach, schwanger zu werden und im Dorf ist man allseits nett und freundlich.
Erfahrene Zuschauer ahnen hingegen mit der ersten Einstellung der Figur Evans, dass mit dem etwas nicht stimmt, als er da so am Empfang des Krankenhauses sitzt, Jessie anstarrt und gleich darauf die Adressdaten herausfiltert.
Immerhin kann man bis dato mit dem Paar so einigermaßen warm werden, denn einerseits wird der Kinderwunsch plausibel eingearbeitet, andererseits weist ein übersteigerter Drang auch die Konsequenzen auf, was schließlich zum Streit der beiden führt.

Ein kleiner Knackpunkt dieser Story ist (einmal mehr innerhalb dieser typischen Dreiecksgeschichten), dass der Seitensprung selbst dann nicht dem Partner gebeichtet wird, als der Dritte im Bunde zu gefährlichen Eingriffen neigt und das Intimleben, als auch das persönliche Wohlergehen furchtbar darunter leiden. Jessie schweigt selbst zu dem Zeitpunkt noch, als Evan vom gemeinsamen Wegziehen faselt und uneingeladen zu einer Feier erscheint, - spätestens da müsste eine reife Frau gegenüber einem Jüngling entschlossener handeln.

Ein weiteres Manko ist der etwas undurchschaubare Charakter Evans, über dessen Beweggründe man rein gar nichts erfährt. Angelegt ist seine Figur ein wenig nach dem „Norman Bates Schema“: Telefongespräche mit dem Vater, der möglicherweise gar nicht existiert, ein latent unsicheres Verhalten, welches die Älteren im Dorf vermuten lässt, dass der Knabe schwul ist und natürlich impulsive Unberechenbarkeit, die zu so einem Stalker beinahe schon zum Pflichtprogramm zählt.

Spannend ist die Figur ergo schon, doch Evans Aktionen entbehren jeglicher Originalität, denn, ohne Details zu verraten, - zumindest sollte doch das Paar gegeneinander ausgespielt werden und man als Zuschauer das Gefühl haben: Was für ein fieser Bursche, hoffentlich geht´s ihm bald hart an den Kragen. Doch all dies stellt sich nur in verminderter Form ein und so ein richtiges Mitfiebern kommt infolgedessen auch kaum auf.

Selbst nachdem das Tempo im letzten Drittel deutlich angezogen wird, stellen sich nur selten Spannungsmomente ein, wobei sich der Showdown als überaus lahmer Einfall entpuppt und kaum eine dramaturgische Steigerung einzubinden weiß.
Eher erhält man mit den letzten Einstellungen einen kleinen Denkanstoß, der unter Umständen ein kleines Schmunzeln auslösen könnte.

Für ein Regiedebüt geht der Streifen handwerklich in Ordnung, die drei Hauptdarsteller performen solide, doch die Geschichte ist nicht nur im Kern ein alter Hut, - sie bleibt es auch innerhalb der phasenweise zähen Umsetzung.
Eine verhängnisvolle Affäre und die daraus entstehenden Konsequenzen, - da muss mehr kommen als ein Psychothriller, der in dieser Form in den Sechzigern vielleicht noch als Blockbuster durchgegangen wäre…
4,5 von 10

Details
Ähnliche Filme