Review

Irgendwie gibt es immer irgendwo einen Krieg. Wenn nicht schon zwischen zwei oder mehreren Ländern und deren Armeen, dann eben einfach innerhalb einer Streitkraft. In "Army Go Home!" geht es, wie soll es auch anders sein, um die USA. Eine Einheit, stationiert irgendwo in der Nähe von Mannheim. In Deutschland also auch noch. Und dieser Einheit um Soldat Elwood (ein grandioser Joaquin Phoenix) ist es tierisch langweilig.

Nach einer kurzen Einleitung, bei der bekannt wird, dass Elwood tierische Angst vorm Fallen hat, wird man Zeuge eines kleinen Footballspiels. Dieser findet nicht irgendwo statt, sondern eben in einem Aufenthaltsraum. Den Soldaten ist es eben langweilig. Und nehmen auch nicht alles ernst. Besser gesagt eigentlich überhaupt Nichts. Bei diesem Spiel wird leider ein Soldat getötet und bei der Obduktion seiner Leiche werden massenhaft Spuren von Drogen entdeckt. Sogar die Pille hat er geschluckt. Solche lustigen und sinnlosen Szenen sind symbolisch für diesen höchst unterhaltsamen Film.

Elwood ist der Macher von zahlreichen Schwarzmarktgeschäften, in die die Einheit verstrickt ist. Zunächst nur auf Drogenhandel beschränkt, gelingt bald auch der Einstieg ins Waffengeschäft. Für Elwood kein Problem, schafft er es doch immer wieder, seinen eher gutgläubigen und naiven Kommander davon zu überzeugen, dass die 1000 Gallonen Reinigungsmittel nur fürs Sauberhalten des Stützpunktes gedacht ist. Auch der Rest der verbotenen und höchst illegalen Aktionen der Einheit wird im Film wie ein Kinderspiel dargestellt. Da zerstört ein Panzer schon mal eine Tankstelle und tötet dabei 2 Soldaten, deren LKWs dann entwendet und die Wagenladung voller Waffen an dubiose Adressaten weiterverkauft. Außerdem wird gekifft, gefixt und sonstige Drogen genommen, ohne dass es den Marines je zum Verhängnis wird. Bis eines Tages dann der strenge Sergeant Lee auftaucht, der schon länger ahnt, dass in der Einheit nicht alles mit rechten Dingen zugeht.

Doch wer nun meint, dass Schluss ist mit den sympathischen Soldaten, die es nicht so mit der Moral haben, der hat sich getäuscht. Fortan entwickelt sich ein Kleinkrieg zwischen Sergeant Lee und Elwood. Dieser macht sich an Lees Tochter ran, geht mit ihr aus und Lee im Gegenzug lässt Elwoods teuren Mercedes schrotten. Wenn es eben nirgendwo einen Krieg gibt und es Langeweile herrscht, dann wird eben Krieg gemacht. Diese Privatfehde ist aber nicht minder sinnlos wie jeder andere politische Krieg auf dieser Welt. "Army Go Home!" fokussiert hierbei diese Sinnlosigkeit durchaus, wobei dies auf parodistische und satirische Art und Weise vonstatten geht. Die Soldaten sind unglaublich sympathisch und selbst die illegalsten Machenschaften sind wahnsinnig unterhaltsam und lustig. Wenn völlig von Drogen vernebelte Soldaten in einem Panzer sitzen, der Rauch ihrer Joints nur noch so im Innenraum steht, sie nebenbei Musik hören und ihre Kompanie dabei völlig aus den Augen verlieren, eine Tankstelle dem Erdboden gleich machen, 2 Soldaten aus Versehen töten und sich dann schnurstracks durch den Wald begeben, um dann doch wieder ihre Kompanie zu finden und auch noch ein Lob deswegen einheimsen, dann ist einem schon zum Lachen zumute. Sofern man den passenden Humor dazu hat.

Dieser ist natürlich hier mitunter pechschwarz, makaber, aber eben auch irgendwie nett. Die Sinnlosigkeit jeder Art von Krieg wird dennoch unglaublich passend geschildert. Die Soldaten sprühen vor Langeweile, gehen abends in Discos, schmeißen sich Exctasy ein, produzieren Drogen am Fließband und handeln mit Waffen in Millionenhöhe. Und wie Elwood Nietzsche am Ende so treffend zitiert: "Unter friedlichen Umständen fällt der kriegerische Mensch über sich selbst her." Es gibt eben keinen Frieden. Es gibt immer einen Krieg. Aber keine Sieger und Verlierer. Außer eben die, die übrigbleiben und weiterkämpfen. Das Ende also liegt auf der Hand.

"Army Go Home!" ist ein satirischer, makabrer und von Kurzweile nur so strotzender kleiner Geniestreich, der von ihren sympathischen Hauptpersonen und seinem äußerst gelungenen und wie die Faust aufs Auge passenden Soundtrack lebt. Ein Film, der wirklich Spaß macht, aber dennoch ein ernstes und umso traurigeres Thema gekonnt auf den Arm nimmt. Und das gibt es ja nicht unbedingt oft.

9/10 Punkte

Details
Ähnliche Filme