Review

I know what you did a few months ago and therefore I will make you Scream 

Zugegeben anno 2009 ist es nicht mehr so einfach wie in den 80er Jahren einen innovativen Horrorfilm auf die große Leinwand zu bringen, der die Vorstellungen der schnelllebigen (Horror-)Zielgruppe zwischen 15 und 25 Jahren bedienen kann, ohne dabei den Massenmarkt aus den Augen zu verlieren. Die Kettensäge und der Zahnarztbohrer sind als Motiv ebenso verbraucht wie der Folterkeller und die Riesenschlange. Sowohl billige Handkameras als auch neueste Digitalkameras und altehrwürdige Videokameras wurden schon Zeugen so manches Filmmaßakers. Nahezu jeder (Ex-)Hollywoodstar drang schon in die Untiefen des Horrorgenres vor. Kämpfte sich für einen Hungerlohn durch Splatter-, Tier-, Slasher-, Geister- und Zombie-Horrorfilme. Womit soll man das verwöhnte Publikum jetzt noch ködern? Dank „Saw“ und „Hostel“ sind schon die Jüngsten an extremste Gewaltdarstellung gewöhnt und dank diverser weiß bemalter asiatischer Mädchen fürchtet sich auch niemand mehr vor plötzlich auftauchenden und sich ruckelnd bewegenden Gestalten. Was liegt somit näher als auf den aktuellen Remake-Zug („Prom Night“, „Last House on the Left“, „Black Christmas“) aufzuspringen und mal eben eine Wiederauflage eines 80er Jahre Horrorfilms („The House on Sorority Row“), von dem noch keine Sau gehört hat, zu fabrizieren. 

Nichts.
Womit wir uns auch schon wieder zurück beim Ausgangspunkt dieser Kritik befänden. „Sorority Row“, das neueste Machwerk von Stewart Hendler, dessen „Omen“-Kopie „Whisper“ mich 2007 durchaus positiv überrascht hat, ist eine bunte Mixtur bekannter (Slasher-)Zutaten, die um jegliche Neuerungen erleichtert und dafür um möglichst viele halbnackte Mädels bereichert wurde. Der Horrorstreifen startete Anfang September in den amerikanischen Kinos und spielte weltweit bisher mäßige zwölf Millionen Dollar ein. Das wiederum ist vielleicht ein Zeichen dafür, dass Investitionen in ein vernünftiges Drehbuch keine Verschwendung darstellen sondern sich spätestens nach dem Releasetermin rentieren.  

Apropos Drehbuch:Jessica (Leah Pipes), Cassidy (Briana Evigan), Chugs (Margo Harshman), Ellie (Rumer Willis) und Claire (Jamie Chung) wollen sich gemeinsam an Garrett (Matt O'Leary) rächen, da er Megan (Audrina Patridge), ebenfalls Mitglied ihrer Clique, betrogen hat. Sie vertauschen die vermeintlichen Rufies (Anmerkung des Autors: Vergewaltigungsdroge) mit Vitamintabletten, bringen Megan dazu, sich Tod zu stellen und karren sie gemeinsam mit dem geschockten Garrett zu einem abgelegenen Ort, um dort vorzugeben, sie zu verscharren. Die vermeintlich Tote kann sich vor Lachen beinahe nicht halten, was Garrett aber nicht daran hindert sie, immer noch sicher sie sei Tod, mit einem ‚tire iron‘ aufzuspießen. Da Megan nun wirklich mausetot ist, wird sie in einen ausgetrockneten Brunnen geworfen und die Angelegenheit damit zu den Akten gelegt. Doch einige Monate später erhalten alle Beteiligten eine SMS mit eindeutigem Inhalt und der Schrecken beginnt von neuem.
Ein Schelm wer jetzt an „Ich weiß was du letzten Sommer getan hast“, „Scream“ oder „In drei Tagen bist du tot“ denkt.  

„Sorority Row“ hackt routiniert ein (Genre-)Klischee nach dem anderen ab, ohne dabei in irgendeinem Bereich überdurchschnittlich gut zu sein. Es gibt zwar genug nackte Leiber für die Teeniegruppe unter den Besuchern, genug Gore für die Splatterfans und genügend Schockszenen für die verliebten Pärchen, aber die Mischung stimmt ganz und gar nicht. Trotz dieser Kompatibilitätsprobleme und der offensichtlichen Einfallslosigkeit des Films, fragt man sich zurzeit in Hollywood sicherlich warum die Kassa nicht wie erwartet geklingelt hat, obwohl nahezu alle derzeitigen (Horror-)Trends bedient worden sind. Der Film wurde mit knapp bekleideten It-girls versehen, um einen „Scream“-ähnlichen Killer erweitert, mit dutzenden Anspielungen auf derzeit hippe Teenieprodukte, wie Facebook, bereichert und mit einem popigen Soundtrack garniert. Die Antwort auf diese Frage ist aber ziemlich einfach. Diese Formel scheint sich am Papier zwar durchaus zu rechnen aber Gott sei Dank nicht in der Realität. Etwas Innovatives oder wenigstens durchgehend Unterhaltsames landet nämlich noch lange nicht auf der Leinwand, nur weil Rumer Willis und Co ihre Brüste präsentieren und der x-te vermummte Killer seine Waffen am Campus XY wetzt. 

Wirklich tödlich schlechte Horrorfilmklischees wie der alte ‚Hier gibt es kein Netz‘ Plot sind für sich allein genommen im Normalfall schon ein Disqualifikationskriterium für jeden aktuellen Horrorstreifen. Wenn dann noch ‚Geh ich doch einfach mal allein in den Keller‘ und ‚Ignorieren wir doch alle Warnzeichen‘ Szenen hinzukommen greift man sich als horrorversierter Zuseher zunehmend oft auf den Kopf. Wenn schon toller Weise Facebook und andere Post-2000er Produkte erwähnt werden, kann man auch getrost annehmen, dass die Mädels zumindest einen Horrorfilm in ihrem Leben gesehen haben.  

Ich will hier weder die Todesszenen, die wirklich gut gelungen sind schmälern, noch die Sprüche, die durchaus amüsant und teilweise rotzfrech von der Leinwand prasseln. Aber was hilft der coolste Kill, mit interessantem Mordwerkzeug, wenn dahinter nur eine vorhersehbare Story ohne Spannung steht? Was helfen geniale Sprüche, wenn jede Aktion der beteiligten Schauspielerinnen so vorhersehbar, wie das Wort zum Sonntag, ist? Was hilft der beste Killer, wenn er schauspielerische Laien durch absehbare (oder unlogische) Plottwists jagt? Und was helfen die längsten Bikini- und Party-Einstellungen schöner Mittzwanziger, wenn sie die Langeweile in der Mitte des Films nicht überbrücken können?  

Fazit
„Sorority Row“ ist ein durchaus akzeptabler Film für Horrorneulinge und leicht Beeindruckbare, für ein erstes Date und eventuell einen planlosen, regnerischen Nachmittag. Mehr sollte man sich von diesem Machwerk aber auf keinen Fall erwarten. Der Film ist Horror vom Fließband, bietet keine neuen Ideen, keine übermäßig spannende Story und schon gar keine guten Darsteller(innen), versprüht wenig Horror und zeigt relativ wenig extreme Gewalt.
Deswegen lautet meine Empfehlung: Spart euch das Geld für den Kinobesuch und durchstöbert lieber wiedermal die Videothek eures Vertrauens nach einem verlorengegangenen (Horror-)Juwel.

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