Professor Jeremy Taylor ist zusammen mit seiner Frau Elisabeth und seiner kleinen Tocher Lena auf dem Amazonas unterwegs. Eines Abends überfallen Kannibalen das Boot. Während Elisabeth bei lebendigem Leib gefressen wird, gelingt Taylor die Flucht, obwohl ihm die Kannibalen einen Arm abhacken. Lena aber bleibt allein an Bord zurück. Später wird das Boot an die Küste getrieben und Lena von den Kannibalen zur Göttin erkoren.
Viele Jahre später, nachdem Taylor wieder genesen ist und sich in seine Ärztin Anne verliebt hat, beschließt er, seine Tochter zu suchen. Mit finanzieller Unterstützung der reichen Abenteurer Barbara Shilton und Charles Fenton wird eine Expedition zusammengestellt, zu der auch Anne und einige von Fentons Freunden zählen. Unter der Leitung eines Fremdenführers dringen sie tief in den Dschungel vor. Bald erreichen sie das Gebiet der Kannibalen und werden schon kurz darauf von diesen Angegriffen. Während Barbara, John und Charles getötet und gefressen werden, werden Anne, Jeremy und Jerome, ein weiteres Mitglied der Expedition, gefangen genommen. Im Lager der Kannibalen begegnet Jeremy schließlich seiner inzwischen erwachsenen Tochter Lena. Diese scheint ihn jedoch zunächst nicht wiederzuerkennen. Nachdem die Kannibalen sich in einer Art Blutrausch über Anne hergemacht haben, werden Jeremy und Jerome in der Nacht von Lena befreit. Die Beiden fliehen zunächst, kehren aber schon bald zurück und entführen Lena. Die Kannibalen nehmen die Verfolgung auf und in einem Fluß kommt es schließlich zur finalen Konfrontation. Der Häuptling der Kannibalen fordert Jeremy und Jerome zum Zweikampf heraus, den Jerome nicht überlebt. Gegen Jeremy hat der Häuptling jedoch keine Chance und unterliegt. Da Jeremy aber darauf verzichtet, den Häuptling zu töten, schenkt dieser Jeremy und Lena die Freiheit.Kannibalen in Sandalen!! MONDO CANNIBALE sticht selbst aus dem an unsinnigen Filmen nicht gerade armen Gesamtwerk Jesus Francos durch seine völlige Blödsinnigkeit heraus. Wenn es nicht zuviel der Ehre wäre, könnte man Franco tatsächlich unterstellen, er wollte sich mit diesem Film über die "ernsthaften" Kannibalen-Epen, beispielsweise eines Umberto Lenzi, lustig machen. Wahrscheinlicher ist aber wohl, dass der Regisseur mal wieder nur über ein sehr bescheidenes Budget und einen eben solchen Zeitplan verfügte, und unter diesen Vorgaben einen möglichst kassenträchtigen Film herstellen sollte. Und da das Thema "Kannibalismus" im europäischen Exploitation-Film dieser Zeit gerade besonders populär war, lag es natürlich nahe, einen weiteren Beitrag zu diesem extremen Subgenre des Horrorfilms beizusteuern. Herausgekommen ist dabei allerdings kaum mehr als eine, stellenweise etwas geschmacklose, Lachnummer. Man mag gar nicht glauben, mit welcher Ignoranz gegenüber den zu dieser Zeit schon fest etablierten Konventionen des Subgenres Franco hier "seine" Menschenfresser präsentiert. Franco selbst sagt dazu: "Ich schrieb die Story, machte das Drehbuch und drehte [den Film] schließlich auch, und das in meiner ganz eigenen Art und Weise."
MONDO CANNIBALE ("gedreht in einem Park in Südspanien" (Franco)) illustriert seine hanebüchene Story mit völlig substanzlosen Bildern, die noch dazu mit einer verheerenden Montage-Technik weitgehend Sinnfrei aneinander gereiht wurden. Die "Kannibalen" führen sich auf wie der Kegelclub "Alle Neune" auf Abenteuerurlaub, und auch ihre lachhaft bemalten Gesichter können nicht darüber hinweg täuschen, dass es sich bei ihnen ausnahmslos um durchschnittliche Europäer handelt, die unter dem Lendenschurz noch ihre Unterhosen tragen (und an den Füßen die schon angesprochenen Sandalen). Die Darsteller dieser "Kannibalen" sind im Übrigen mit viel Elan bei der Sache und können sich zwischendurch auch schon mal ein Lachen (in die Kamera) nicht verkneifen. Diese Begeisterung vermisst man allerdings bei den anderen Schauspielern völlig, und vor allem Sabrina Siani kann ihre totale Unfähigkeit auch mit ihrem schönen Po nicht überspielen. Gerechterweise muss man ihr aber zugute halten, dass Franco ihr eine ganz und gar passive und unsinnige Rolle zugedacht hat, die ihr nicht die geringste Entfaltungsmöglichkeit bietet. Über die Siani sagte Franco später: "So hübsch sie auch war, so dumm war sie auch." Lina Romay trägt dagegen eine potthässliche Frisur zur Schau, und obwohl sie die Rolle einer Ärztin spielt, steht sie nur hilflos dabei, als ein Verletzter dringend versorgt werden muss. Soviel zur Charakterisierung der Protagonisten. Die Fressorgien der Kannibalen fotografierte Franco in extremen Nahaufnahmen und in Zeitlupe und unterlegte diese Szenen mit verzerrten Kau-, Stöhn- und Schmatzgeräuschen, gekoppelt mit müdem Getrommel und einem nervtötendem Sing-Sang. Die mögliche Intention, hier eine besondere Intensität der Bilder zu erreichen, verkehrt sich sehr schnell in ihr Gegenteil. Zudem sind viele dieser Einstellungen sehr unscharf, wohl um die extrem billigen Effekte nicht gleich als solche zu entlarven. Eine gewisse Ekelhaftigkeit ist diesen Szenen, die an ein schlecht gefilmtes Otto-Mühl-Happening erinnern, aber dennoch nicht abzusprechen. Verglichen mit den grimmigen Filmen eines Lenzi oder Deodato ist MONDO CANNIBALE schon fast eine (unfreiwillige) Komödie. Letztlich wurde der Film von Franco entweder in völliger Verkennung oder aber in bewusster Missachtung möglicher Publikumserwartungen inszeniert. Aber auch Desinteresse und Unwilligkeit, mit dem Thema umzugehen, sind denkbare Gründe für das totale Scheitern des Films im Sinne eines funktionierenden dramaturgischen Gesamtkonzeptes.
Dass die deutsche Video-Fassung des Films, die 1981 bei UFA-Video herauskam, im Januar 1988 von der Staatsanwaltschaft beschlagnahmt wurde, kann wohl nur mit einer allgemeinen Anti-Gewalt-Hysterie erklärt werden, die in den 80er Jahren einsetzte und sich vor allem gegen Horror-Videos richtete. Inhaltlich ergibt sich jedenfalls kaum ein Anhaltspunkt, der drakonische Maßnahmen solcher Art rechtfertigen würde.
Der Film wurde in Deutschland am 28.11.1980 im Kino uraufgeführt (FSK 18), angeblich mit einer Länge von 2469 Metern, was einer Spielzeit von 90 Minuten entspräche. Keine der im Umlauf befindlichen Fassungen hat jedoch eine Laufzeit, die über 88 Minuten hinausgeht. Die französische Videofassung (SECAM) läuft 85 Minuten, was umgerechnet etwa 88 Minuten Laufzeit im Kino entspricht. Die deutsche DVD von Blood Edition ist nur für Erwachsene freigegeben und enthält einige Dialogszenen, die in Deutschland bisher nicht zu sehen waren und die deutsch untertitelt sind. Sämtliche Splatter-Szenen sind hier enthalten. Die 2002 bei X-Rated Kult DVD herausgekommene, ab 16 Jahren freigegebene Fassung unter dem Titel INFERNO DER KANNIBALEN wurde um die Splatterszenen gekürzt und enthält die untertitelten Dialogszenen als Bonusszenen. Die Credit-Sequenz wurde ebenfalls verkürzt. Die Bild- und Tonqualität beider DVDs ist gut.
Die DVD der Blood Edition ist in sechs Kapitel unterteilt: 1. Die weiße Göttin / 2. Das ist kein Märchen / 3. Verehrung der weißen Göttin / 4. Die Kannibale kommen / 5. Lena / 6. Die Flucht
SABRINA SIANI
wurde 1963 als Sabrina Seggiani in Rom geboren. Sie trat auch unter den Namen Sabrina Sellers und Diana Roy in einem guten Dutzend Filmen auf, u.a. von Regisseuren wie Marino Girolami, Umberto Lenzi, Joe d'Amato und Lucio Fulci.EIN INFERNO AUS WOLLUST UND GRAUSAMKEIT (Plakat)