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Als Allie eine beunruhigende Nachricht ihres Vaters ereilt, schifft die junge Frau gemeinsam mit fünf Freunden unverzüglich zu der spärlich besiedelten Insel, von der aus die Voicemail abgeschickt wurde. Die wenigen Einheimischen begegnen den Twens jedoch mit Ablehnung und sind über deren Auftauchen so garnicht erfreut, scheinen sie doch irgendetwas zu verbergen. Nichtsdestotrotz stoßen die sechs Freunde schon bald auf die schreckliche Wahrheit: Vor vielen Jahren soll eine junge Schneiderin mehrere Kinder getötet haben, wofür sie von sieben Männern schließlich gefoltert und ermordet wurde. Mit dieser Erkenntnis soll der Schrecken für Allie und ihre Freunde jedoch erst beginnen, denn allem Anschein nach ist der Geist der Schneidern zurückgekehrt, um an ihren Peinigern und deren Nachkommen blutige Rache zu üben...


Mit The Seamstress servieren uns die Kanadier mal wieder ein echtes Horror-"Meisterwerk", für dessen Inszenierung Spielfilm-Debutant Jesse James Miller auf ein altes und bewährtes Rezept zurückgriff: Man nehme eine handvoll gutaussehender, halbwegs erfahrener, aber keinesfalls bekannter Jungschauspieler, verfrachte diese vor eine kostengünstige Kulisse, vorzugsweise ein Waldgebiet, wo dann ohne den Bedarf eines Drehbuchs völlig aufwandsfrei ein sinnentleertes Slasher-Geschehen auf Kamera gebannt werden kann. Damit der Mist dann auch von jemandem gekauft wird, holte man sich mit Lance Henriksen einen namenhaften, mittlerweile aber ziemlich bemitleidenswerten Schauspieler mit an Bord, der hier aber nicht viel mehr zu tun hat, als sich auf dem Cover groß bewerben zu lassen. Für alles weitere ist dann wieder einmal auf die FSK Verlass, die diesem grottigen Machwerk völlig grundlos eine Jugendreigabe verweigerte und es für die blutgeile Horrormeute somit noch zusätzlich interessant machen dürfte. Wer dann jedoch wirklich zu denen gehört, die auf die Vermarktung dieses Films hereinfallen, dem wird wieder einmal vor Augen geführt werden, wie quälend langsam 72 Minuten bei der Sichtung eines katastrophalen C-Movies verstreichen können.

Ja, 72 Minuten, auf mehr Spielzeit hat Jesse James Miller seinen debilen Slasher um die Rache einer zu Tode gefolterten Näherin nicht gebracht. Zu allem Übel ist der Film aber auch in dieser kurzen Zeit mit allerhand Füllmaterial in die Länge gezogen worden, was seinem Publikum ein überaus einschläferndes Horror-Erlebnis der besonderen Art garantieren wird. Wer The Seamstress dennoch im Wachzustand und ohne bleibende Schäden übersteht, wird im Nachhinein kaum wissen, worüber er sich eigentlich zuerst ärgern soll. Über die bisweilen völlig zusammenhangslose Inszenierung, das scheinbare Fehlen jedweder Form von Handlung oder den nicht vorhandenen Spannungsaufbau? Kaum mag man seinen Augen trauen, wenn im Abspann mit Mark Garbett, Bob Hume und David Andrew Lloyd tatsächlich drei Drehbuchautoren benannt werden, da sich einem so unweigerlich die Frage aufdrängt, was die Herren in ihrer bezahlten Zeit getrieben haben, statt ihrer eigentlichen Aufgabe nachzugehen. Das fertige Ergebnis kann jedenfalls nicht mehr als drei Seiten umfasst haben, so wirkt The Seamstress über weite Strecken nämlich einfach mühevoll zusammengeschustert oder gar kurzerhand improvisiert. Zwar gibt es zu Beginn des Films mit Allies Suche nach ihrem Vater noch so etwas wie den Ansatz einer Handlung zu verzeichnen, doch diese verläuft sich einfach im Nichts. Daraufhin greift The Seamstress dann auf die dümmlichste Vorlage vom Slasherfilm-Reißbrett zurück und lässt die sechs Hauptprotagonisten einfach Bier trinkend und vögelnd im Wald campen, wo sie dann schließlich von dem Geist der Näherin massakriert werden.

Wozu dann überhaupt den Versuch einer Geschichte, wenn das Ganze onehin nur Alibi für einen urtypischen und zu allem Überfluss auch noch absolut vermurksten Slasher darstellt? Die meiste Zeit des Film fokussiert man sich dann tatsächlich nur auf eine sechsköpfige Gruppe Twens, die entweder düstere Visionen hat, hemmungslos kopuliert oder sich mal eben von einem CGI-Gespenst abmurksen lässt. Dazwischen werden immer wieder mal Namen und Ansatzpunkte in den Raum geworfen, die so etwas wie eine Vorgeschichte aufbauen sollen, was aber nichts daran ändert, dass das Publikum hinsichtlich vieler offener Fragen bis zum Ende im Dunkeln tappt. Das absolute Minimum einer Story ist hier so verworren und unbeholfen eingebunden, dass man ohne deren Vorab-Kenntnis womöglich nicht einmal näher benennen könnte, warum die verblödet agierenden Twens da eigentlich über den Jordan gehen müssen.

Filme wie The Seamstress sind es, die ein schlechtes Licht auf das gesamte Horror-Genre werfen. Gefühlte 40 Minuten lang beobachten wir Allie und ihre Freunde beim Schreien, durch den Wald rennen, masturbieren und sterben, ohne dass sich eine brauchbare Dramaturgie zu irgendeinem Zeitpunkt mal blicken lässt. Auch Trash-Fans oder leicht zufriedenzustellende B-Movie-Veteranen werden an dem Rohrkrepierer The Seamstress keine Freude haben, agiert der verstümmelte Geist der Näherin doch äußerst zurückhaltend, so dass mit nennenswertem Gore nicht zu rechnen ist. Hier und da werden mal zugenähte Münder und Augen gezeigt, doch davon abgesehen kommt der Streifen unter allen splattertechnisch interessanten Aspekten absolut belanglos daher, zumal die eigentliche Gewalt meistens sowieso nur im Off geschieht und dem Publikum nur die vereinzelten Ergebnisse präsentiert werden. An dieser Stelle ließe sich die Liste der Ärgernisse sicherlich ewig fortführen, doch statt noch alle inhaltlichen Unzulänglichkeiten von The Seamstress aufzuzählen, soll abschließend nur noch kurz auf die Leistung der Schauspieler eingegangen werden. Wie eingangs bereits erwähnt, findet sich mit Lance Henriksen ein in Horrorkeisen durchaus bekannter Name im Cast vor, doch kann dieser den Film auch nicht in höhere Regionen hieven. Der inzwischen deutlich in die Jahre gekommene Henriksen hält sich seit geraumer Zeit onehin nur noch mit belanglosem B-Schund über Wasser und erweist sich in The Seamstress in seiner Rolle als verschwiegener Ex-Cop als absolut überflüssig. Nicht überflüssig, dafür aber ungemein nervtötend fällt außerdem Kailin See als Allie auf. Durch ihr ständiges Schreien, das sie scheinbar selbst in normalen Dialogen für angemessen hält, wünscht man ihr schnell die Näherin an die Lippen, hofft damit allerdings vergebens.

Zusammengefasst erweist sich The Seamstress als absolut dilettantischer Unfug, der auf ganzer Linie enttäuscht. Selbst wer mit geringsten Erwartungen an dieses Werk herangeht, wird nach kürzester Zeit die Lust verspüren, es der untoten Näherin gleichzutun und sich selbst das Augenlicht zu nehmen, nur um diese filmische Unzumutbarkeit nicht bis zum Ende mit ansehen zu müssen. Das würde außerdem ohne Frage mehr Spannung garantieren als dieser handlungsfreie Blödsinn, der sich auch noch Horrorfilm schimpfen darf.


The Seamstress
Kanada 2009, 72 Min.
Freigabe: Keine Jugendfreigabe
Regie: Jesse James Miller

Darsteller: Lance Henriksen, Kailin See, David Kopp, James Kirk, Lara Gilchrist, Sarah Mutch, Richard Stroh, Kevin McNulty, David Nykl, Andee Frizzell, Aaron Pearl, Jennifer Copping

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