Das "Der Fluss der Mörderkrokodile" von so ziemlich jedem Kritiker zerrissen wurde sollte einen nicht unbedingt wundern, so gibt er sich doch zu Beginn äußerst schleppend in seiner Inszenierung, womit die Meisten scheinbar nicht klar gekommen sind und wohl eher einen harten Tierschocker erwartet haben, der direkt in die Vollen geht. Ok, Regisseur Sergio Martino der uns schon mit seinem hierzulande beschlagnahmten "Die Weisse Göttin der Kannibalen" in den Amazonas entführte und uns einen besonderen Mix aus Abenteuer und Kannibalenfilm bot, macht hier den großen Fehler und lässt diese gelungene Mischung aus Tierhorror- und Mondofilm 85 Minuten recht blutleer ablaufen, was bei einigen schnell zu Ermüdungserscheinungen führen dürfte.
Von Beginn an bietet man uns zwar eine ruhige Inszenierung, die aber den Flair der alten Abenteuerfilme wieder aufkommen lässt, was durch einige exotische Aufnahmen verstärkt wird. Martino schafft es trotz des recht schleppenden Handlungsaufbaus, den Zuschauer nicht zu langweilen, selbst das Techtelmechtel zwischen dem Fotografen (gespielt von Claudio Cassinelli) und der hübschen Barbara Bach ist nett anzusehen und wenn die ersten Gäste anreisen, kann man sich auch an einigen unfreiwillig komischen Momenten erfreuen,die einem des öfteren zum Schmunzeln bringen. Seien es Sprüche wie "Es es fürchterlich hier, die Musik ist viel zu laut!","Was haben sie gesagt? Die Musik ist viel zu laut ich verstehe kein Wort..." oder dass sich die Gäste bei der Flucht vor der schwimmenden Handtasche eher selbst umbringen, als dass sie vom Alligator verputzt werden, hier gibt es genug, was den Trash- und Spaßfaktor anhebt. Man sollte dem Gezeigten natürlich nicht so ernst gegenüber stehen, da man sich sonst schnell langweilen könnte. Sergio Martino scheint aber bei den Tieraufnahmen nicht so recht gewusst zu haben, welche Tiere am Amazonas leben, so bekommen wir eine schöne Aufnahme eines Schimpansen und Orang-Utans zu Gesicht, die es in diesen Gebieten gar nicht gibt. Aber auch das sollte man nicht so kritisch sehen und stören wird es sowieso nur die, die von vornherein nichts mit dem Film bzw. dem Genre anfangen können.
Das einzige, was mich persöhnlich etwas gestört hat, war die Haarsträubende und zudem noch gefakte Krokodilfütterung in den ersten Filmminuten. Hier wirft man lebende Ferkel ins Wasser, damit diese von den Krokodilen gefressen werden. Dass dabei kein Ferkel stirbt, merkt man allein schon daran, dass man dem Krokodil ein quiekendes Ferkel zuwirft und es schon fertig filetiert in seinem Mund landet. Das mich die Szene gestört hat, lag nicht daran das der Fehler so offentsichtlich war, die erheiterte micht mehr, als viel mehr die Tatsache, dass es trotzdem eine fragwürdige Szene bleibt. Zwar gibt der Reporter seine moralischen Bedenken an den Mitarbeitern des Hotels Preis, jedoch trügt das nicht über die Tatsache hinweg, das die kleinen Ferkel für den Film trotzdem nicht gerade tierfreundlich behandelt wurden. Dieses Problem besteht aber bei vielen "älteren" Genrebeiträgen, ganz zu schweigen von den ganzen Kannibalen- und Mondofilmen.
Ein weitere Kritikpunkt wäre noch, dass der Film erst nach gut einer Stunde so richtig in Fahrt kommt. Zwar kommt man zwischendurch immer wieder in den Genuss des Krokodils, aus der bekannten "Der weiße Hai"-Perspektive und auch ein Pärchen darf kurz und unblutig aufgefressen werden, aber man kann sagen, dass das erste Drittel des Films den Darstellern gehört. Wenn der Alligator dann aber zubeißen darf, fällt dies leider etwas unspektakulär und holperig aus, was Sergio mit etwas Blut hätte kaschieren können (ja immer die Blutgier). Lustigerweise sterben hier sogar mehr Menschen durch die Eingeborenen, die ebenfalls Jagd auf die von der wandelnen Lederhandtasche geplagten Besucher machen um ihren Kroko-Gott zu besänftigen. In diesen Momenten dürfen wir deutlich mehr Blut und Gewalt sehen als der Alligator Schrecken verbreitet. Und auch wenn die FSK bei Tierhorrorfilmen schon immer recht großzügig mit den Freigaben waren, ist eine FSK12 für diesen Film doch recht erstaunlich, vor allem weil die Tötungen am Ende nicht ausschließlich von einem Tier ausgehen.
Für das zugegeben recht dünne Drehbuch zeichnete sich unter anderem Luigi Montefiore alias George "THE MANEATER" Eastman aus, und Stelvio Cipriani ("Bay of Blood" und "Grossangriff der Zombies") sorgt für einen angenehm fetzigen 70er Soundtrack. Claudio Cassalini, der hier den Reporter Daniel spielt und den meisten wohl aus "Island of the Fishman" und "Die weiße Göttin der Kannibalen" bekannt sein dürfte, sieht man hier in einer seiner letzten Genrerollen, bevor er 1985 bei einem Helikopterunglück ums Leben kam. Auch für Barbara Bach war dies neben dem 1981 enstandenen "The Unseen" der letzte Horrorfilm in dem sie mitwirkte und trotz dem erfolgreichen Auftritt als Bondgirl in "Der Spion der mich liebte" blieb ihr ein größerer Erfolg verwehrt. Das sah bei Sergio Martino schon etwas anders aus. Immer wieder beglückte er uns mit Trashperlen wie z.B. "Monster Shark" und "The Fishmen and Their Queen", bevor er in den letzten Jahren nur noch fürs italienische Fernsehen drehte.
Für mich ist "Die Heilige Bestie der Kumas", so der alte deutsche Verleihtitel, eine kleine Perle des italienischen Tierhorros, der trotz seinen geringen Blutanteils und einigen Inszenierungs- und Drehbuchschwächen 85 Minuten gut zu unterhalten weiß. Wer allerdings mit all den oben genannten Kriterien nichts anfangen kann und sich mehr dem Mainstream und den aktuellen Tierhorrorfilmen verschrieben hat, sollte um Sergio Martinos Klassiker einen großen Bogen machen.