Review

Regisseur Louis Morneau gilt längst als einer der besten B-Regisseure der letzten zehn Jahre. Seine Arbeiten sind nicht zahlreich, zeugen aber von Qualität. Kurzfristig reichte es für ihn unter Destination Films („Cowboy Bebop: The Movie“, „Into the Sun“) dann sogar zu einer Kinoproduktion, doch „Bats“ fiel beim Publikum leider durch.
„Made Men“, produziert von den „Lethal Weapon“ – Machern Richard Donner und Joel Silver, ist nach „Retroactive“ (übrigens ebenfalls sehr empfehlenswert) Morneaus zweite Zusammenarbeit mit James Belushi und wieder gelingt ihm etwas, was diverse Kollegen in den letzten Jahren nie schafften: Belushi in Szene zu setzen.

Nach seiner Psychopathenrolle in „Retroactive“ gibt er hier den schlitzohrigen Betrüger Bill Manucci, der seinen Boss, ein mächtiger Gangster, um 12 Millionen erleichterte und nebenbei noch beim FBI verpfiff, um so ein sicheres Leben im Zeugenschutzprogramm zu führen. Das friedliche Dasein hat aber ein Ende, als er in dem abgelegenen Kaff auf dem Land plötzlich von einer angeheuerten Killertruppe aufgespürt wird, die ihm die Kohle wieder abspenstig machen will.

Für mich ist „Made Men“ so was wie ein kleiner Kultfilm und wohl auch Morneaus beste Regiearbeit. So skurril, fintenreich und gespickt mit schwarzem Humor kommt selten ein Film daher – vor allem wenn er der zweiten Budgetliga entstammt. Wie erst im weiteren Verlauf des Films klar wird, muss man davon ausgehen, dass hier jeder falsch spielt, nur seine eigenen Interessen folgt und dafür über Leichen geht. An der Jagd durch die Ländlichkeiten sind nämlich bald nicht nur Bill und seine Häscher, sondern auch der lokale Drogenbauer und der dreckig-fiese Sheriff Dex Drier (Timothy Dalton, „Licence to Kill“, „Looney Tunes: Back in Action“) beteiligt.

Vor allem der spielfreudige James Belushi hat die Lacher auf seiner Seite, denn so frech und dreist wie er hier um sein Leben kämpfend alles und jeden versucht gegeneinander auszuspielen, muss man ihn einfach lieb gewinnen. Selbst in den unmöglichsten Situationen lässt er keine Chance aus irgendwas Provokantes zum besten zu geben, um postwendend dafür eine gesalzene Quittung zu erhalten. Seit Belushis Glanzphase in den Achtzigern („The Principal“, „Red Heat“) lässt der inzwischen deutlich Übergewichtige genau diese Lust am Schauspielern vermissen, liefert hier jedoch den Beweis ab, dass man ihn durchaus noch zu Höchstleistungen kitzeln kann.
Etwas anders sieht es da mit seinen Kollegen aus. Zwar besitzt „Made Men“ durchgängig durchgeknallte Charaktere, über routinierte Leistungen kommt allerdings keiner der Akteure hinaus. Das gilt auch für Ex-Bond Timothy Dalton.

Die flott erzählte Story ist nicht nur spannend, sondern auch voller funktionierender Überraschungen, was im B-Bereich längst keine Selbstverständlichkeit ist. Deswegen kann Morneau die Actioneinlagen auch portionieren. Natürlich bürgt er auch hier wieder für Qualität. Abgesehen von den spektakulären Autounfällen (das komplette Prozedere von durch die Luft fliegen, über überschlagen, bis hin zu explodieren und in einem Feuerball aufgehen), gibt es hier auch einige deftige Shootouts, in denen dann grundsätzlich gleich ganze Gebäude nebst Interieur kurz und klein geschossen werden, um hinterher zu explodieren. Blutige Shootouts sind die Ausnahme, dafür begeistert „Made Men“ mit der ausgezeichneten und innovativen Kameraarbeit (schräge Kamerawinkel, etc.) von Pyun-Spezi George Mooradian (imo der beste B-Kameramann, den es gibt), der inzwischen auch schon auf vier Zusammenarbeiten mit Morneau zurückblicken darf. Kurze Zeitlupensequenzen gehören genauso zum Programm dieser Zerstörungsorgien wie abwechslungsreiche Schnitttechniken.


Fazit:
„Made Men“ gehört eindeutig in die oberste Liga der Low-Budget-Produktionen. Die Kombination eines wendungsreichen Plots (natürlich sind die zig Twists etwas over the top) und glänzend inszenierter Action, gepaart mit Sarkasmus, schwarzem Humor und jeder Menge frecher Sprüche gelang im B-Milieu jedenfalls noch nie so gut. „Made Men“ macht in seinen 85 Minuten einfach nur Spaß, ist erfreulich kurzweilig, flott, skurril, witzig und überzeugt mit seiner exzellenten Inszenierung. An den Zerstörungsorgien, den Explosionen und den Autostunts kann ich mich jedenfalls gar nicht satt sehen – genau wie „Retroactive“ ein absoluter Geheimtipp.

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