Review

Manchmal ist es ein reiner Glücksfall wie spätere Meisterregisseure an ihren ersten Grusel-Krimi geraten. Gerade hatte Roger Corman „Schnelle Autos und Affären“ in Irland auf einem Schloss abgedreht, durfte sein damaliger Assistent Francis Ford Coppola ran und sich mit gerade einmal 24 Jahren auf die Schnelle ein Skript überlegen. Cormans Hauptdarsteller William Campbell und Luana Anders konnten dabei direkt im Schloss übernachten, denn die hat Coppola gleich wieder ins Boot geholt.

Louise kann den tödlichen Herzinfarkt ihres Mannes John Holoran nicht mehr verhindern und versenkt seine Leiche in Vorausschau ans Erbe der Holorans im See. Kurz darauf begibt sie sich zum Schloss der reichen irischen Adelsfamilie und täuscht die Anwesenden mit einer Notlüge über Johns Verbleib. Doch ihre perfiden Pläne werden von einem Axtmörder durchkreuzt…

Drei Jahre zuvor hatte Hitchcock das Publikum mit „Psycho“ geschockt und den hatte Coppola mit Sicherheit auch gesehen. Denn nicht nur Teile der Handlung erinnern ans Vorbild, auch die Inszenierung der Gewaltszenen weist frappierende Parallelen in Sachen Schnitt und Kamera auf. Dennoch wirkt sein Frühwerk weitgehend eigenständig und weist eine recht dichte, zuweilen enorm morbide Stimmung auf, welche die zuweilen etwas vor sich hin plätschernde Handlung weitgehend kaschieren kann.

Zudem schürt die simpel gehaltene Erzählung fast durchgehend Suspense, denn nicht nur düstere Geheimnisse liegen in der Vergangenheit der Holorans begraben, sondern es mischen gleich mehrere Verdächtige mit, die sich stets dubios verhalten, ein Arzt und Vertrauter versucht sich als Detektiv, während der Axtmörder einige Male zuschlägt. In die klassische Gruselrichtung tendieren letztlich eher Aspekte wie ein ertrunkenes Mädchen, Puppen im Kinderzimmer oder ein paar Flashbacks aus Kindheitstagen, was sich recht gut mit den Slasher-Elementen verträgt.

Leider vermochte es Coppola nicht, die Mimen ordentlich anzuweisen, denn die meisten wirken ein wenig überfordert, manche scheinen gar völlig neben der Spur zu stehen, wie Patrick Magee, der als Arzt so wirkt, als würde er selbst dauerhaft unter Drogen stehen.
Auch die Synchro ist ungewöhnlich schlecht, da sollte man auf jeden Fall den Originalton bevorzugen, denn manche Stimmen bekommen das Timing genauso wenig hin wie die Betonung.

Dennoch ist Coppolas Fingerübung ein erstaunlich runder Streifen, der zwar einige Mankos in Sachen Logik und Kontinuität aufweist und auch nicht immer direkt auf den Punkt kommt, doch im Gesamtbild lebt „Dementia 13“ von den stimmungsvollen Bildern, dem Mitraten um den Axtmörder und der dichten Atmosphäre, welche Coppola bereits mit recht wenig Erfahrung im Geschäft gut auf den Punkt bringt.
Weit entfernt von seinen späteren Meisterwerken, doch wer auf herrlich altmodische Grusel-Krimis steht, sollte sich den Film mal ansehen.
6,5 von 10

Details
Ähnliche Filme