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Nachdem die Kannibalen-Welle bereits verebbt war, konnte es sich der vor allem bei der katholischen Kirche sehr beliebte Jesus "Jess" Franco nicht nehmen lassen, dem Genre endgültig den Todesstoß zu versetzen. SEXO CANIBAL, den schlaue deutsche Verleiher und Co-Produzenten gar als dritten Teil der "Mondo Cannibale"-Reihe bezeichneten, ist einfach nur grottenschlecht.

In dem Streifen geht es um den beliebten Genre-Darsteller Al Cliver, dem böse Kannibalen, die aussehen wie ein Rudel italienischer Suppenkasper am Faschingsdienstag, seine Frau zum Essen einladen, eine Armamputation ohne Narkose vornehmen und zum Schluß auch noch die kleine Tochter mopsen. Der solcherart Geschundene kehrt nach vielen Jahren jedoch in den Urwald zurück, um seine Tochter, die inzwischen als Blonde Göttin über die Wilden herrscht, zu retten...

Hört sich gar nicht übel an, doch der geneigte Kannibalenfan hat die Rechnung ohne Jess Franco gemacht. Dieser präsentiert das Ganze nämlich dem Titel zum Trotz fast komplett ohne Sex-Einlagen und was noch schlimmer ist, nahezu ohne Action. Die Rettungsexpedition könnte genausogut auch ein ätzend langweiliger Picknickausflug im Stadtpark sein, die Dialoge sind sowieso indiskutabel. Nach schauspielerischen Leistungen darf man bei Jess Franco sowieso nicht suchen; schade nur, daß der unfreiwillige Humor etwa einer "Jungfrau unter Kannibalen" ebenfalls durch Abwesenheit glänzt.
Die Kannibalen-Bongo bzw. 80er-Jahre-Softsex-Film Musik macht die Atmosphäre dann endgültig zunichte. Und wehe, es wird endlich mal jemand aufgefressen: dann kommt man in den Genuß minutenlanger in Zeitlupe zelebrierter Kau- und Mampf-Szenen in Großaufnahme, die statt zu schockieren nur noch nerven.
Natürlich gefallen solche Filme, die dreist formales Unvermögen mit hingeschluderten Ekeleien in sich vereinen, diversen Staatsanwälten besonders gut, so daß SEXO CANIBAL auf der Liste der beschlagnahmten Schriften zu finden ist, wodurch wieder einmal ein Film interessant gemacht wurde, den sich sonst wohl niemand freiwillig ansehen würde.

Trash- und Franco-Fans werden sicher begeistert sein, alle anderen wissen nach SEXO CANIBAL endlich, was sie an Umberto Lenzis MANGIATI VIVI haben.

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