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Der Titel, die Geschichte, Gunnar "Leatherface" Hansen in einer Nebenrolle und die sadistische Fischer-Familie erinnern doch stark an Tobe Hoopers Klassiker aus dem Jahr 1974. Dies wird auch massiv genutzt, um "Reykjavik Whale Watching Massacre" dem Publikum schmackhaft zu machen. Doch dieser irländische Beitrag entpuppt sich nur als einer von vielen, das beginnt schon bei der Story.
Mal wieder gerät eine Gruppe Menschen in die Hände einer sadistischen Kleinfamilie, die dem Walfang abgeschworen haben und stattdessen nun Ihresgleichen auf den Speiseplan gesetzt haben. Immerhin besteht die Opfergruppe mal nicht aus Teenagern, sondern aus erwachsenen Menschen, die sich jedoch sehr egoistisch verhalten.
Da hätten wir den homosexuellen Schwarzen und die hübsche Blondine, welche sich vorerst als Helden heraus kristallisieren, hinzu kommt ein japanischer Chauvi mit Freu und Dienerin, drei deutsche Frauen die gerne lästern, einen stets besoffenen Franzosen und ein weiteres Blondchen deren Zukünftiger kurz vor der Hochzeit gestorben ist.

Alle haben eines gemeinsam, sie dienen nur als Kanonenfutter, einen Sympathiträger findet man nicht. Neuling Júlíus Kemp macht immerhin nicht den Fehler und wartet bis zur Halbzeit, um mit dem Treiben zu beginnen. Der Zuschauer muss sich lediglich durch ein relativ uninteressantes erstes Drittel kämpfen, bevor man auf dem Kutter der dreiköpfigen Familie landet.
Deren Motiv ist der Hass auf Touristen, in ihrer Freizeit schnitzen sie Figuren aus Holz, die ein scheinbar geistig beschränkter an Land verkauft. Was es mit diesem Typ auf sich hat erklärt uns Kemp nicht, doch er spielt im weiteren Verlauf noch eine Rolle.
Jedenfalls kaum an Bord, darf die Metzelei beginnen, denn Mutter und ihre beiden Söhne rücken der gemischten Gruppe nun mit allerlei Waffen auf den Leib. Da werden Hämmer in Köpfe geschlagen, Leute bei lebendigem Leibe abgefackelt, eine Leuchtrakete ins Auge geschossen, Körper durchbohrt oder Köpfe zerplatzen oder werden abgeschlagen. Es wird keine Grenze überschritten, doch der Gorefan wird bedient, auch aufgrund der ordentlichen Qualität der Goreeffekte.

Was nun folgt ist eine mäßig spannende Hatz auf engstem Raum, die aber kaum Neues bietet und auch dank des zurückhaltenden Scores nicht immer fesselt. Auch das Verhalten der Opfer kann in jeder Hinsicht kritisiert werden, denn jeder ist sich selbst der Nächste. Solch eine egoistische Ansammlung von Menschen gab es schon lange nicht mehr, was dem Film aber einen Tick Originalität verleiht, denn so sind viele im wirklichen Leben. Aber irgendwann ist man das ständige Anfeinden und Gekeife auch leid.
So schlägt dieser Kampf auch gegen Ende eine etwas andere Richtung ein und steuert sichtlich nicht auf ein Happy End zu. Aber der Funke will einfach nicht überspringen, was auch an den sehr durchschnittlichen Darstellern und der zu unauffälligen Regie von Kemp liegt.

"Reykjavik Whale Watching Massacre" funktioniert nur bedingt, wofür allein schon mal ein fehlender Sympathieträger verantwortlich ist. Desweiteren scheint Kemp einfach die Erfahrung zu fehlen, solch einen teilweise klischeebeladenen Kampf spannend in Szene zu setzen. Hinzu kommen eher mäßige Darsteller, die den Film schließlich in den unteren Durchschnittsbereich ziehen. Dank der kurzen Laufzeit und dem recht zügigen Beginn des eigentlichen Geschehens ist ein moderater Unterhaltungswert vorhanden.

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