Sollte man gesehen haben...04.01.2012
Steven Spielberg ist auf vielen Feldern des Filmschaffens daheim, doch einen heftigen Kriegsfilm hat man von ihm im Jahr 1998 nicht erwartet. Antikriegsfilm oder Kriegsfilm, bei derlei Wortgefechten fällt es mir immer schwer, distanziert zu entscheiden. Was ist nun genau ein Antikriegsfilm? Vielleicht ein Film, der gegen den Krieg an sich ist? Aber wie soll so ein Film aussehen, wenn in ihm doch vornehmlich Gefechtsszenen abgebildet werden? Ist das dann nicht eher ein Kriegsfilm? Aber wenn das so ist, wo bleibt die Botschaft...gilt denn wirklich Krieg = böse? Und so weiter, und so fort....bleiben wir doch einfach bei den Fakten, und die sind recht einfach zu liefern, wenn man dem Drehbuch des Streifens folgt.
Wir sehen Captain John Miller, ganz prima verkörpert durch Tom Hanks fernab seiner üblichen Komödienrollen von Geschenkt ist noch zu teuer über Meine teuflischen Nachbarn bis hin zu Scott & Huutsch, der sein kleines Platoon, bestehend aus mittlerweile sehr bekannten Nasen wie Vin Diesel, Barry Pepper oder Tom Sizemore durch diverse Szenarien am Ende des zweiten Weltkriegs führt, von der Erstürmung eines Strandabschnittes in der Normandie am D-Day bis hin zu einem finalen Häuserkampf irgendwo in Frankreich. Das Platoon hat eine Mission: es soll Private Ryan aufspüren und in Sicherheit bringen, denn Ryans drei Brüder sind unlängst im Kampf gefallen - man will der Mutter nicht auch noch den Tod des vierten Sohnes berichten. Krieg bedeutet hier, daß nicht alle aus dem Platoon überleben, von einem Happy-End kann man nicht sprechen.
Der Film stellt auch in der Karriere von Hanks eine Zäsur dar, denn außer in Email für Dich sah man den Mimen in seinem weiteren Schaffen eher in ernsten Rollen. Möglicherweise hat das blutige Geschehen dem Mann ebenso zu schaffen gemacht wie dem unbedarften Zuseher, denn Spielberg eröffnet seine Geschichte mit extrem brachialen Szenen von der Landung in der Normandie. Derart blutig und detailliert hat man das sinnlose Schlachten bis dahin noch nicht gesehen, hier wird einem die Grausamkeit des Menschen deutlich vor Augen geführt. Im weiteren Verlauf widmet man sich eher kleineren Scharmützeln, bleibt dabei mittels Handkamera immer dicht am Geschehen - was den Film streckenweise sehr packend macht. Sicher, das eine oder andere hat man in anderen Kriegsfilmen auch schon gesehen, und mir ist der Film einfach ein Stück zu lang geraten, aber er bildet das Wesen des Krieges so ab, wie es eben ist...grausam, den Menschen verändernd, ohne Rücksicht auf Wunsch und Willen des Einzelnen.
Zudem verzichtet Spielberg auch darauf, die Deutschen als typisch häßliche Hitlerfreunde zu zeigen, ganz im Gegenteil...so ähnlich hat das ein paar Jahre später der in meinen Augen gleichwertige Wir waren Helden auf einem anderen Schlachtfeld gezeigt. Und damit ist die Suche nach dem einsamen Soldaten vielleicht doch ein Antikriegsfilm geworden, zumindest aber ein Film, den man gesehen haben sollte - und ein Film, der viele Gesichter versammelt, die sich später einen Namen gemacht haben, wie zum Beispiel Leland Orser oder Matt Damon...9/10.