kurz angerissen*
Bavas Gothic-Klassiker "Die Stunde, wenn Dracula kommt" wirft lange Schatten auf diese im 15. Jahrhundert angesiedelte Schauergeschichte um Mord, Rache und Gerechtigkeit. Nicht nur flitzt Barbara Steele regelmäßig durch die Gänge eines Schlosses, dessen versteinerte Innereien den Hauptschauplatz ausmachen... vom Prolog bis zum finalen Klimax erinnert überhaupt so ziemlich alles an Bavas einflussreichen Schwarzweißfilm. Dessen Meisterschaft im Umgang mit Schattenwurf, generell mit der Tiefe des Raumes, erreicht Antonio Margheriti allerdings nicht. Altbackene Kostüme, schwülstige Dialoge, karge Einrichtung und eine verhältnismäßig helle Ausleuchtung (bedenkt man, wie viele Passagen im Keller und / oder in der Nacht spielen) rücken eher auf zu einem Shakespeare'schen Bühnenstück.
Akzente werden hauptsächlich durch den überdramatisierten Score gesetzt. Schon bei der Nahaufnahme eines Bechers, der mit einer verräterischen Flüssigkeit gefüllt wird, überschlägt er sich regelrecht vor Aufregung; eine in der Gesamtwirkung recht auffällige Kompensation der, trotz Bava-Inspiration, zurückhaltenden Regie, die eher auf radikale Bildinhalte vertraut (eine Vebrennung auf dem Scheiterhaufen beispielsweise oder das für jene Zeit ungewöhnliche Aufblitzen nackter Haut) anstatt aus eigenem Antrieb Dynamik zu erzeugen. Dies geschieht frühestens im Grande Finale, wenn der unkonventionelle Schnitt das Geisterhafte aus Bavas expressionistischsten Werken wie "Der Dämon und die Jungfrau" als übersinnliches Verwirrspiel neu aufbereitet und so das Filmische doch noch einmal herausstellt. Ein recht spektakuläres Ende, das vielleicht nicht ganz repräsentativ für den Film im Ganzen steht, ihm aber einen soliden Ausklang verpasst. Wer seine Bavas bereits brav durchexerziert hat, darf hier durchaus einen Blick riskieren.
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