Review

Eine junge Familie, bestehend aus dem Vater, der Mutter und einer kleinen Tochter lebt in einer kleinen, idyllischen US Vorstadt. Soweit so gut. Das Problem besteht darin, dass es sich bei ihnen um Satanisten handelt, die aus Langeweile heraus unschuldige Menschen kidnappen und tot quälen. Vor allem der Vater ist ein kompletter Sadist, der Spaß daran hat, Leute zu töten, doch auch die Frau und sogar die kleine Tochter haben offensichtlich helle Freude am Morden. Auch der beste Kumpel des Vaters ist komplett geisteskrank,offenbar auch schwer drogenabhängig und noch ein unangenehmerer Zeitgenosse, als alle Familienmitglieder zusammen. Die kleine Familie zieht im Laufe des Films in das Haus des verstorbenen Vaters. Doch diese Umgebung reißt den soziopathischen Vater noch tiefer in den Strudel von Gewalt, Suff, Sex und Drogen...

Amerika steht in letzter Zeit nicht gerade für ambitionierte und interessante Horrorfilme. Meistens bieten uns die großen Studios ein Remake nach dem anderen, aalglatte Torture Porn Filme wie SAW oder ab und zu mal einen geistlosen Slasher. Frankreich hat die Staaten ganz klar abgelöst, wenn es um extreme und innovative Filme geht, diese Tatsache dürfte jeder Horrorfreund ohne einmal mit den Wimpern zu zucken unterschreiben. Obwohl dies in meinen Augen schon richtig ist, vergessen diese Leute sehr häufig die kleine, aber sehr feine Underground-Splatterszene aus den USA, die uns regelmäßig mit derber Kost unterhält. Solche Leute wie Nick Palumbo, Brian Paulin und Fred Vogel zeigen Europa und Asien mit ihren megaharten und menschenverachtenden Werken wie August Underground, Murder Set Pieces, Fetus, Sick Girl oder Maskhead ganz klar wo der Hammer hängt, wenn es um filmische Gewalt geht, und diese Filme erfreuen sich, trotz einer oft zweifelhaften Aussage, relativ großer Beliebtheit.

Dieser Film von Ron deCaro (der interessanterweise den Abschluss einer Trilogie darstellt, die ersten beiden Teile waren Kurzfilme) reiht sich da ganz klar ein, und steht seinen Genrekollegen in nichts nach.

Die Handlung ist wie so oft auf eine Ausgangssituation reduziert worden, und bietet schon von Anfang an sehr extreme Szenen und brutalste Gewalt. Dies geschieht zum reinen Selbstzweck und wird oft sehr in die Länge gezogen, ohne dass es eine wirkliche Geschichte gibt. Irgendwie passieren häufig Sachen, aber man weiß als Zuschauer oft nicht, wie man diese einzuordnen hat, da zum Beispiel die Rolle des Vaters kaum erläutert wird. Spannung ist also gleich null, und auch das Ende ist nicht wirklich zufriedenstellend, denn es werden den ganzen Film über keine Fragen aufgeworfen oder gar beantwortet. Positiv fällt jedoch der Charakter des besten Freundes auf. Dieser ist zwar auch sehr oberflächlich gezeichnet, aber es macht einfach Spaß ihm bei seinen Harlekiniaden zuzusehen. Er zieht Crystal (?), streckt es mit Glasscherben (damit die Droge schneller ins Blut geht), und dreht den ganzen Film über nur am Rad. Doch auch der Vater wird durch seine Alkoholexzesse definiert, und dass beide zu äußerster Gewalt fähig sind, wird dem geneigten Zuschauer von Anfang an vor Augen gehalten.

Der Gewaltgrad ist erfreulich hoch, so viel dürfte klar sein. Mich erinnerte der Streifen eigentlich durchgehend an die sehr umstrittene August Underground Trilogie. Nicht nur beschreibt er eigentlich nur eine Gruppe von schwer gestörten Menschen, und dokumentiert ohne wirklich zu hinterfragen ihre Schandtaten, er hat auch durchgehende Gewaltdarstellungen aufzuweisen. Sadismus, Nekrophilie und Folterungen sind wirklich omnipräsent und von den Toe Tag Jungs geradezu furchterregend realistisch in Szene gesetzt wurden, und somit kann man sich an zerhackten Gesichtern, verfaulten Leichen, herausgequetschten Augen, durchgeschnittenen Kehlen und herausquellenden Gedärmen erfreuen, ohne dabei auch nur für den Bruchteil einer Sekunde das geringe Budget zu bemerken, denn die FX sind wie gesagt allererste Sahne: 100% handmade, realistisch und abartig; aber dass die Jungs von Toe Tag ihren Job beherrschen dürfte seit ihren eigenen Produktionen (August Underground, Maskhead, Murder Collection etc) und dem umstrittenen Murder Set Pieces jedem klar sein! Das besondere an der Gewalt in diesem Film ist, dass die Szenen nicht übertrieben oder verherrlicht erscheinen (obwohl dies natürlich der Fall ist, ganz klar), da sehr viel Wert auf Authentizität gelegt wurde. Somit sind die Splatterszenen ohne viele Zwischenschnitte realisiert worden, und fungieren nicht wirklich als Klimax (was ja sonst eher die Regel ist) sondern als Träger der perversen Aura, die den Film umgibt; eine weitere Gemeinsamkeit mit August Underground.

Der Satanismusaspekt wird irgendwann zur Nebensache, und trägt nicht zur Handlung bei, dafür gibt es einige sehr interessante und sicke Szenen, zB wie das Mädchen mit einer Leiche spielt, und das Blut als Fingerfarbe benutzt, oder den Besuch der Zeugen Jehovas, die vom volltrunkenen Vater angegriffen werden und sogar einige Vergewaltigungen, sowie Gewalt gegen geistig Behinderte. Es werden mal wieder diverse Regeln gebrochen, und moralische Grenzen werden auch komplett gesprengt - zart besaitete Gemüter sollten lieber einen großen Bogen um The Gateway Meat machen! Aber die Leute, die solche Filme schon kennen und schätzen, dürften diesen Film, der auch Ähnlichkeiten mit dem grandiosen "Fetus" von Brian Paulin aufweist, schon sehr bald zu ihren Lieblingen zählen. Insofern bietet er schon einen hohen Unterhaltungswert für Leute, die mit der Materie zurecht kommen. Ein weiterer erfreulicher Aspekt: die Schauspieler machen ihre Sache auch gut, und auch billige Sets und eine peinliche Produktion (sprich sämtliche "Kinderkrankheiten" der deutschen Amateursplatter-Klassiker) sucht man vergeblich! Man merkt, dass der Film nicht aus Hollywood kommt, aber trotzdem gibt es nichts zu meckern.

Gateway Meat ist ein unterhaltsamer Film, und ein sehr kranker und perverser noch dazu. Solche Adjektive wie gut umschiffe ich lieber mal, da es sich bei solchen Beiträgen ja nie wirklich um normale Filme handelt, und man sie nicht mit normalen Maßstäben messen kann. Trotz fehlender Story wird der Film nie langweilig und unterhält von vorne bis hinten mit konsequenten Schweinereien, Orgien und Massakern. Dies könnte jedoch auch an der sehr kurzen Spielzeit liegen (ohne Credits knapp über 60 Minuten). Eins steht fest: Fans von Scrapbook, August Underground, Fetus, Murder Set Pieces usw müssen sich den Streifen auf jeden Fall besorgen und werden ihre helle Freude daran haben, das garantiere ich.

Fazit: Derber kleiner Beitrag aus dem Land der Remakes und der Sequels, der absolut radikal, gewaltverherrlichend und unkomerziell daherkommt, und dadurch auch komplett zu punkten und zu überzeugen vermag. Sehr ambitioniert und ein echter Geheimtipp für Leute, die wissen was sie erwartet. Mehr davon!

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