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Die Verschmelzung von Mensch und Maschine behandelt Cronenberg in vielen seiner Filme, in „Crash“ ist sie vorwiegend sexueller Natur: Der Filmproduzent James (James Spader) verspürt nach einem Unfall ungeheure Lust auf Geschlechtsverkehr, sobald er mit Berührung in Autos kommt. Helen (Holly Hunter), der Fahrerin des anderen Unfallwagens, geht es genauso. Bald lernt James den dubiosen Vaughan (Elias Koteas) kennen, dessen Hobby es ist, mit einer Gruppe Gleichgesinnter berühmte Autounfälle nachzustellen. Obwohl von Vaughan eine nicht erklärbare Gefahr auszugehen scheint, gewinnt James Gefallen am neuen Lebensstil und auch seine Frau Catherine (Deborah Unger) ist begeistert...

Die Szenerie ist eine anonyme Großstadt, welche Cronenberg-typisch unwirklich zu sein scheint. Die Bildersprache ist ebenso unterkühlt wie das Verhältnis zwischen James und Catherine, weshalb die Atmosphäre sehr befremdlich, fast utopisch ist. Man hat nie das Gefühl, sich in der Gegenwart zu befinden, obwohl die Autos, die Hochhäuser und die Filmkameras keinen Zweifel daran lassen.
Cronenberg zeigt eine hässliche Gegenwart voller Dunkelheit und finsterer Gestalten. Jedes Mitglied der Gruppe sieht aus wie künstlich von Metall am Leben erhalten, so vernarbt und verschient sind die Leute.

Konsequenten Mut zur Hässlichkeit bringt Cronenberg auch in den Sexszenen auf, welche zahlreich über den ganzen Film verteilt sind und derart drastisch daherkommen, dass in den USA ein NC-17 Rating die Folge war. Voyeure seien aber von vorneherein gewarnt, denn „Crash“ erregt höchstens Ekel, mehr nicht. Sind beim Geschlechtsverkehr mal keine Narben oder Eisenschienen im Weg, ist eben jene Szene so gefühlskalt inszeniert, dass man dazu den nötigen Abstand halten kann. Ein Kompliment für ihren Mut zur Freizügigkeit gebührt Deborah Unger (bekannt aus „The Game“), die nichts unverdeckt lässt und Wortfetzen herausstöhnt, dass sich Jugendschützern die (Scham-)Haare kräuseln dürften.

Was das alles für einen Sinn hat, außer dass das Verhältnis Mensch-Maschine mal wieder in ein ganz außergewöhnliches Licht gerückt wird, ist allerdings nicht erkennbar. „Crash“ präsentiert sich als äußerst sperriger Film, der zu keiner Sekunde unterhält, sondern aufgrund seiner abstoßenden Bilder sehr früh nervt. Howard Shores unheilvolle, kühle Musik passt zwar perfekt zum Film, ist aber eben auch viel zu abweisend. Für Freunde des Grotesk-Abstoßenden vielleicht einen Blick wert, mein Fall ist das nicht...

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