kurz angerissen*
Das eisige Land, das sich rund um die Gleise eines herrenlosen Zuges auf Amokfahrt erstreckt, ist nicht einfach nur ein Survival-Panorama, es symbolisiert die letzte Härteprobe für ein Ausbrecher-Duo mit Schüler-Lehrer-Konstellation in einem Proto-Actionthriller, den man beinahe schon als symbolische Brutstätte der Virilität bezeichnen kann.
So kämpfen sich ein junger Eric Roberts und ein herrlich schmieriger Jon Voight aus einem Knast, der gerade eben zukünftige Haudegen wie Tiny Lister Jr. und Danny Trejo ausbrütet. Getauscht wird mit dem Ausbruch die Hölle der Gefangenschaft gegen die Hölle des Eises – mit dem Zugewinn der Freiheit. Männliche Philosophie geboren an männlichen Orten also, kein Wunder, dass es bei diesem Kraftakt immer wieder zu Szenen voller Pathos kommt, in denen Ehrgeiz, Stolz und Überlebenskampf miteinander kollidieren. Rebecca DeMornay wird als einziger weiblicher Teil der Besetzung dringend benötigt, um das mitunter seltsame Gebahren Voights und Roberts' unter Tränen der Verzweiflung auf einfache Logik herunterzubrechen und an die Vernunft der Männer zu appellieren. Ihre Rolle ist also bei weitem nicht so passiv, wie sie scheint.
Obwohl so mancher Moment ausgedrückter Männerbefindlichkeit zu stark orchestriert scheint, lenkt die zügig und dynamisch geschnittene Fahrt durch das Eis effektiv mit Countdown-Effekt ab und weiß mit abwechslungsreichen Perspektiven und reichlich Außenaufnahmen meisterhaft Tempo zu erzeugen, nicht zuletzt auch Phantomschmerzen in den gefrorenen Fingerknöcheln. Ja, es ist im Aufbau rasantes Actionkino, das einem die Eiskristalle auf die Stirn treibt und regelmäßig zur Chipstüte greifen lässt; um so bemerkenswerter sind die Momente, in denen die Brüllaffen in den Hauptrollen in ihrer Kampfpose erstarren und realisieren, was sie da eigentlich gerade tun. Voights verzerrte Fratze der Anspannung und Erregung, die sich in melancholische Leere verwandelt, als das Adrenalin wieder abfließt, gehört mindestens so sehr zu den Höhepunkten des Films wie eine Helikopterverfolgung oder ein Tunnel-Durchbruch.
Unter den vielen Zug-Actionern einer der zielstrebigsten, weil er sich nicht damit begnügt, die von Gleisen vorgegebene Fahrtrichtung als Direktive für geradlinige Action-Choreografien zu nutzen, sondern die vorbestimmten Pfade auch symbolisch verwendet. Alles, was danach kam, muss sich schon ziemlich warm anziehen, um da mitzuhalten.
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