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Deutsche Filme gerade aus den 50er Jahren haben generell wenig Renommee. Nur die wenigen Anti-Kriegsfilme wie "Die Brücke" oder Dramen, die sich mit der Nazi-Zeit kritisch auseinandersetzten, genießen heute eine gewissen Anerkennung. Dagegen gelten Komödien, die ja zu dieser Zeit auch noch "Lustspiele" hießen, generell als altmodisch, spießig oder im besten Fall noch als Klamotte.

Darin liegt auch der Grund, warum Filme wie die "Zürcher Verlobung" ihr Dasein im deutschen Nachmittagsfernsehen fristen, was der Abwertung weiteren Nachdruck verleiht. Dabei handelt es sich bei diesem Film um eine Ausnahme von der Regel, nämlich um einen intelligenten, charmanten und witzigen Film, der vor allem eine Eigenschaft besitzt, die äußerst selten ist - er ist modern und völlig auf der Höhe der bundesrepublikanischen Zeit oder besser, er ist ihr sogar ein wenig voraus.

Das zeitgenössische Feuilleton hatte damals natürlich auch einen großen Bogen um dieses Werk gemacht, das nicht über die notwendig ernsthafte Thematik verfügte. Und dabei geflissentlich übersehen, daß sich kaum ein Film in dieser Zeit so direkt mit der deutschen Gegenwart beschäftigte, wenn auch - und das war natürlich negativ - auf humorvolle Art mit den Besserverdienenden. Dabei hätte alleine schon die hochkarätige Besetzung um Regisseur Käutner Aufmerksamkeit verdient gehabt.

Helmut Käutner, der mit "Große Freiheit Nr.7" und "Unter den Brücken" zwei exemplarische Werke über die deutsche Gegenwart in der 40er Jahren gedreht hatte, die beide von den Nazis verboten wurden und der mit "Die letzte Brücke" einen wichtigen Anti-Kriegsfilm in den 50ern folgen ließ, zeigte bei der "Zürcher Verlobung" das er auch eine Komödie stilsicher, ironisch und ohne kitschige Peinlichkeiten inszenieren konnte.

Dazu stand ihm neben der Hauptdarstellerin Lieselotte Pulver, ein Garant für natürliches unpathetisches Schauspiel, Bernhard Wicki zur Verfügung, der kurze Zeit später als Regisseur mit "Die Brücke" berühmt wurde und es auf drei Oscar-Nomminierungen brachte. Hier glänzt er - als Käutners Alter-Ego - schon als Regisseur im Film, der dann noch seine eigener Hauptdarsteller wird. Auf die Spitze treibt Käutner die Szenerie, indem er selbst in einem Cameo-Auftritt als Journalist dazu sagt, er fände es nicht gut wenn ein Regisseur in seinem eigenen Film mitspielt.

Genau dieser hintergründige Humor und die darin versteckte Ironie zeichnet den gesamten Film aus, der vordergründig eine normale Liebesgeschichte erzählt. Im Mittelpunkt steht Juliane Thomas, die in einem großen Wohnblock der Adenauer-Zeit in Hamburg lebt. Zu Beginn sieht man sie enttäuscht Reliquien einer Liebes-Affäre verbrennen, um dann - um Abstand zu gewinnen - nach Berlin zu ihrem Onkel zu fahren. Der ist Zahnarzt und begrüßt sie mit den Worten, wann es denn endlich mal mit einer ihrer Beziehungen klappt und das sie keine richtige Arbeit hätte.

Juliane ist Schriftstellerin und das Gegenteil von einer unselbstständigen Frau. Natürlich erhofft sie sich auch einen "Mr.Right" ,aber das hindert sie nicht daran, respektlos und selbstbewußt ihren Weg zu gehen. Angesichts der Szene, in der Lieselotte Pulver sich in auch für heutige Verhältnisse gewagtem Nachtdress über ihren ins Nebenzimmer ausgelagerten Ex beugt, um die Schallplatte auszumachen, und der dabei versucht, sie zu sich ins Bett zu ziehen, bekommt man einen völlig anderen Eindruck von der deutschen Wirklichkeit als bei den unzähligen Heimat-, Historien- oder sonstigen Schinken.
Selbstverständlich widersteht sie locker seinem Ansinnen ohne dabei eine Szene zu machen und genauso selbstverständlich nutzt sie wenig später seine Beziehungen, ohne dafür auch nur ein My ihrer Überzeugungen aufzugeben.

Ihre Erlebnisse bei ihrem Onkel-Zahnarzt hat sie in ein Drehbuch verfasst, in dessen Mittelpunkt ein Mann steht, den sie "Büffel" nennt, und der auf sie einen besonders unfreundlichen und gleichzeitig feigen Eindruck machte, als er auf denkbar unvorteilhafteste Weise auf dem Zahnarztstuhl randalierte. Als sie sich jetzt bei dem Regisseur vorstellt, muß sie feststellen, daß es sich bei diesem um besagten "Büffel" handelt. Paul Frank (Bernhard Wicki) gefällt das Drehbuch gerade deshalb, hält aber die damit verbundene Liebesgeschichte für unrealistisch und kitschig. Juliane hatte sich nämlich noch heimlich in "Büffel"s Freund Jean ,der ihn beim Zahnarzt begleitete, verliebt und ihre romantischen Ideen in dem Drehbuch ausgelebt mit logischerweise typischem Happy-End.

Darauf von Frank angesprochen, widerspricht Juliane diesem Verdacht und erfindet deshalb in Erklärungsnot einen anderen Mann ,mit dem sie sich demnächst in Zürich verloben würde. Die "Zürcher Verlobung" ist also ein reiner Fake und gibt dem Film den Anlaß für eine Vielzahl von Diskussionen, die bis heute aktuell geblieben sind. So wird hier durch die Herstellung des Films im Film, immer wieder die Frage aufgeworfen, was das Publikum will und was unter künstlerischen Gesichtspunkten notwendig ist. Und wie heute hält man diese zwei Gesichtspunkte nicht für vereinbar. So ist der Produzent von Julianes Liebesgeschichte sehr angetan und sieht schon die Begeisterung des Publikums vor Augen, während Regisseur Paul Frank ständig das Drehbuch ändern läßt, um die Story authentischer und realistischer werden zu lassen.

Natürlich ist die in der "Zürcher Verlobung" erzählte Geschichte keine harte Real-Story geworden , da sie in der Umgebung von Filmemachern und Ärzten spielt und dabei so schöne Orte wie St.Moritz in den Mittelpunkt stellt. Aber sie ist immer modern und im Detail sehr genau beobachtet - dazu entwickelt sich die Liebesgeschichte originell und nicht entsprechend irgendwelcher typischen Standards.

Fazit : Eine deutsche Komödie, die modern, originell und mit hintergründigem Humor erzählt wird. Dazu leistet der Film sich eine Menge ironischer Seitenhiebe auf das damalige deutsche Filmschaffen. Diese Anmerkungen haben bis heute nichts von ihrer Aktualität verloren, wie der gesamte Film, der inhaltlich nicht die Spur angestaubt ist und nur in seiner Ausstattung schön altmodisch wirkt.

Der seltene Fall einer komödiantischen Liebesgeschichte, unpathetisch, witzig und ohne Kitsch erzählt, die man auch heute noch ohne Abstriche empfehlen kann (8/10)

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