Seinerzeit beim offiziellen Start sprachen ja verschiedene Kritiker und Zuschauer von Hitchcock-Style und elegantem Psychothriller etc.pp.
Das ganze muss man dann doch differenzierter sehen. WHAT LIES BENEATH benutzt etliche Elemente aus klassischen Psyciothrillern und Grusel-/Horrorfilmen. Zum Teil werden bekannte Szenen aus Filmen wie SUSPICION (1941), REAR WINDOW (1954) und REBECCA (1940) von Hitchcock, THE EXORCIST (1973) von Friedkin, THE STEPFATHER (1987) von Joseph Ruben und GHOST STORY (1981) von John Irvin 1 : 1 kopiert. Die Auswahl der Vorbilder ist mit Sicherheit nicht die schlechteste, jedoch bleibt die stilistische Brillanz, die einen Großteil dieser Filme auszeichnete doch deutlich auf der Strecke.
Das Drehbuch (oder vielmehr der Plot) ist ordentlich und birgt bis zum Ende immer wieder kleine Überraschungen und nette Wendungen. Die Zeichnung der Figuren (allen voran Michelle Pfeiffers Rolle) ist vor allem am Anfang ziemlich stimmig und genau. Lediglich gegen Ende des Films gibt es in ihrer Rolle einige Twists, die etwas unerwartet kommen, aber nicht großartig negativ auffallen. Harrison Fords Rolle dagegen erlebt einen zu unerwarteten Bruch, die PsychoLOGIK und Plausibilität wird da doch etwas arg zugunsten einer dramatischen Entwicklung unberücksichtigt gelassen. Diese doch sehr schlampig angelegte Rolle ist m.E. das Hauptmanko des Films und lassen dem über 2/3 der Laufzeit durchaus unterhaltsamen und vernünftigen Thriller im letzten Drittel die Luft ausgehen. Nichtsdestotrotz sind die Darsteller (allen voran Michelle Pfeiffer) gut aufgelegt und in Spiellaune.
Die Inszenierung des eher für Komödien bekannten Robert Zemeckis ist routiniert, jedoch klischeedurchsetzt. Natürlich muss es in Nächten, wo schlimme Dinge zu erwarten sind neblig sein und wenn Michelle P. lauert, was sich hinter der knarrenden Tür verbirgt, war’s dann doch nur der Hund und so weiter und so fort. Billige Jahrmarkttricks, die schon gegen Ende der 30er Jahre langweilig waren und nur noch äußerst schreckhafte Seelen beeindrucken. Allen anderen bleibt hiernach der schale Geschmack von Ärger und verschenktem Potential auf der Zunge. Wann schnallen die Amis endlich, dass das derzeitige Mutterland des Horrors Japan heißt und eine verstörende Stimmung nicht eines Gewitters und eines Friedhofs bedarf, sondern einer guten Story und einer geduldigen psychologischen Inszenierung, die dann auch bei Tage funktioniert wie z.B. bei AUDITION (2000), RING (1998) oder KAIRO (2001)?
Trotz dieser Ärgernisse gelingen Zemeckis doch einige hübsche Momente, in denen sich sogar ein klein wenig Gänsehaut über den Körper zieht, weil das System des Schocks durch Schnitte häufig zugunsten dem viel wirkungsvolleren, da nachhaltigerem Mise en Scène weichen muss. Nicht selten tauchen plötzlich irgendwelche Dinge in Spiegeln auf oder im Bildhintergrund bewegt sich unscheinbar irgendetwas. So schön das Ganze ist, meint es Zemeckis leider auch hier ein bisschen zu gut und überstrapaziert auch dieses stilistische Mittel. Daher sind gegen Ende diese vermeintlichen Verstörter dann doch vorhersehbar und man kann heiteres Mitraten spielen, in welchem Spiegel denn nun welches Gesicht hinter dem Protagonisten erscheint.
Die Bildgestaltung von Don Burgess (SPIDER MAN, TERMIANTOR 3 etc.) ist ordentlich aber unauffällig. Überraschungen gibt es keine, weder negative noch positive. Der Routinier Alan Silvestri hat die Bilder mit einem angemessenen aber absolut unauffälligem Score unterlegt, der leider ebenfalls etwas uninspiriert scheint, aber seine Wirkung erfüllt.
Alles in allem ein hübsche Psychothriller, der streckenweise Spaß macht und etwas über üblichem Hollywoodstandard liegt. Der Gruselfaktor übersteigt auf jeden Fall bei Weitem den seinerzeit gehypten THE OTHERS (2001) mit Nicole Kidman, der nur ein ausgedehntes Gähnen erzeugte.
Mirco Hölling (02.12.2003)