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Ich schaue mir schon seit einiger Zeit die Filme von Cannon Films an und entdecke doch immer wieder neue, interessante Perlen. Menaham Golan und Yoram Globus, die Inhaber, konzentrierten sich ja vornehmlich auf das Action Genre und ließen es nicht selten gehörig krachen. Natürlich ging das oft zu lasten der Handlung und die Darsteller waren auch nicht immer erste Riege. Umso überraschender, dass mit „Express in die Hölle“ ein Film vorliegt, der in drei Kategorien sogar für einen Oscar nominiert wurde. Zum einen war das für den besten Schnitt, die beste Nebenrolle (Eric Roberts) und die beste Hauptrolle (Jon Voight). Leider ging man am Ende leer aus, doch die Nominierungen sprechen für sich und das für einen Film von Cannon, ist absolut ungewöhnlich. Voight bekam für seine darstellerische Leistung dann doch noch einen Preis, und zwar den Golden Globe, die zweitwichtigste Auszeichnungen im Bereich Film.

Schwerverbrecher Manny gilt im Knast als Held. Er ist ein harter Knochen, der keine Auseinandersetzung scheut und sich respektlos gegen den Gefängnisdirektor stellt, zu dem er ein ganz besonderes Verhältnis pflegt. Direktor Ranken ist aber auch ein zu fieses Arschloch. Wie skrupellos er ist, zeigt sich nach dem erneuten Ausbruch von Manny, bei dem ihn der junge Buck begleitet. Für Buck ist Manny ein Idol und bereitwillig folgt er ihm überallhin, auch auf einen Zug. Die vier aneinandergekoppelten Lokomotiven sollten eigentlich an einen Güterzug gehängt werden, doch plötzlich erleidet der Lokführer einen Herzinfarkt und stürzt vom Fahrerstand. Dabei kommt er an den Gashebel und so nimmt der Zug mehr und mehr Fahrt auf. Manny und Buck bemerken davon vorerst nichts, erst als man ungebremst einen Wagon erwischt, schwant ihnen Böses. Ein Rennen gegen die Zeit beginnt, denn lange kann man den Zugverkehr in der Leitzentrale nicht mehr umlenken. Eine tödliche Kollision scheint unausweichlich und zu allem Überfluss klebt Ranken an den Fersen der Flüchtigen.

Eigentlich gibt die Handlung nicht wirklich viel her, denn es geht ja nur um einen brutalen Verbrecher auf der Flucht. Was Regisseur Andrei Konchalovsky aber aus der etwas dürftigen Sache macht ist sehr gelungen und es sorgt vor allem einer für Stimmung, nämlich Jon Voight. „Express in die Hölle“ lebt von seinen emotionalen Ausbrüchen und den Dialogen mit Schauspielkollege Eric Roberts. So intensiv im Auftreten, so passend für die Rolle. Anfänglich Sympathieträger, wird Manny zum Hassobjekt und am Ende in gewisser Weise wieder zum Sympathieträger. Dieses Auf und Ab begeistert und eben Jon Voights Spiel lässt dann einige Schwächen vergessen. Eric Roberts kommt dagegen nicht an, schlägt sich aber dennoch gut. Voight am nächsten kommt vielleicht John P. Ryan, als fieser Gefängnisdirektor Ranken. Für Cannon war Ryan ja oft der Bösewicht und brillierte immer mit besonders hinterhältiger Ausstrahlung. In „Express in die Hölle“ hat er wohl seinen schauspielerischen Höhepunkt erreicht. Mann, was für ein Schwein.
Was neben den Darstellern noch auszeichnet, sind die Effekte. Die vier Lokomotiven rasen die Schienen entlang und zwar nicht nur in echt, sondern auch in gelungenen Modellaufnahmen. Das besitzt Atmosphäre und gefällt besonders bei Zusammenstößen. Besonders bei Drehs mit Personen, kommt ein echter Zug zum Einsatz und das trägt viel zur Glaubwürdigkeit bei und ist einem Actionfilm der besonderen Art mehr als zuträglich. Hinzu kommt die beeindruckende Form, in der der Zug und eigentlich auch der gesamte Film gedreht wurde. In einer Szene bewegt sich die Kamera auf die beeindruckenden vier Maschinen zu, so nah als wolle man zusammenstoßen. Kurz vorher biegt die Kamera etwas ab und fährt nebenher. Eine wirklich schöne Fahrt, was eigentlich nicht verwundern dürfte, zeichnet sich Alan Hume dafür verantwortlich (einer der besten britischen Kameramänner). Den letzten Schliff verleiht der Schnitt. Henry Richardson schnippelt so geschickt zwischen verschiedensten Blickwinkeln hin und her, man verliert nie die Übersicht und in den prägnanten Szenen kommt dadurch mehr Spannung auf. Mitgerissen wird der Zuschauer, es ist harmonisch und das bekommt man nicht so leicht hin.
Zum Schluss sollte die Musik nicht vergessen werden, die aus der Feder von Trevor Jones stammt. Übermäßig viel hatte er nicht zu tun, denn Regisseur Konchalovsky setzte Melodien nur dort ein, wo sie angebracht sind und etwas bewirken können. Kommt es dann aber zum Einsatz, klingen die Melodien sehr melodisch und beim gewaltigen Zug arbeitet Jones mit bedrohlichen und düsteren Klängen.

„Express in die Hölle“ basiert auf einem Drehbuch von Großmeister Akira Kurosawa. Ich finde, das merkt man. Und auch wenn die Geschichte nicht ganz so viel hergibt, hat Andrei Konchalovsky das Beste draus gemacht. Der Storyablauf, die Charakterzeichnung und der Spannungsbogen stimmen und je weiter der Film fortschreitet umso dramatischer werden die Ereignisse. Für die visuelle und akustische Umsetzung konnte Konchalovsky auf ein hochkarätiges Team zurückgreifen und hatte vor der Kamera besonders mit Jon Voight einen erstklassigen Darsteller. Letztendlich ist ein mitreißender Actionstreifen herausgekommen, der sehr gelungen zu unterhalten versteht und intensiv gespielt wurde. Zudem hat er einiges an Action zu bieten, jedoch Action im nicht ganz gewöhnlichen Sinne. Schießereien und dergleichen sucht man hier vergebens.



Die deutsche DVD:
2004 schon ist „Express in die Hölle“ bei MGM DVD erschienen und zwar als Teil des Back Programmes, also der Titelveröffentlichungen die mit ganz wenig oder gar keinem Bonusmaterial versehen werden und wo man auch optisch und akustisch nicht so viel wert legt. Die Devise ist, „Hauptsache auf DVD“.
Das Bild zeigt etwas Rauschen, daneben hat es aber einen guten Kontrast, gute Helligkeit und gelungene Farben. Der Ton liegt im englischen Original, wie auch in Deutsch in Dolby Stereo vor, womit die sehr gelungene Synchronisation optimal zur Geltung kommt. Tonrauschen hält sich eher zurück. Deutsche und englische Untertitel sind nur auf Hörgeschädigte beschränkt und an Extras gibt es den Original Kinotrailer.
Alles in allem eine solide Umsetzung.

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