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„Angel Heart“ – das bedeutet das Aufeinandertreffen von Mystery/Okkult-Horror, Psychothrill und einer Film noir’schen Detektivgeschichte, die für seinen Protagonisten zu einer schmerzhaften Selbsterkenntnis führt. Der britische Regisseur Alan Parker („Das Leben des David Gale“) verfilmte 1987 den Roman „Falling Angel“ von William Hjortsberg und verfasste das Drehbuch zu dieser britisch-kanadisch-US-amerikanischen Produktion.

Im New York des Jahres 1955 engagiert der mysteriöse Louis Cyphre (Robert De Niro, „Taxi Driver“) den Privatdetektiv Harry Angel (Mickey Rourke, „Rumble Fish“, „Barfly – Szenen eines wüsten Lebens“), um den verschwundenen, totgesagten Sänger Johnny Favorite zu finden. Favorite ist angeblich ein Geschäft mit Cypher eingegangen und ihm etwas schuldig geblieben. Angels Suche führt ihn in die Ghettos New Orleans, wo er es mit eigenartigen Menschen und immer verwirrenderen Informationen ebenso zu tun bekommt wie mit Voodoo und bestialischen Morden, weshalb die Polizei ihn bald als Hauptverdächtigen verfolgt…

Parker gelang mit „Angel Heart“ nicht nur ein authentisch wirkend rekonstruiertes 1955, sondern auch ein früher Beitrag zum später so populär werdenden „Mindfuck“-Thriller, einem Film mit einer mehr oder weniger überraschenden Wendung der Handlung, die das zuvor Gezeigte auf den Kopf zu stellen scheint. Mickey Rourke liefert eine in allen Belangen überzeugende Ein-Mann-Show ab und findet sich wunderbar in seine Rolle als eher abgefuckter denn souveräner Privatdetektiv nach Film-noir-Vorbild ein, einem Mann, der stets an der Schwelle zu irgendetwas scheint, nur zu was? Daraus bezieht „Angel Heart“ seine Spannung, denn von vornherein ist klar, dass Angels Ermittlungen nicht spurlos an ihm vorübergehen werden. Stück für Stück bekommt der Zuschauer Mosaiksteinchen aufgetischt, die er in Gedanken zusammensetzen, verwerfen und neu ordnen darf. Das Umfeld, in das er sich begibt, ist fremdartig und gefährlich, als stochere er in einem Wespennest und kneift dabei die Augen in der Hoffnung fest zusammen, keine tödliche Dosis Stiche abzubekommen. De Niro als sein Auftraggeber bekommt kaum etwas zu tun, im Prinzip braucht er nur dazusitzen und diabolisch zu erscheinen, während Rourke um sein Leben spielt. Mehr Arbeit wurde dabei der Maske zuteil, die De Niro in ein respekteinflößendes, finsteres Äußeres hüllte.

Regisseur Parker nimmt sich Zeit und gibt seinem verloren wirkenden Protagonisten selbige, um sich zum Spielball Cyphers machen zu lassen, er kostet Angels Horrortrip genüsslich aus. Wohldosierte und innerhalb des gediegenen Filmtempos umso wirksamere blutige Ereignisse unterstreichen den Pessimismus der persönlichen Apokalypse des Detektivs und verhelfen der Handlung auch visuell zu Konsequenz und Härte. Eine absolut fantastische Kameraarbeit verwöhnt permanent das Auge des Betrachters und wertet das Ambiente zusätzlich auf, und zwar auf höchstem Niveau. Ein weiterer Hingucker ist ohne jeden Zweifel Lisa Bonet („High Fidelity“, „Die Bill-Cosby-Show“) als dunkelhäutige Schönheit Epiphany Proudfoot, die sich Voodoo-Riten hingeben und blankziehen darf und zum Gegenstand des Interesses von Angels Libido wird. Einer der visuellen Höhepunkte des Films ist ihre Sexszene mit Rourke, die in einen wahnsinnigen, alptraumhaften Gewaltrausch übergeht – wow! Auch eine Prise Humor – wohldosiert wie quasi ausnahmslose alle Ingredienzien des Films – wurde nicht ausgespart, Hearts Hühnerphobie provoziert Schmunzler, fügt sich jedoch nahtlos in das als atmosphärische Meisterleistung zu bezeichnende Gesamtwerk ein.

Alan Parker erschuf, wie man ihm zurückblickend zugestehen muss, einen nahezu zeitlos wirkenden Genre-Mix-Klassiker, der nicht zu altern scheint und gereift ist wie ein guter Wein. Der Stil des Films ist unverändert ein faszinierendes Lehrstück für die Möglichkeiten des Mediums Kino beim Erzählen einer Geschichte und sorgt dafür, dass die zumindest ab einem gewissen Punkt relative Vorhersehbarkeit der Pointe, an die der Zuschauer aber erzählerisch und dramaturgisch geschickt herangeführt wird, statt ihn mit ihr zu überrollen, dem Sehvergnügen kaum einen Abbruch tut. „Angel Heart“ ist ein inszenatorisch nahezu perfektes Filmvergnügen mit emotionalem Tiefgang, ohne ganz auf Genrekonventionen zu verzichten und behält letztlich das Comichaft-Moralische, das so vielen Schauergeschichten zugrunde liegt, bei – und zeigt dabei, was man auf dieser Grundlage zu leisten vermag, das nötige technische Geschick, aber sicherlich auch Budget, vorausgesetzt.

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