Sie wissen, was eine Galerie ist? Schön!
Wissen Sie auch, was eine Gallerie ist?
Nachdem ich es mir jetzt mal angeschaut habe, bin ich überzeugt, es hat was mit der Galle zu tun, die einem hochkommt, wenn man diesen Omnibus-Schnellschuss von „American General Pictures“ von anno 1966/67 angesehen hat und einem bewusst wird, dass man dafür Geld bezahlt hat.
Gut, hab ich nicht, Glück gehabt, aber das macht die Sache auch nicht besser.
„American General Pictures“ ist so etwas wie der noch mieser weggekommene Adoptivbruder von „American International“, Roger Cormans fröhliche B- und (später) C-Schmiede für rasante Genrefilme. Und weil Amicus just angefangen hatte, erfolgreich Omnibus-Episodenfilme in die Kinos zu bringen, speziell „Die Todeskarten des Dr.Schreck“, der im Original „Dr.Terror’s House House of Horrors“ heißt, warum nicht noch eine Beinahefortsetzung namens „Dr.Terror’s Gallery of Horror“ rauslutschen, als unter dem Titel ohne Namenszusatz kein Erfolg beschieden war.
Besagter Dr.Terror soll wohl der altgediente Gruselmime John Carradine sein, der hier den „Narrator“ gibt – aber weil das Budget eben gerade mal 20 große Scheine umfasste, tritt er auch in persona auf. Man platziert ihn also neben das Bild des Schlosses aus Cormans „The Terror“ (was auch nur ein geschicktes und viel benutztes Matte Painting war) und dort darf er dem leidlich interessierten Publikum nun die Hucke voll sabbeln. Ganz im Ernst: ich weiß wirklich nicht, wie viel von dem unzusammenhängenden Tünnes, den er zum Thema Wissenschaft, Magie, Jenseits, dunklen Kräften und Flüchen absondert (und das todernst), auf der C-Synchro beruht, die man dem Film irgendwann draufgeklebt hat, aber allein sein Eröffnungsmonolog ist eine endlose Faselreise ins Jenseits. Und er taucht zwischen jeder der fünf Episoden auf, die zusammengenommen kaum eine Stunde von den 82 Minuten ausmachen.
Ach ja, die Episoden – die muss ich ja auch noch besprechen.
Also man kennt das ja, wenn die Kohle nicht reicht und dann muss man halt sparen. Spielt der Käse eben zu neun Zehnteln in einer Hütte. Oder einer Hüttenkulisse. Oder in einer Ecke einer Hüttenkulisse. Ist halt nicht so aufregend und macht den Film irre statisch, weil die Kamera meistens nur ein spartanisches Set hat, welches sie ablichten kann, also bloß nicht zu viel Bewegung unter den Lebenden und den Toten.
Da müssen es dann die Dialoge richten, aber bei denen rollen sich hier entweder vor fader Überflüssigkeit die Fußnägel hoch oder man dreht sich vor Absurdität im Kreis. Oder eben, man bedient sich an einem gewissen Anteil an stock footage, aber dazu später mehr.
Es geht los mit „The Witches Clock“, in dem uns verkauft wird, dass ein junges Ehepaar (er natürlich Schriftsteller) für lau ein Schloss gekauft hat. Gut, das benutzte Gemälde des Hauses von außen erinnert nicht an ein Schloss, aber wer bin ich denn, dass ich daran herumkritisieren dürfte. Die Butze sieht aus wie ein unaufgeräumter Dachboden und irgendwo in der Ecke steht ne alte Standuhr. In der Folge stehen Bob und Julie meistens vor dieser Uhr und unterhalten sich, wobei sie das Ding zum Laufen bringen will (wieso auch immer) und ihm das schnuppe ist, aber mittels Handgriff erledigt er die Sache doch. In der Folge schauen noch ein paar Leute vorbei: erst Carradine, der wie aus einem anderen Zeitalter gebeamt wirkt und irgendwas von Hexenflüchen murmelt. Dann kommt der Dorfarzt geritten, entkräftet vieles und bestätigt immerhin eine Hexe – ja, die mit der Uhr. An der trifft man sich dann irgendwann und der ganze Sums geht plötzlich in Flammen auf, wieso auch immer. Hinterher ist alles wie vorher und die nächsten Mieter rücken an. Man möge mich bitte wecken.
In Episode Zwei, „King of the Vampires” geht in London ein Serienkiller um und zwei Polizisten wollen natürlich rauskriegen, wer das nun ist. Scotland Yard schickt seinen besten Mann, der sich auch gleich auf eine spezielle Gasse festlegt (es gab da schon ein Opfer) und die Anwohner befragen will. Von allen Seiten wird abgewunken, aber er geht dennoch. Und prompt, das Volk dort besteht nur aus aggressiven Bratzen, die Polizisten nichts erzählen wollen, während sie aber die ganze Zeit darauf schimpfen, dass keiner den Mörder fängt. Irgendwann prügeln die bösen Leute noch einen armen Spaziergänger tot (in Anwesenheit unseres Cops Brenner) und dann wird der Plot dann auch für die Schlusspointe schon fallengelassen. Hint: sie ist nicht originell.
Dafür benötigte die Produktion genau eine Bürokulisse und eine Straßenecken/Parkkulisse, die so schlecht ausgeleuchtet wurde, dass man nicht erkennen kann, dass sie kaum vier Meter breit und drei tief ist. Aber etwas Nebel aus der Maschine reicht doch schon.
Als nächstes folgt „Monster Raid“, das wohl aufdringlichste Stück an Recycling: hier steht ein Wissenschaftler von den Toten auf, um sich an seiner Frau und einem Kollegen zu rächen. Letzterer hatte tatsächlich ein Techtelmechtel (weil der Gatte so viel arbeitete), aber nachdem der Wissenschaftler ihm von einem obskuren Serum erzählt hat (was das bewirken soll, wird erfolgreich ausgelassen), ist der Ehebrecher total von der Sache überzeugt. Und weil the Scientist total doof ist, testet er den Käse an sich selbst und stirbt. Und sein Kollege vermarktet und forscht so gut, dass die Witwe/Neue Gattin nun schon wieder vernachlässigt wird. (Was zugegeben irgendwie ironisch ist.)
Die Chose zieht einem den letzten Zahn, denn während die Laborgespräche der übliche Kokolores sind, darf man bei jedem Szenenschnitt das Heranrollen des des racheschnaubenden Toten begutachten. Natürlich war für eine Kutsche keine Kohle da, also bediente man sich bei Cormans Stockfundus und montierte eine kurze Kutschensequenz am Meeresufer gefühlt zwölfmal in die Episode, während auf der Tonspur der Tote vergnügt seine Rachepläne hervor gurgelt. Irgendwann ist er dann da, macht bei ihr Buh und geht dann auf den Kollegen zu (die anderthalb Sekunden mit der Monstermaske sind die besten des Films) und das wars.
Danach hat dann der Star des Films, good old Lon Chaney jr. seinen Gastauftritt in „Spark of Life“, wo er als Dr.Mendell die Erkenntniss eines gewissen Erich von Frankenstein (oho!) an einer Leiche erprobt, während zwei Studenten ihr eigenes Süppchen planen. Chaney war zu dieser Zeit schon alt, aufgedunsen und ein so dermaßen versoffener Alkoholiker, dass man mit Freude sieht, wie er als Einziger so richtig was für sein Geld bieten will. Auch hier wird häufig wieder im Labor (ahem!) rumgestanden und auf den Twist gewartet, der schon zwei Wochen vorher mit der Post da war.
Den Abschluss macht „Count Alucard“, in dem mal wieder ein Jonathan Harker unterwegs ist, auf einen nicht sonderlich gut getroffenen Dracula trifft und mit ihm recherchiert, wo all die Leichen und Vampire denn nu herkommen. Hierzu hat man sich zu ein paar Gruftkulissen herab gelassen, die alles einen Hauch erträglicher machen, aber nachdem alle gepfählt sind, gibt es noch den großen Universal-Monsters-Dreh und der siegreiche Held setzt sich einen Plüschhelm auf und vernascht als Spontan-Werwolf den alten Grafen.
Wie beschrieben, muss man hier nichts erwarten, Geld war auch keins da, aber leider auch keine Kreativität, kein Geschick, keine Finess und nicht mehr als unterentwickelte Totgeburten von Storyideen. Das viele Gesabbel und die Streckungen zwecks Zeitschinden haben in kürzester Zeit jeden Nerv getötet und die Ansammlung untalentierter Chargeure kann diese Zombie-Produktion auch nicht retten.
Komplettisten mögen sich den Film ruhig mal einpfeifen, aber selbst die mieseste Amicus-Produktion residiert turmhoch über diesem Schnellschuss und ähnlichen Beiträgen aus Cormans Wundertüte. Und da die Chose nicht mal "lustig schlecht", sondern einfach nur "textlastig einschläfernd" gehen wir jetzt alle brav ins Bett. (2/10)