Die glorreichen Achtziger.
Schlimme Musik, schlimme Klamotten und schlimme Frisuren.
Hässliche Filme, überzogen bunt und farblich ausgewaschen zugleich. Die schlichte Handlung samt barscher Inszenierung im ästhetisch, ideologisch, kulturell alles verschmelzenden Laissez-Faire-Stil so herzerfrischend treibend wie ein Schuss mit der Adrenalinspritze.
Eine heile Filmwelt mit unerschütterlichem Selbstwertgefühl, im Nachhinein mit Fug und Recht romantisierend verklärt.
Mismatched Couple ist mit das Musterexemplar der Ära. Ein Paradebeispiel dieses unsichtbar gewordenen, vollständig ausgelöschten Stils nur vermeintlich hohler Selbstdarstellungen. Eine Abbildung des inneren Zustandes der Menschen, der sich äußerlich im lebhaften Posen erschöpft und heutzutage nur noch in billigen Sitcoms als schneller Lacher dargereicht wird; gerade die maßgeblich beim Volk beliebten Friends, King of Queens oder Immer wieder Jim setzen ihre Charaktere gern mal der guten alten Zeit aus, wenn es sonst nicht mit den Ideen klappt.
Zwar gibt es auch in Yuen Woo-pings Angriff auf die Sehnerven die lauten Gags, das Beschwören der Primärfarben, das Spiel mit der Populärkultur und die lebendige Erinnerung an eine Epoche, die sowohl viel Schadenfreude, Hohnlachen, Peinlichkeit, aber auch naive Freiheit und rosige Zukunft bereithielt. Aber nicht als einfallslose, bloß über die Optik arbeitende Konserve oder bemüht nachgestellte Hommage; das Lebensgefühl einer heranwachsenden Generation und ihr explodiertes Bedürfnis nach Spass und Spiel wird stattdessen als frische Injektion bereitgehalten. Der Film konnte so nur in den 80ern entstehen und schwitzt alle dortig vorhandenen Gesellschaftselemente mit jeder Pore wieder aus. Schon damals dürften durch die genüssliche Persiflage die Lacher auf der Seite der Zuschauer gelegen haben, die sich unweigerlich erkennen mussten, heutzutage aber kommt noch die Nostalgie und die geradezu unglaublich schreckliche Retro Fashion in allen Belangen nutzniesserisch hinzu. Gewinnbringend wirkt vor allem die Unverkrampftheit und Leichtgewichtigkeit der zwanglosen Gaudi, die mit Blick voran und abseits selbst heiterer Melancholie alles nur Greifbare aus dem Jahrzehnt des hemmungslosen Konsums durch den Kakao zieht, ohne sich mit ernsten oder gar harten Absichten darüber lustig machen zu wollen. Man zeichnet Figuren, die es für das Normalste erachten, sich lächerlich zu verhalten; zumindest in den Augen der Zuschauer, die das Ganze zwanzig Jahre später betrachten. Und damals mit dem gleichen Markenbewusstsein und demselben ausgeprägten Materialismus auf genau die gleichen Sachen abgefahren sind:
Jungspund Eddie [ Donnie Yen ] kommt frühs nur zum Breakdance aus dem Bett; eine Leidenschaft, die für ihn mehr ist als nur Subkultur in der Freizeit, nämlich die gesamte Lebenseinstellung. Für Jedermann zur Schau gestellt mit selbsthaftenden Aufklebern. Bei einer Streetdance-Aufführung, in der er die Klassenkameradin Anna [ Anna Kamiyama ] beeindrucken will, stösst er auf den gerade arbeitslos gewordenen ehemaligen Peking-Oper-Schüler Mini [ Yuen Woo-ping ], den er aus rasch geschlossener Freundschaft mit nach Hause nimmt und ihm eine Tätigkeit im Schnellrestaurant seiner grossen Schwester Ah Ying [ Wong Wan Si ] verschafft. Während sich die beiden älteren Herrschaften langsam miteinander vertraut machen, übersieht Eddie, dass seine Cousine Stella [ May Lo ] heimlich auf ihn abfährt und nur aus Trotz mit dem reichen Gockel Jacky [ Kenny Perez ] anbandelt. Ausserdem fordert ihn "The Invincible Boxer" [ Dick Wei ] zu einem Kung Fu Bef heraus.
Klingt weitgehend wie eine Romantische Komödie, mit Herzschmerz, Irrungen und Wirrungen, der ersten Liebe und dem Aufbruch aus der Pubertät hinaus ins Erwachsenenleben. Benutzt auch durchaus deren Bausteine, um so etwas wie eine nachvollziehbare Folgerichtigkeit zumindest anzudeuten. Geht aber über diese singuläre Ereignisse hinaus und gestaltet sich als hemmungslos-hysterisch-hirnrissige Mischung aus dem amerikanischen Beat Street, Breakin', Krush Groove und Der Tanz des Drachen. Allesamt Werke, die parallel hierzu und zusätzlich zu zahlreichen reinen Dokumentationen über das grassierende Modephänomen erschienen, den Zeitgeist beleuchteten und natürlich auch entsprechend finanziell auswerten wollten.
Und es ist ein Crashkurs in Sachen Slapstick, mit einem dicken Schwung kultureller Zeitströmung, der Gier nach Glanz und Glitzer, einem Pendeln zwischen Discokugel, Plattentellern, Muckibude, Tennisplatz, BMX-Bahn und Hostessenbar. Plus einem deftigen Nachschlag in punkto Körperbeherrschung. So ist der Yuen-Clan – die unter dem Namen "Peace People" auch noch als Autoren für dieses Tollhaus fungieren und mit gar nicht so unkreativen Streichen hausieren gehen –, abseits von Chaos und Posse natürlich nur dafür anwesend, um neben allerlei derber Gesichtsakrobatik auch physische Kunststückchen abzuliefern. Die Verbindung von Tanz und Turnen beim Breakdance wird noch zusätzlich mit den Fertigkeiten des Kampfsportes gesteigert, die die meisten rhythmischen Verbiegungen zu einem anschlussfähigen Ganzkörpertraining anheben. Eine Art Sportgymnastik, incl. Trampolin, Aerobic, dünnen Synthiebeats und cheesy Keyboard-Sounds.
Vor allem der noch blutjunge 22jährige Donnie Yen, der als eigens ausgewählter Protégé von Yuen zur Truppe und zum Filmgeschäft gleichermaßen stieß, beeindruckt schon hier mit graziler Beinarbeit speziell und motorischen Zusammen- bzw. Wechselspiel, dynamischer Entspannung und der Kontrolle über Körper, Geist und Umgebung allgemein.
Auch beweist er erstaunliches Comedytalent samt der Kunst der Gebärden, schmeißt sich offensichtlich mit Elan in die Angelegenheit und scheut auch nicht davor zurück, mit dem pinken Poloshirt, Stirnband, Nietengürtel, Karottenjeans, stark überschminkter Fassade und schlichtweg furchterregender Fönfrisur eher weniger männlich als vielmehr wie ein schwuler Alan Tam mit Muskeln auszusehen.
Dennoch liess sich nicht vermeiden, dass hiernach fast Schluss mit seiner Karriere war; der gerademal zweite Eintrag in der Filmographie war ebenso wie der vorjährige Drunken Tai Chi ein Flop, was abseits jeglicher Qualitätsfragen nur auf das missstimmte Timing zurückgeführt werden kann. Während der Erstling zu spät seinen Veröffentlichungstermin bekam, erschien der Zweite quasi zu früh. Zu dicht dran an den realen Erlebnissen, die der Betrachter erst im Nachhinein über die Figuren, ihren Lebensraumwohn und ihr Erscheinungsbild amüsiert geniessen kann. Mit dem nötigen Abstand zu eigenen Erfahrungen versehen fällt es einem viel leichter, auf das Thema der gemeinsamem Jugend und Kindheit zurückzukommen, ohne sich schmerzverzerrt in den Nachwirkungen betretener Fettnäpfchen zu winden.