Der größte Fehler, den man bei einem "Transformers"-Streifen Michael Bays begehen kann, ist mit der falschen Erwartungshaltung an ein solch überlanges Actionspektakel zu gehen. Genau diesen Fehler beging ich damals beim ersten Teil der Spielzeugsaga, indem ich einen düsteren Action-Katastrophenfilm für Erwachsene erwartete und nicht etwa ein knallbuntes Spektakel jenseits von Logik und (Pseudo)Realismus. Entsprechend groß war seinerzeit die Ernüchterung nach dem Kinobesuch.
Doch ich habe dazugelernt und nun für die ultimative Rache der bösen Decepticons gleich jeden Anspruch daheimgelassen. Fluch oder doch viel mehr Segen war da wohl noch mein spontaner Gang ins Maremagnum-Cinema in Barcelona, so dass die hochanspruchsvollen Dialoge gleich zu 99% unverstanden zum einen Ohr rein und zum anderen wieder rausgingen.
So konnte die volle Konzentration ganz ausschließlich dem bay'schen, jugendgerecht glattgebügelten Effektgewitter gewidmet werden. Und ich muss doch zugeben, dass "Transformers 2" in dieser Kategorie eigentlich ganz vorzüglich zu unterhalten weiß:
Nobrainer-Action bis zum Abwinken in Tateinheit mit harmlos-dummen Sprüchen, die omnipräsenten Rundungen der süßen Megan Fox und natürlich spektakuläre CGI-Transformers an den verschiedensten Schauplätzen dieser Welt von Shanghai über die Tiefsee bis hin zu den Pyramiden Ägyptens - das sind die blendenden Zutaten, aus denen "Transformers 2" gemacht ist und die das relativ schmerzfreie Publikum des neuen Jahrtausends offenbar stets aufs Neue zu sehen wünscht.
Dass Michael Bays 200 Millionen Dollar schwere Großproduktion bisweilen massive Defizite in Sachen Story, Timing der Szenenabläufe und der Charakterzeichung aufweist, nehme unter den gegebenen Umständen bereitwillig und bewusst in Kauf. Auch die penetrante, werbewirksame Dauer-Präsentation nahezu des kompletten US-Arsenals an Hightech-Waffen - wie abstrus jeweils auch die inhaltliche Notwendigkeit erscheinen mag - gehört mittlerweile ja einfach zum guten Ton einer Bay-Produktion. Man hilft sich schließlich gerne gegenseitig, denn ohne die massive Unterstützung seitens des US-Militärs wäre auch der zweite "Transformers"-Streifen als Realfilm kaum zu realisieren gewesen. So mancher US-Teenager entschließt sich womöglich im Gegenzug tatsächlich, vom bildgewaltig dargebotenen, und selbstversändlich auf grausige Details verzichtenden Heldenkampf inspiriert, im Zeichen akuter Rekrutierungsnöte für eine militärische Laufbahn.
Die optischen Lockrufe des Filmes sind erwartungsgemäß nicht zu verachten. Wie in einem gigantischen Videoclip geben sich hier Farbfilter, Hightech-Schnickschnack und wahrlich spektakuläre Actionszenen gegenseitig die Klinke in die Hand. Hervorzuheben ist natürlich das ausladende ägyptische Finale, in welchem gleich an ganzes Dorf nach schweren Kämpfen zwischen Autobots, Decepticons und US-Truppen (wer sonst?) gänzlich dem Erdboden gleichgemacht wird. Für diese finale, alles wegfegende Expolsionsorgie - zweifllos eine der beeindruckendsten der Filmgeschichte - sorgt ein US-Bomber mit seiner tödlichen Fracht.
Das unterhält einerseits auf einem primitiven Level natürlich prächtig, wie aber auch andererseits Michael Bay als Regisseur schon seit Jahren schlicht auf der Stelle tritt und im Grunde stets nur in schöner Regelmäßigkeit den selben Nonsens eine Konfektionsnummer größer auf die Leinwand zaubert. Das ist durchaus schade, aber vielleicht kann der gute Mann tatsächlich einzig klischee- und pathostriefende Materialschlachten inszenieren? Selbst der für Bay etwas unkonventionelle "Die Insel" soll da nicht ausgenommen bleiben.
Im Kontext der alles dominierenden Schauwerte kommt den Darstellerleistungen auch bei "Transformers 2" freilich nur eine sehr untergeordnete Bedeutung zu. Shia LaBeouf ist mittlerweile als mehr oder weniger sympathischer Antiheld so etwas wie eine kleine Institution und Megan Fox braucht eigentlich nur zum rechten Zeitpunkt ihren Hintern in die Kamera halten. Das ist solide und zweckdienlich, mehr aber auch nicht. Interessanter sind da schon einige der bisweilen recht witzigen Nebenrollen.
Fazit: Eigenlich nur ein gigantischer, jugendgerechter Unsinn mit eklatanten inhaltlichen Schwächen, einem Berg platter Klischees und kaum geforderten Schauspielern. Doch die pompöse Inszenierung im verdammten wie vergötterten "Bay-Style" reißts einmal mehr ausreichend weit heraus und sorgt mit genialen Spezialeffekten, weiblichen Reizen und einigem Klamauk für wie im Fluge vergehende 140 Filmminuten.