Married to the Devil Again
THE ASTRONAUT’S WIFE
2 Minuten Stille. Der Funkkontakt zu den Astronauten ist abgebrochen. Nichts dringt von der im Orbit kreisenden Raumfähre zur Erde. Eine Explosion, mutmaßen die Techniker. Der Satellit, den die zwei Astronauten reparieren sollten, ist explodiert. Und was ist mit den Astronauten? Die bange Frage einer Fernsehreporterin geht schneller über die Sender, als NASA-Betreuer Sherman Reese die Ehefrauen davon unterrichten kann, daß ein Unglück passiert ist. Und daß sich die Astronauten Armacost (Johnny Depp) und Streck (Nick Cassavetes) auf dem Weg zur Erde befinden. In der Raumfähre. Am Leben. Doch in ungewissem Zustand.
Nach kritischen Stunden auf der Intensivstation sind beide Astronauten auf dem Weg der Besserung. Doch sie schweigen über das, was in den zwei Minuten der Stille mit ihnen geschehen ist. Streck beginnt sich seiner Frau binnen weniger Wochen zu entfremden und auch Spencer Armacost überrascht seine Frau Jillian (Charlize Theron) mit dem Vorschlag, seinen Raumanzug an den Nagel zu hängen (was nach so einem Trauma sicherlich nicht wirklich seltsam ist) und gemeinsam aus dem sonnigen Florida in die Metropole New York zu ziehen, wo er einen Job in einem Rüstungskonzern angeboten bekommen hat. Auf der Abschiedsparty kommt es erneut zu einer Katastrophe. Streck erleidet nach einem heftigen Streit mit seiner Frau einen Gehirnschlag. Kurze Zeit später findet man auch die junge Witwe. Ein Radio zwischen ihre Schenkel geklemmt, liegt sie mit hervorgetretenen Augäpfeln in der vollen Badewanne. Der schreckliche Anblick der Frau und ihre letzten Worte( „Er ist in mir.“) sollen Jillian noch geraume Zeit verfolgen.
Inzwischen ist das Paar nach New York gezogen. Spencer wird von der gehobenen Gesellschaft, in die man sich begeben hat, als der „amerikanische Held“ gefeiert, zu dem ihn der Präsident öffentlich erklärt hat. Doch Jillian wird von dieser Gesellschaft nicht nur wie ein bedeutungsloses Anhängsel behandelt, sie ist hier auch - isoliert von ihren Freunden und Bekannten - mit einer immer greifbarer werdenden Einsamkeit konfrontiert. Denn auch Spencer beginnt sich ihr zu entfremden. Er scheint kaum noch der Mann, den sie geliebt und geheiratet hat. Dann - sie trägt seit einigen Wochen werdende Zwillinge in sich - taucht plötzlich der NASA-Betreuer Sherman Reese in New York auf. Ziemlich heruntergekommen redet er sie in einem Kaufhaus an und spricht das Unvorstellbare aus: Ihr Mann ist nicht mehr ihr Mann. Reese kann nicht erklären, was er ist, doch er hat Beweise, daß der Spencer, der ins All gestartet ist, sich bis auf die offensichtlichen Äußerlichkeiten gravierend von dem Spencer unterscheidet, mit dem Jillian nun Haus und Bett teilt. Unmittelbar nachdem Spencer von ihrem Treffen erfahren hat, verschwindet Reese unter mysteriösen Umständen. Die dramaturgische Schlinge zieht sich zusammen. Nun ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis Spencer seine menschliche Maskerade abwirft.
Oder ist es vielleicht Jillian, die hier ihren Wahnvorstellungen erliegt? Charlize Theron hat ein beachtliches Talent dafür, eine so fragile Persönlichkeit zu mimen, daß sich der Zuschauer zu fragen beginnt, ob es tatsächlich ihre Umwelt ist, die sich gegen Jillian zu wenden beginnt, oder ob sie mehr und mehr ihrer eigenen Paranoia erliegt. Das ist freilich ein Talent, das die Theron bereits in fast exakt der gleichen Rolle in The Devil’s Advocat zur Schau gestellt hat. Nicht nur unter diesem Aspekt stellt sich The Astronaut’s Wife schnell als buntgemixter Cocktail noch weiterer bereits verwendeter Filmzutaten heraus (Rosemaries Baby, The Hidden). Zwar garantiert das Debüt von Rand Ravich (auch Drehbuch) dennoch über weite Strecken für recht spannungsgeladene Atmosphäre. Leider geht aber das Finale so dermaßen in die Hose, daß ich den Film wirklich keinem Zuschauer ans Herz legen kann.