Jip und seine Freunde Koop, Nina, Lulu und Moff verbringen ein typisches Wochenende für junge Leute in Cardiff: tanzen und abfeiern "bis der Arzt kommt", fremde Leute "mit Scheiße zutexten", die Realität, sprich:den grauen Alltag, hinter sich lassen -alles natürlich unterstützt durch Alkohol und Ecstasy in rauen Mengen. Und nebenbei das wichtige "Miteinander" niemals vergessen!
"Human Traffic" ist auf der Insel längst ein Kultfilm, bei uns eher unbekannt - völlig unverständlich! Denn die Lebensphilosophie der Protagonisten ist nicht nur für junge Leute aus GB verständlich und nachvollziehbar. Ohne auch nur einmal absichtlich den moralischen Zeigefinger zu heben porträtiert Justin Kerrigan hier eine Generation von jungen Menschen, die ihr Leben zwar nicht unbedingt verteufeln, aber von selbigem so stark angeödet sind, dass den meisten nur die Flucht in jene Fantasiewelt bleibt, in der Alltagssorgen wie Arbeitslosigkeit und familiäre Probleme nicht von Bedeutung sind, doch diese Flucht ist immer nur von kurzer Dauer. Dargestellt werden beide Welten in teils grotesken, teils surrealen Bildern: Etwa der "normale Betriebsablauf" in einem Fast-Food-Restaurant, bei der sich alle Schauspieler wie Roboter bewegen, unterstützt von passenden Soundeffekten oder auch die "Drogenrausch-Szene", eine Art Traumsequenz, in der Jip dem Zuschauer ausführlich das emotionale Befinden eines Menschen auf Ecstasy erklärt, um anschließend in Gelächter auszubrechen. Drogenverherrlichung? Wie man solche Szenen empfindet, bleibt jedem selbst überlassen. Die einzige wirklich ernstgemeinte Botschaft des Films ist letztendlich die Tatsache, dass Parties und Drogen einen Menschen auf Dauer nicht ausfüllen können (Koop: "Wenn es der Rausch nicht mehr wert ist, dass der nächste Tag im Arsch ist, dann weisst du, dass die Party vorbei ist.") und Freundschaft noch das wertvollste Gut auf der Welt ist (gleich nach der Liebe GG).
Oberflächlich betrachtet erinnert der Film stark an "Trainspotting", steht aber auch dazu (eine direkte Anspielung auf besagten Film ist vorhanden). Die Charaktere sind durchweg sympathisch und als Identifikationsfiguren mehr als tauglich. Unterstützt wird der Streifen zunächst durch knallige Techno- und HipHop-Stücke, später durch ruhigere Klänge, immer zur Stimmungslage der Hauptfiguren passend - genial!
Ein kleines Independent-Juwel. 9/10