Review

Marcus Dunstan und Patrick Melton sind ein Team seit 2005 und schrieben gemeinsam die „Feast“-Filme und die letzten drei „Saw“-Teile. Von letzterer Reihe ist ihr neuestes Projekt, Dunstany Regiedebüt „The Collector“, deutlich inspiriert.
Düstere Räume, schnelle Schnitte, im Hintergrund Musik in der Art von Nine Inch Nails – schon der Prolog und die Creditsequenz, die ein erster Zuschlagen des titelgebenden Sammlers zeigen, sprechen eine deutliche Sprache, wer hier Pate stand. Im Gegensatz zu „Saw“ fehlt allerdings ein Background des Täters (oder er wird für die Sequels aufgespart). Ein simples „He collects people“ ist alles, was zum Motiv des Täters gesagt wird und das hat man zu dem Zeitpunkt bereits selbst erkannt.
Arkin (Josh Stewart) ist Handwerker, repariert vor allem Türen und deren Schlösser. Als er im Eigenheim seiner neusten Auftraggeber, der Familie Chase, Familienfotos untersucht und mit der Tochter spielt, mit der Begründung er habe selber eine in dem Alter, liegt das Verdacht nahe, dass er der Collector ist – doch da haben die Autoren den Zuschauer gar nicht mal so unpfiffig hinters Licht geführt: Arkin verdient den Unterhalt für Ex-Frau und Kind mit Einbrüchen und die Chase-Residenz ist sein neustes Ziel, da die Familie in den Urlaub fährt.

Die Zeit drängt, also steigt Arkin noch am nächsten Abend dort ein – und muss erkennen, dass das Haus gar nicht verlassen ist. Denn der Collector ist schon da, hat das Haus mit Fallen ausgestattet und spielt mit der Familie…
Von da an spielen gutherziger Dieb und durchtriebener Psychopath also Katz und Maus im Fallenhaus, wobei die Idee mit den Fallen an sich nur begrenzt Sinn macht (aber da wir ja nix über den Killer erfahren, ist ja in seiner Psyche vielleicht doch ein triftiger Grund verankert), aber immerhin einen Hauch von Innovation mit sich trägt und dem Ganzen definitiv mehr gibt. Natürlich tapsen diverse Personen brav in die vorgestellten Fallen (seltsam, dass die Schneidedrähte nicht zum Einsatz kommen), damit es auch schön suppt, gelegentlich überschreitet „The Collector“ dabei auch die Grenze zum Sadismus (z.B. in der unnötig brutalen Katzenszene), was schade ist, denn sonst sitzen die Schocks eigentlich.
Besonders abwechslungsreich ist das Konzept nicht, doch überraschenderweise funktioniert es den größten Teil der Zeit überraschend gut, was auch an der Inszenierung liegt, die ihre „Saw“-Inspirationen nicht verbergen kann, dafür aber gut klaut: Der richtige Einsatz von schnellen Schnitten und düsteren Bildern sorgt für Stimmung, die Kameraarbeit ist erfreulich dynamisch und verpackt das Ganze recht aufregend, auch wenn es erzählerischen Finessen mangelt.

Großtaten sehen freilich anders aus und das fängt schon bei der Charakterisierung an: Arkin wird immerhin grob umrissen und gewinnt ein wenig Kontur, ansonsten sieht es anders aus, schön zu sehen an der erwachsenen Tochter der Chase-Familie. Die hat eine Einführungsszene, taucht später noch mal mit ihrem Freund auf, damit es ein paar Hupen zu sehen gibt, und danach wird sie vom Film bald entsorgt. Zudem verabschiedet sich die Logik mit zunehmendem Filmverlauf immer mehr: Cops, die keine Verstärkung rufen, ein teilweise irrational handelnder Hauptcharakter, Ungereimtheiten, was die Fallen angeht usw. Vor allem stört aber das Ende, das ganz dreist nach einer Fortsetzung brüllt und vermutlich in eine Versequelungsmaschine Marke „Saw“ münden soll. Dafür wird dann gern in Kauf genommen den Zuschauer zu verärgern, denn die „Saw“-Sequels wurden ja trotz teilweise arg schwacher Qualität noch fleißig konsumiert.
Mit Hinblick auf eine lohnende Low Budget Franchise (notfalls auch im DVD-Bereich) wurde hier dann eifrig auf unbekannte Darsteller gesetzt. Robert Wisdom kennt man vom Gesicht her, aber er hat nur zwei, drei Szenen – an sich ist Josh Stewart der Einzige mit mehr Screentime als ein paar Szenen. Tja, er spielt einen Jedermann und wirkt auch so, es bleibt die Frage, ob das nun geschicktes Spiel oder ein Nebeneffekt mangelnden Charismas ist. Seien wir mal so freundlich und tippen auf ersteres.

In der Reihe der zahlreichen „Saw“-inspirierten Horrorthriller (wie z.B. „See No Evil“ oder „Horsemen“) ist auch „The Collector“ kein allzu gehaltvoller und darüber hinaus auch nicht besonders logisch aufgebauter Beitrag, der seine Schwächen mit viel Tempo, fiesen Fallen und stimmiger Atmosphäre auszugleichen versucht. Gelingt immerhin teilweise, was zu 5,5 Punkten meinerseits reicht.

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