Review

Gesamtbesprechung

Ich war ja eigentlich nie großer Batman Fan. The Animated Series, die vor über einem Jahrzehnt im Nachmittagsprogramm von Pro7 umhergeisterte, wurde von mir zwar regelmäßig gesehen, war aber auch jeder Zeit entbehrlich, denn wirklich gefesselt haben mich die Abenteuer des dunklen Ritters nie.
Die Burton Filme zumindest waren grandiosen Kino, mit toller Action, und unheimlich düsterer Atmosphäre, die von mir zwar immer noch geschätzt werden, aber die Zeichentrickserie dennoch nicht interessanter machten.

Und dann überraschte mich das Samstagvormittags Programm mit einem ganz neuen Batman.
Nicht nur einem, der lediglich das Fledermaussymbol auf der Brust leicht umdesignte, sondern ein ganz anderer Held, in einer völlig neuen Welt.
In einem viel versprechenden Trailer gab sich ein völlig neuer Batman zuerkennen. Der Suit glich einem elastischen Overall, war bis auf dem roten Fledermaussymbol komplett schwarz, das Cape fehlte völlig, und die spitzen Ohren waren unwahrscheinlich hoch.
Ein unverschämt cooler Score begleitet die ästhetischen Bilder, und schon wurde ich neugierig.

Was ist „Batman – Of the Future“ (bzw. Beyond im Original)?
Die Produzenten wollten das Franchise durch eine fortgeschrittene Weiterentwicklung der Story erfrischen, und das Ergebnis ist ein in der Jahre gekommener Bruce Wayne, der während eines seiner Einsätze merkt, dass mittlerweile “zu alt für den Scheiß ist” (Lethal Weapon Zitat xD ).
So gut Bruce als Batman auch war, die Zeit hat an seinem Können genagt, und für die Verbrechensbekämpfung ist nun schließlich zu alt, worauf er den Anzug, die letzte Neuentwicklung seines Bat-Suit Repertoires, endgültig in die Vitrine gestellt hat, um schließlich auch nie wieder seine geheime Bat-Höhle zu betreten.

20 Jahre sind nun seitdem vergangen, und Bruce Wayne vegetiert nur noch in seiner Villa vor sich hin, während das Verbrechen nie schläft, und selbstverständlich auch in dem Zukunftsszenario ihr Unwesen treibt.
Nicht jeder Bürger aber lässt sich die Machenschaften der teils abgefreakten Kriminellen gefallen, wie uns Terry McGinnis in seiner ersten Szene verdeutlicht.
Einer hilflosen Dame hilft er kurzerhand, als sich ein Clown an ihrer Tasche vergreift.
Gut dass es noch solch mutige und rechtschaffene Bürger in Gotham City leben.
Doch abgesehen von seinem Mut und Martial Arts Fähigkeiten, handelt es sich bei Terry McGinnis um einen normalen Jugendlichen, der noch zur Schule geht, im Lernstress ist und auch eine Freundin hat.

Als ihn eine Bande von abgedrehten Bikern in eine Sackgasse, in Form von Bruce Wayne’s geschlossenem Eingangstor, gelotst hat, weil sich Terry dummerweise zur falschen Zeit am falschen Ort mit den falschen Typen anlegte, kommt es zur schicksalhaften Begegnung, als Bruce Wayne auftaucht um sofortigen Waffenstillstand zu fordern.
Da die Clowns lieber fühlen statt hören wollen, geschieht eben selbiges mit denen, als sich der alte Wayne und McGinnis zusammentun, um den Clowns zu zeigen wo der Hammer hängt.
Terry bringt verletzten Bruce zu seiner Villa, und als dieser eingeschlafen ist entdeckt Terry ganz zufällig den Eingang zur Bathöhle, was dem plötzlich auftauchenden Wayne gar nicht schmeckte, und McGinnis prompt aus dem Hause warf.

Doch als Terry’s Vater ermordet wird, und die Täter auch mit der Ausbeutung von Bruce Wayne’s Firma zu tun haben, sollen die beiden auch schon bald wieder in Kontakt treten.
Völlig unbefugter Weise hat sich McGinnis den High -Tech Batsuit aus Wayne’s Höhle stibitzt, und versucht den Mörder seines Vaters auf eigene Faust fest zu nehmen, und ganz nebenbei auch den Giftgas Transport zu stoppen, der wohl ansonsten für massig Tote sorgen würde.
Anfangs schmeckt Wayne dieser unverschämte Schachzug Terry’s überhaupt nicht und sabotiert dessen Mission per Ausschaltknopf des Suits.
Als Terry diesem jedoch vor Augen hält, dass sie beide dasselbe Schicksal teilen, da beide ihren Vater durch einen Mordanschlag verloren haben, gewährt Wayne dem jungen McGinnis die Mission zu beenden und den Mörder dingfest zu machen.

McGinnis war erfolgreich, konnte den Giftgastransport stoppen, den Mörder zur Strecke bringen, und hat Wayne damit schließlich so sehr überzeugt, dass er ihm anbietet für ihn zu Arbeiten!

Dies ist der Auftakt des neuen Batmanuniversums, und wusste mit seinen beiden Pilotfolgen „Rebirth“ bzw „Ohne Batman „ und „Der Nachfolger“ sehr zu gefallen.
Dabei hätte die Idee genauso gut schief gehen können, denn wenn ich da an das grausige „Extreme Ghostbusters“ denke, welches den originalen Real Ghostbustern nicht im Entferntesten das Wasser reichen konnten, dann kann mach sich diesbezüglich auch berechtigt um Batman sorgen machen.

Doch im Falle von Batman Beyond ging das Konzept dank erfrischend guter und neuer Ideen wunderbar auf.
Bruce Wayne altern zu lassen, und nun einen Jungspund unter dessen Beobachtung in den Kampf gegen das Böse zu schicken, war eine sehr gute Idee, die auch ihr Potential voll ausschöpfte.
Bruce Wayne, der alte Hase führt Terry in alle Bereiche der Verbrechensbekämpfung ein, macht ihn mit neuen, High – Tech Projektilen vertraut, und weiht ihn hin und wieder in dessen Vergangenheit ein.
Parallelen und Bezüge auf die originale Batman Zeit werden immer herbeigezogen. Da tauchen das ehemalige Batgirl, Robin und auch der Joker auf, eine sehr gute Folge beschäftigt sich Wayne’s Hund Ace, der einst als Kampfhund eingesetzt wurde, und dann wird auch versucht ihn einer Verjüngerungs Kur zu unterziehen. All diese sehr eindringlich erzählten Episoden machen Bruce Wayne viel menschlicher als er es in seinen früheren Serien war.

Selbes gilt für Terry McGinnis, der als Batman vor allem deswegen so viel Laune macht, da sein Privatleben darunter ordentlich zu leiden hat. Mit versäumten Verabredungen, den daraus resultierenden Beziehungskrisen mit der Freundin Dana, und der kaum vorhandenen Zeit für Schularbeiten muss sich Terry rumschlagen und wirkt dadurch eben richtig menschlich, weshalb ihm auch ein besonders großer Identifikationsbonus zuzuschreiben ist.

Die Serie profitiert vor allem davon, dass McGinnis ein ganz anderer Mensch ist als Wayne. Natürlich, beide sind rechtschaffene Männer, die für Recht und Ordnung sorgen wollen, und zudem dasselbe Schicksal teilen. Doch der Charakter Unterschied liegt dennoch deutlich vor.
So übel es auch klingen mag, aber das Verhaltensmuster des neuen Batmans lässt sich besser mit Spiderman als dem originalen Batman vergleichen.

Die Einflüsse des Spinnenmanns sind nicht abzustreiten. Mal abgesehen davon, dass Terry eine ähnliche Identifikationsfigur zu bieten hat, die sich mit zahlreichen privaten Problemen rumschlagen muss, und deswegen auch eine Liebesbeziehung nicht so recht auf die Beine stellen kann, ist Batman nun auch ein ganz schöner Sprücheklopfer, nimmt seine Gegner gerne auf die Schippe und kommentiert deren Misserfolge mit markigen Bemerkungen, die zwar alle keine Brüller sind, aber dennoch das Geschehen aufzulockern wissen.
Dann bewegt sich Batman auch wesentlich akrobatischer als sein Vorgänger. Terry’s Fortbewegen, Manövrieren und Ausweichen sehen sehr elegant aus und erinnern immer wieder an den Spinnenman.
Dieser war ständig über den Häuserschluchten von New York unterwegs, und dank des in den Schuhen eingebauten Düsenantriebs hält sich nun auch Batman überwiegend in hohen Lüften auf, was beim alten Batman weniger der Fall war.

Mit dieser Weiterentwicklung des Batman-Anzugs und den neuen Bewegungsfreiheiten sieht auch schon die Action in Batman Beyond wesentlich besser aus.
Nicht dass sie beim alten Batman lahm wäre, doch in Beyond war ich von dem spektakulären Bilderfluss wirklich angetan und feierte bei einigen ganz besonders coolen Einlagen innerlich voll ab.
Dies spiegelt sich auch bei dem Schurken Repertoire wieder, der mit teils originellen Einfällen daherkommt.
Da ist zum Beispiel Inque, wohl deutlich von James Cameron’s „T-1000“ inspiriert, die einen gefährlichen Gegner für Batman darstellt.
Die Royal Flush Gang, die sich im Stile von Scart Karten kleidet ist ebenfalls eine Klasse für sich wie der schüchterne Außenseiter mit seinem Riesen Golem.
Gesellschaftskritische Episoden, wie etwa „Splicers“ die das Herumpfuschen am Eigenen Körper der „Schönheit“ Willen behandeln, führen auch einige recht exotische „Tier-Menschen“ ein.
Und dann finden sich auch einige Wiederbelebungen innerhalb des Batman Universums, wie etwa die Joker Bande oder der totgeglaubte Mr. Freeze, doch Batman Beyond lässt es sich auch nicht nehmen eine Art „Fantastic Three“ auftauchen zu lassen.
Das Fehlen eines „Fireman’s“ findet in dem verstrahlten, Atomenergie verschießenden Derek Powers Ersatz.

Und diese heizen Batman alle deutlich ein. Durch deren nicht gerade zimperliches Vorgehen gerät Batman in schmerzvolle und spektakuläre Stunteinlagen, die im Cartoon Bereich klares Highlight sind.
Unentbehrlich für die Wirkung dieser Szenen ist auch der geniale Soundtrack, der für Batman Veteranen überraschend rockig daherkommt.
Dies wird wohl eines der herausragenden Elemente gewesen sein, die mir an dieser Serie so besonders zusagten, denn der rockige Score macht die coolen Actionszenen, die hervorragend animiert worden sind, erst recht schmackhaft.

Damit erweist sich Batman Beyond nicht nur einfach als Batman Nachfolger, sondern als Batman „Neuinterpretation“, da Batman Beyond eben einen ganz anderen Stil nachgeht als der Vorgänger, diesen aber auch nie vergisst, sodass immer eine deutliche Verbindung besteht.
"Batman - The Animated Series" war stets düster und leider auch etwas trocken, während sich Beyond für mich zumindest als viel lebendiger erweist. Mit dem neuen Batman Charakter kann sich ein Jugendlicher besser identifizieren, einige Folgen haben sehr interessante, teils originelle Handlungen und Ideen vorzuweisen, die Actionszenen und Animationen sehen super klasse, der rockige Score verpasst der Serie eine ganz besondere Note, und dabei vergisst Beyond nicht einen dennoch ernsten Ton anzuschlagen um schließlich eine Atmosphäre aufzubauen, die für mich das Cartoon Erlebnis einmalig machte.

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