Reiches Upper-Class-Gesindel, denen ihr Hedonismus und ihre Verschwendungssucht das letzte bisschen Vergnügen genommen hat, beschließt den letzten „leistbaren“ Tabubruch. Eine Menschenhatz mit besonderem Fokus auf die anschließende Tötung soll ihren in der Sackgasse des verzehrenden Luxus steckenden Existenzen wieder tiefere Bedeutung verschaffen. Aus Wall-Street-Schlaffis und gelangweiltem Geldadel sollen bärbeißige Recken werden. Dass Konsum- und Vergnügungssucht auch die letzten Bastionen des Anstandes überschreiten und kein Problem mit uferlosem Zynismus haben, ist dabei nicht weiter schwer zu glauben.
Jagt wird ausschließlich auf vermeintlich ersetzbare und nicht abgehende Obdachlose gemacht - hier schlägt der Film, für dieses Genre, schon fast klassenkämpferische Töne an. Unter der Leitung von Thomas Burns (Rutger Hauer) findet sich ein Grüppchen dieser Menschenjäger, fernab einer Zivilisation, in einer Waldhütte zusammen. „Beute“ ist (der natürlich noch unwissende) Jack Mason (Ice-T), dem eine warme Mahlzeit und ein Ausweg aus seinem tristen Leben in Aussicht gestellt wird. Zunächst noch stolz mit ihm einen besonders wehrhaften Gegner gefunden zu haben, der den Anspruch steigert, wendet sich bald das Blatt und die klare Linie zwischen Jägern und Gejagten beginnt zu verschwimmen. Mit kleinen, fiesen Fallen und bösen Finten setzt Jack Mason seinen Gegner zu und dezimiert sie so Stück für Stück. Dieser Überlebenskampf gegen seine vermeintlich überlegenen Jäger, die ohne ihre High-Tech-Waffen schnell die Flügel strecken, bleibt die meiste Zeit temporeich, spannend und kurzweilig.
Die exzellente Besetzung ist das größte Plus des Films. Rutger Hauer, wie immer in solchen Rollen kalt und unnahbar; besonders perfide F. Murray Abraham, der aus seinem milchbärtigen Sohn eine Kämpfernatur zimmern möchte und der stets am Rande des Wahnsinns chargierende Gary Busey als komplett irrer Megamacho, der seine Narben als Abzeichen seiner „Mannwerdung“ deutet. Neben dieser B-Movie-Riege aus Bösewichten erscheint Ice-T ein klein wenig verloren. Weder besitzt er die Präsenz seiner Kollegen noch ihr einnehmendes Charisma. Aber gerade die Besetzung dieses etwas schwunglosen Schauspielers sorgt für einen ganz reizvollen Kontrast zu den teils vortrefflich überzeichneten Antagonisten.
Unterm Strich macht Surviving the Game, der auf das Original The Most Dangerous Game (1932) zurückgeht, viel richtig und nur wenig falsch. Über den B-Movie-Durchschnitt hievt den Film aber die ausnehmend gute wie originelle Besetzung. Die Lust am Spiel ist jedem dieser Schauspieler anzumerken. Die Actionszenen oft hart und direkt – wobei niemals übertrieben - und gemäß der Handlung eher bodenständig bzw. niemals in ödes Dauergeballer ausufernd. Gesetzt den Fall, man hat ein Faible für jenes Genre, zeigt dieser Film schön, dass auch guter Durchschnitt vortrefflich munden kann.