Irgendwie wird ich mit Guillermo del Toro nicht warm. "The Devil's Backbone" ist nun schon der vierte Film von ihm, auf den ich mich erst gefreut habe, der dann aber die Erwartungen nicht erfüllen konnte. Die Gründe liegen jedoch jedesmal woanders.
Was wir hier haben, ist eine patente Geisterstory, eingebettet in den Hintergrund des spanischen Bürgerkrieges in den auslaufenden 30er Jahren. In einem abseits liegenden Kinderheim mit Schule geht offenbar um, der Geist eines Jungen geht um, doch der Krieg erscheint zunehmend schrecklicher als die Schrecken des Jenseits.
Und dennoch: der Film kann sich für meinen Geschmack einfach nicht entscheiden, was er eigentlich will: zunächst mäandert er ziellos zwischen den Charakteren hin- und her, präsentiert uns erst einen aufgeweckten Jungen als Protagonisten, läßt dann den alten Schulleiter den Off-Kommentar berichten und richtet dann die Kamera reihum auf andere Lehrer, Helfer, Aufseher. Alles schön und gut, aber stringenter Spannungsaufbau ist nicht del Toros Sache.
Wer jetzt auf die Geistererscheinung setzt, so zieht sich dieser Plotstrang unentwickelt durch den ganzen Film, um uns nur hin und wieder zu erschrecken. Der Kampf der ungewollten Kinder, die in eine mörderische Auseinandersetzung zwischen den Schullehrern und einem Aufseher hineingeraten, scheint den Regisseur mehr interessiert zu haben und wird ausgiebig breitgetreten. Ein paar Goldbarren spielen auch noch eine Rolle und die Frage, ob man sich nun um die Kinder kümmert oder nicht, weil der Krieg vor der Tür steht.
Hätte das in Buchform noch eine kraftvolle und farbenprächtige Novelle abgegeben, muß man sich für den Film für etwas davon entscheiden. Die Geistererscheinung des Jungen ist zu sorgfältig hervorgehoben, als nur begleitendes Element zu sein (wie etwa in Allendes "Das Geisterhaus"), der Täter steht schon bald relativ fest doch bis zum Höhepunkt ist das Drama rund um das Gold wichtiger.
Vielleicht liegts an der spanischen Mentalität, aber die Verhaltensweisen der Figuren sind auch recht sperrig und werfen nicht selten Fragen auf, wobei anerkannt werden muß, daß hier die Geistererscheinung in der klassischen Art und Weise nicht ins Geschehen eingreift, sondern eher nur als Mahnung sichtbar wird.
Vielleicht muß man für diesen Film einfach in der richtigen Stimmung sein, um das spanische Lokalkolorit genießen zu können, für den Genrefan kommt diese Story aber zu schwer in die Gänge und schleppt sich eher dröge und gerade in Bezug auf die Geistergeschichte vorhersehbar dahin. In Szene gesetzt ist das alles jedoch tadellos - wäre da nur nicht der ernste spanische Ton, der in dramaturgischer Hüftsteifheit mündet.
In Ruhe genossen ein guter Film, aber die besten Freunde werden del Toro und ich nicht mehr. (6/10)