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Eben erst räumte Michael Bay mit der famosen Fortsetzung seines Roboterkrawall-Hits „Transformers“ ab, da startet mit „G.I. Joe“ bereits die nächste bigbudgetierte Hollywood-Materialschlacht, die das Universum einer populären Spielzeug-Reihe auf die Leinwand bringt: Stattliche 175 Millionen Dollar bekam der seit der missglückten 2004er Horrormythenvergewaltigung „Van Helsing“ von der Bildfläche verschwundene „Mumie“-Regisseur Stephen Sommers in die Hand, um Hasbros Actionfiguren einen explosiven Kinoeinstand zu bereiten. Entgegen schlimmster Erwartungen erweist sich dieser als enorm kurzweiliges Popcorn-Entertainment, das sich in die nicht allzu reichhaltige Gesellschaft derjenigen Vertreter der PG-13-CGI-Mainstreamware von heute, die dem klassischen Actionkino den Todesstoß versetzt hat, einreiht, welche nicht nur halbwegs ansehbar, sondern ganz im Gegenteil eine Riesengaudi sind – wie eben der die Produktion fraglos beflügelnde Übererfolg „Transformers“. So hat sich Stephen Sommers für „G.I.Joe“ zum kleinen Michael Bay gemausert und wandelt höchst ansehnlich auf dessen Spuren – ohne jedoch freilich an die Klasse des Meisters heranzureichen.

Die Handlung des ganzen ist schnell erzählt: Als der Konvoi von Army-Captain Hauser (Channing Tatum; „Step Up“) überfallen wird und der von A nach B zu transportierende Koffer mit hochentwickelten Sprengköpfen in die Hände der mysteriösen Angreifer zu fallen droht, bringt einzig das Eingreifen der streng gehemein US-Eliteeinheit „G.I.Joe“ unter Führung von General Clayton „Hawk“ Abernathy (Dennis Quaid) Rettung in letzter Sekunde. Als die Waffen dann wenig später im zweiten Anlauf doch in die Hände der Badguys fallen, ist für Beschäftigung der „Joes“ gesorgt – in deren Reihen sich Hauser und sein Partner kurzerhand aufnehmen lassen, hat vor allem ersterer doch wichtige Personenkenntnis in die Operation einzubringen: Der für den Überfall verantwortlichen Gangsterbraut „Baroness“ (Sienna Miller) hatte er noch vor vier Jahren im trauten Zusammensein einen Heiratsantrag gemacht… 

Was folgt, ist eine von Actionszene zu Actionszene hetzende Fortsetzung jener atemberaubenden Dauer-Zerstörungsorgie, die das Geschehen in „G.I.Joe“ bereits seit der gefühlt ersten Minute definierte. Unterbrochen wird die Highspeed-Hatz auf die Sprengköpfe und die bösen Buben, die Böses mit ihnen vorhaben, nur durch einige Rückblenden – und in diesen wird wiederum auch nur gekloppt und geballert. Zwar verleiht der Film seinem inhaltlichen Minimalkonstrukt durch ebene jene Rückblenden sowie das erst am Ende aufgelöste mysteriöse Verhältnis zwischen unserem Helden und seiner nun auf Seiten des Feindes kämpfenden Ex-Freundin einen Hauch von Story – von irgendeiner Relevanz ist diese jedoch zu keinem Zeitpunkt, sondern fungiert lediglich als beiläufig abgehandelte Verbindung zwischen den vier groß angelegten, jeweils schier kein Ende mehr nehmenden Actionexzessen des Films, als da wären der Angriff auf den Militärkonvoi, ein Angriff auf die Base der Joes, eine Hetzjagd durch Paris und der Showdown in der Arktis-Basis der Badguys.  

Hier schöpft Sommers aus den vollen und präsentiert orgiastischen Krawall mit immensen Kollateralschäden, riesigen Explosionen und einer abwechslungsreichen stilistischen Palette, die zu Lande, zu Wasser und in der Luft, von Shootouts über Martial-Arts bis zu variantenreichen Verfolgungsjagden keinen Stein auf dem anderen lässt und dem Zuschauer keine Verschnaufpause gönnt. Die überbordenden CGI sind dabei nicht immer perfekt, aber machen sich nie störend bemerkbar, trotz PG-13 herrschen stets Druck und Dynamik, die Inszenierung ist überaus souverän und erfreulicherweise nie unübersichtlich und die pure Lust an der Zerstörung treibt vor allem in der Verfolgungsjagd durch Paris gigantischen Blüten, in deren Verlauf gefühlt mehr Autos durch die Luft segeln als in einer gesamten „Cobra 11“-Staffel und am Ende einfach mal der Eiffelturm dran glauben muss.

 „G.I. Joe“ bietet von vorne bis hinten wunderbare, krawallige Action der gerade in ihrer aktuellen Dominanz oftmals fürchterlichen, hier aber als Unterhaltung perfekt gelungenen jugendfreien Rechenknecht-Stilrichtung, ohne unter seinem infantilen Charakter zu leiden und weiß dadurch Defizite auf anderen Gebieten formidabel zu verschleiern. Dass es zur Klasse eines „Transformers“ oder Michael Bay nicht reicht liegt am selten wirklich zündenden Witz, am lahmen, pseudohippen Rap-Soundtrack, am Fehlen der großen pathetischen Momente (keine Helikopter vor Sonnenuntergängen, kaum US-Flaggen) und an der Farblosigkeit des Hauptdarstellers Channing Tatum. Seine großen Namen Dennis Quaid, Jonathan Pryce, Arnold Vosloo (cool wie immer) und in einem netten Cameo Brendan Fraser verschenkt „G.I.Joe“ im Supportcast, während die Joes selbst gleichwie die Badguys eher blass bleiben – trotz Marlon Wayans als witzereißendem Quotenschwarzem, Sienna Miller als wenig geforderter Killerlady und „Darth Maul“ Ray Park als mal wieder hinter Maske verborgenem Martial-Arts-Experten.  

Fazit:
Mit „G.I. Joe“ schuf „Mumie“-Regisseur Stephen Sommers einen tollen, modernen CGI-Popcornkracher, der alles ausnahmslos der perfekten, pure kindliche Zerstörungswut zelebrierenden Dauer-Actionkanonade mit irren Materialschlachten aus dem Rechenknecht gleichwie feztigen Martial-Arts-Sequenzen und Shootouts unterordnet. Mehr als enorm kurzweiliger, visuell ansprechender Eyecandy-Budenzauber ist das Krawallfest damit nicht – das aber in einer Klasse, die kaum Wünsche offen lässt.

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