Review

Der interessanteste Slasher, den du noch nie gesehen hast

„White of the Eye“ - was für ein Serienkillerkleinod! Irgendwo zwischen Geldern aus Großbritannien, Landschaften aus Amerika und gefühlt Atmosphäre aus Australien. Ein wahnsinnig intensiver Slasher, Giallo, ein Psychogramm nahe „Henry“ und „Roadgames“. Mit einem einzigartigen Blick auf Schizophrenie und Mörder. Und einem Score für die Ewigkeit. Creepy und ätherisch, besonders und verkappt, grandios und alptraumhaft. Ein Unikum in seiner Nische, das viel mehr Leute kennen sollten. Von einem der verkanntesten und getriebensten Regiekünstlern, den keiner/kaum einer kennt. Über eine Reihe an grausamen Frauenmorden und eine innige Liebesbeziehung mit dunklem Geheimnis…

Die Sonne stösst in's Auge

Slasher, Giallo, Psychogramm, Krimi, Thriller, Fiebertraum, Abschaum, Experiment… „White of the Eye“ ist ein „Killerfilm“ wie kein zweiter, soviel ist sicher. Die Morde sind stylisch wie sonstwas, aber auch übel und brutal as hell zugleich. Kein Wunder, dass „Auge des Killers“ lange Zeit auf dem deutschen Index stand. Trotzdem gut, dass dieser sehr ungewöhnliche Cannon-Film nun eine kleine Renaissance oder immerhin eine Chance erhält. Selten gab’s eine verstörendere Herangehensweise an einen Serienmörder, kaputten Mann, Kopf, eine Seele längst im Abgrund. Gerade die Dualität des Killers zwischen liebendem Partner und mordendem Monster ist verstörend gut. Dazu seine Bemalung bzw. Verkleidung im Finale - das brennt sich ein! Der Soundtrack legendär und schwebend über der eh schon zum Schneiden dicken Atmosphäre. Es ist nicht immer alles sinnig und direkt verständlich, die Handlung wird sehr sprunghaft, fragmentarisch und unübersichtlich aufgezogen. Doch lässt man diese Welle aus Wahnsinn, Wunder und Wagnis über sich rollen, dann schaut man staunend auf. Es greifen nicht alle Puzzleteile ineinander, doch als blutige Collage ergibt sich dennoch ein fies-famoses Bild. Donald Cammells privater bzw. seelischer Niedergang gibt nur noch eine weitere aufwühlende und bleibende Ebene. Definitiv ein Slasher, der bei mir noch lange nachwirken wird und dessen Wiederspielwert immens ist. Stigleggers erhellender Audiokommentar auf der deutschen BR ist ein weiterer fetter Kaufgrund. 

Zwei Seiten einer Männermedaille

Fazit: sphärisch, gruselig, emotional, anders. „White of the Eye“ ist ein (wenn man sich darauf einlässt) absolut verstörendes Ausnahmewerk im Serienkillerkosmos. Alles andere als reibungslos, verständlich oder perfekt - aber definitiv unvergesslich! 

Details
Ähnliche Filme