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Da Tom Hanks ein paar Monate brauchte, um für die Dreharbeiten zu „Cast away“ entsprechend in abzuspecken, drehte Robert Zemeckis, quasi zum Zeitvertreib, einen Mysterythriller, mit den beiden Altstars Michelle Pfeifer und Harrison Ford, der letztendlich unterhaltsamer als Hanks Inselleben ausfallen sollte.

Ohne Wachrüttelszene zu Beginn, nimmt sich das Script ausführlich und liebevoll den beiden Hauptcharakteren an, die in einer perfekten Familienidylle zu leben scheinen. Die Tochter wird langsam flügge, Mutter Pfeiffer muss gegen ihre Beschützerinstinkte kämpfen und Vater Ford bleibt stets der souveräne, schier ideale Ehemann, etwas mit Arbeit überladen, aber ohne Allüren. Die viele Zeit für sich, der ganze Tag allein im großen Haus und die scheinbar bröckelnde Beziehung der Nachbarn lassen schon bald Pfeiffers Alarmsirenen schellen, bis sie sogar, frei nach „Das Fenster zum Hof“, zu sehen glaubt, wie der Nachbar in einer regnerischen Nacht, eine Leicht entsorgt.

Bei all’ den Zugeständnissen für eine solide, ausführliche Einleitung, bleibt die Suspense leider gänzlich auf der Strecke, denn die wenigen unerklärlichen Phänomene erweisen sich als laues Lüftchen: Hier steht mal eine Tür offen, da fällt mal ein Bild um und dort schaut der Familien-Wauwau mal vorbei. Weder die Umrisse einer Wasserleiche, noch die nächtliche düstere Optik wollen so recht fesseln und lassen klar werden, dass eine kürzere Abhandlung dieser Geschehnisse wünschenswert gewesen wäre. Hinzu kommt eine nicht ganz einwandfreie Kohärenz der verschiedenen Hirngespinste, die im pfeifferschen Gehirn so rumschwellen. Der scheinbare Mord wird schnell geklärt, doch bald wird sie von einer neuen fixen Idee (Im Haus spukt es!) Heim gesucht, die dann auch wieder einige Fragen bezüglich eines Vorfalls vor einem Jahr offen lässt und nicht erklärt, ob sie bis dahin an Amnesie litt.

Sicher, „Schatten der Wahrheit“ ist düster inszeniert, denn Zemeckis kann mit der Kamera umgehen, wie er spätestens im Finale wieder unter Beweis stellt. In düsteren Bildern, die entfernt an die Surrealität von „The Ring“ erinnern, haftet dem Film ständig eine eigenartige Spannung an. Die Schockmomente sind dabei wunderbar platziert und treffen, auch dank Alan Silvestris Score, stets ins Schwarze. Insbesondere das Finale, in der wir dann auch endlich ernsthaft um das Leben der Hauptprotagonistin fürchten müssen, hat diesbezüglich einiges zu bieten. Die Ideen holte Zemeckis sich zwar bei Altmeister Hitchcock, was an sich nichts Schlimmes ist, den „Roten Hering“ hätte er sich mit der Laborszene aber trotzdem sparen können, verrät sie erfahrenen Zuschauern doch ein Großteil der Lösung. Nicht ganz so viel Geschick schienen die Drehbuchautoren gehabt zu haben, die zwar ein überraschendes und spannendes Ende zu bieten haben, aber dem Pfeiffer-Charakter zu einem Universaltalent des Horrors degradieren, der sich später noch mit Hexenmagie auseinander setzen muss. Die Schleife von „unheimlichem Ereignis“ und „Ich will es meinen Mann zeigen, aber da ist es schon weg“ hätte in ihrer Ausführlichkeit ebenfalls stark gestrafft werden können, während der Besuch beim Psychiater gar keinen weiteren Wert besitzt.

Michelle Pfeiffer, der die Rollen inzwischen auch nicht mehr in den Briefkasten fliegen (oder ist sie extrem wählerisch geworden?) liefert hier, besonders in ihren angsterfüllten Momenten, eine durchweg gute Leistung ab und genießt es sichtlich im Mittelpunkt zu stehen. Die Überlastung ihres Charakters muss ganz klar dem Script zugeschrieben werden. Ist Harrison Ford zu Beginn nur eine Nebenfigur, nimmt seine Screentime mit fortschreitender Handlung zu. Hier mal sehr untypisch besetzt und spielend zeigt er eine klasse Leistung, die man seitdem in „K-19 – The Widowmaker“ und „Hollywood Homicide“ aber leider vermisst. Dennoch scheint er es nicht verlernt zu haben.

Fazit:
Robert Zemeckis gelang ein unterhaltsamer Mysterythriller, der aber auch ganz klar von der damaligen Strömung profitierte. Die Inszenierung ist spannend wie atmosphärisch, aber das Script ist leider ein Manko, dass das Gesamtbild stark schädigt. Oft wie ein Versatz aus Klassikern wirkend und ohne klare Struktur, gerät der Erzählfluss ab und zu stark ins Stocken, um, nachdem ein Phänomen aufgeklärt ist, sich einem neuen zu widmen. Die dabei auftretenden Überraschungen sind dabei aber selten so revolutionär, wie die Autoren sie verkaufen möchten. Ansehbar, aber eher ein schwächerer Zemeckis.

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