„Dragon Fighter“ (aka "The Defector") war die erste Hongkong-Produktion die versuchte ihren durch die Shaolin Temple Reihe bekannt gewordenen Jungdarsteller Jet Li auch international zu vermarkten. Mit seinem kurz zuvor veröffentlichten Streifen „Born to Defend“ versuchte man bereits erstmals den westlichen Markt anzutasten indem man westlich aussehende Darsteller integrierte, im darauf folgenden Film „Dragon Fighter“ verlegte man stattdessen den Schauplatz in die Vereinigten Staaten. Dieses Konzept ging allerdings schon bei Jackie Chan (siehe u.a. „The Protector“) nicht auf und auch Jet Li konnte sich nicht ernsthaft als Exportsclager etablieren…. zu diesem Zeitpunkt jedenfalls. Zusammen mit „The Master“ drehte Li gleich zwei sehr ähnliche Filme nacheinander in den Staaten, wobei der Tsui Hark Verschnitt für Jahre in der Schuhblade verschwand.
Das wirklich besondere an diesem Film ist, das er inhaltlich Jet Li’s frühe Karriere ziemlich wahrheitsgetreu nachzeichnet. Im Film wie im wahren Leben, war Li vor seiner Zeit als Martial Arts Darsteller als Wushu-Kampfkünstler aufgewachsen, trat bei Meisterschaften und bereiste die Welt mit der Nationalmannschaft - bekanntlich auch die USA. Im Gegensatz zu seinem Alter Ego kehrte Li zurück in die Heimat zurück, seinem Charakter ergeht es da etwas schlechter.
Dragon (Jet Li) und Tiger (Dick Wei) treten zusammen in den USA bei einer Wushu-Vorführung auf. Wovon Dragon aber nichts weiß, sein Freund will gar nicht zurück nach China sondern in den USA bleiben. Bei dem Versuch Tiger aufzuhalten verpasst auch Dragon den Flieger und ist ebenfalls gezwungen in den USA zu bleiben. Durch eine folgenschwere Verwechslung wird Dragon zum Gejagten und gerät in die Mühlen der Justiz. Sein eigensinniger Freund Tiger steigt hingegen in der Gangsterhierarchie schnell auf und geht für den Erfolg auch über Leichen. Es ist nur eine Frage der Zeit bis sich beide wieder gegenüber stehen…
„Dragon Fighter“ beinhaltet einige interessante inhaltliche Aspekte die sich mit der Integration von gesellschaftlichen Randgruppen befassen. So wird offen Kritik geübt am teilweise rassistischen Umgang mit Emigrantengeübt oder auch das Problem der sozialen Schichten thematisiert. Ein Chinese, so die Aussage des Films, wir es in den Staaten nie es zu etwas bringen, es sei denn er schlägt sich auf die Seite der Kriminellen. Natürlich handelt es sich bei „Dragon Fighter“ primär um einen Actionfilm, dennoch ist es erfreulich wenn man sich realen Themen annimmt, wenn auch nur sehr oberflächlich wie in diesem Fall.
Ansonsten bietet die Handlung durchweg gewohnte Kost ohne größere Highlights. Von Beginn an dürfte klar sein, dass sich die Wege der einstigen Freunde wieder kreuzen und das ein offener Schlagabtausch auch so sicher ist wie das Amen in der Kirche. Mit Dick Wei bekommt Jet Li zusätzlich einen der talentiertesten Hongkong Akteure dieser Ära zur Seite gestellt, der in der Rolle des eigentlich gar nicht so fiesen Bösewichts mehr Charisma versprüht als der Hauptdarsteller selbst. Man spürt leider noch allzu oft Jet Li’s Unerfahrenheit, von der Coolness späterer Filme ist es da noch nicht soviel zu sehen. Der noch ebenfalls sehr junge Stephen Chow (Kung Fu Hustle) ist hier in einer gewichtigen Nebenrolle an Jet Li’s Seite zu sehen und lockert die Handlung zwischendurch angenehm auf. Unterdessen ist Chow bekanntlich selbst zum Superstar avanciert und beinah in einem Atemzug mit Li selbst zu nennen. Die Rolle es Sidekicks steht ihm recht gut zu Gesicht, wenn auch meilenwert entfernt von der Performance die man heute von Chow kennt.
Was „Dragon Fighter“ leider recht stark anhaftet ist die unausgewogene Regie von Billy Tang, im Übrigen nicht wirklich ein Experte auf dem Gebiet von Actionfilmen. Die an amerikanische Actionfilme angelehnten Verfolgungsjagden sind überraschend gut und mit Karambolagen garniert, wenn auch der Vergleich an Hollywood-Produktion etwas hinkt.
Weniger überzeugend sind hingegen die Kampfszenen. Positiv fällt noch am ehesten der Auftakt des Filmes auf, wo eine furiose Wushu-Bühnenshow von Dick Wei und Jet Li präsentiert wird. Diese Szene gehört zu den wenigen in Li’s Karriere die einmal sein unverfälschtes Wushu zeigen, ohne Schnitte und Wirework. Jet Li setzt Wushu auch in seinen Straßenkämpfen ein, was zu einigen ziemlich spektakulären Moves führt. Nach diesem fulminanten Auftakt geht es leider steil bergab. Schuld ist vor allem der miserable Schnitt in den Kampfszenen. Hier hat es der Cutter, oder wohl besser der Regisseur nicht verstanden, wie man die fließende Choreographie auch in die Abfolge der Bilder übernimmt. Die abgehackten Übergänge zerlegen die gar nicht mal so schlecht gemachten Actionszenen in eine holprige Aneinanderreihung von einzelnen Moves, ohne dass dabei ein flüssiges-Ganzes entsteht. Schade, etwas mehr Talent hätte hier durchaus zu einer besseren Bewertung geführt. Besonders vom Endkampf mit Dick Wei hätte man eigentlich etwas mehr erwarten können, da auf diesen ja schon von Beginn an hin gearbeitet wird.
Das Jet Li’s Karriere erst ein paar Jahre später durchstartete ist also durchaus auch auf die filmische Qualität einiger Frühwerke zurückzuführen, denn zwischen „Shaolin Temple“ und „Once upon a time in China“ war der Output bestenfalls Mittelmaß.
Fazit:
„Dragon Fighter“ ist ein mäßiges Jet Li Filmchen aus den Anfangstagen seiner Leinwandkarriere und kaum besser als der äußerst durchwachsene „The Master“. Trotz des geringen Budgets ist der Film optisch ganz gelungen, nur hapert es vor allem am belanglosen Skript und den mies gefilmten Actionszenen. Für Jet Li Kompletisten aber aufgrund der gelungenen Wushu Performance allemal einen Blick wert.