Review

From PoW to OMG

Billy Wilder hat unumstößlich einen Platz unter meinen fünf liebsten Regisseuren aller Zeiten sicher - egal ob wegweisende Komödie oder Kriegsklamotte wie hier, auf ihn ist immer Verlass, seine Filme sind unfassbar oft Meisterwerke oder kratzen zumindest an diesem Status. "Stalag 17" über eine Baracke voller amerikanischer Soldaten in einem deutschen Kriegsgefangenenlager gegen Ende des zweiten Weltkriegs muss sich z.B. keineswegs vor dem wesentlich erfolgreicheren und bekannteren "The Great Escape" verstecken, der sich ein Jahrzehnt später sogar Einiges von diesem eher unter dem Radar fliehenden Wilder-Wunders abgeguckt hat. "Stalag 17" überzieht den Dreck und Schmutz des Krieges mit einem selbstgebastelten Lächeln. Ehrlich, intelligent und köstlich verschmitzt. Wilder in Höchstform. 

Muss man sich auch in dunklem Stunden ein Lachen bewahren? Wer ist der Maulwurf? Wird eine Flucht gelingen? Darf man Nazi-"Schweinehunde" derart menschlich und fast schon etwas sympathisch-blöd zeichnen? Und wie cool ist eigentlich dieser William Holden? Alles Fragen, die mir während dieser kleinen Ausbruchskomödie in den Sinn kamen. "Stalag 17" verharmlost den Krieg und die Nazis nicht, er lacht ihnen frech ins Gesicht. Das Camp ist glaubhaft, eng und matschig. Die Melodien weltberühmt und bleiben im Kopf. Die Figuren sind alles Unikate und man verbringt gerne Zeit mit ihnen, egal wie überzeichnet manche sind. Zusammen mit den gewohnt geschliffenen Dialogen und Einzeilern verfliegt die Zeit schneller als man "Sgt. Johann Sebastian Schulz" sagen kann. Zusammenhalt, Mut, Kreativität, Menschlichkeit und vor allem Humor ergeben Hoffnung. Selbst im Angesicht der eisernen Hölle höchstpersönlich. 

Fazit: Billy Wilder verleiht dem Krieg ein Lächeln oder dem Lächeln eine Kugel - so oder so: dieser Mann enttäuscht mich nie und "Stalag 17" zeigt ihn auf seinem Zenit. Scharf. Direkt. Konzentriert. Extrem unterhaltsam. Schneller vergeht die Zeit in einem Gefangenenlager nirgendwo anders!

Details
Ähnliche Filme