Transformers: Revenge of the Fallen
Transformers II ist da und darf sich begutachten lassen. Den Erstling im Hinterkopf und die zeigefreudigen Trailer vorab machte definitiv Lust darauf, diesen Film für kleine und große Jungen auf der übergroßen Leinwand zu sehen. Überhaupt sollte da die Priorität liegen. Transformers ist ein Film für die große Leinwand, welcher sein weniges Potential nur dort formidabel präsentieren kann.
Im Prinzip geht es zwei Jahre nach den Ereignissen, des ersten Teils weiter. Megatron liegt am Grund des Meeres und die Autobots leben friedlich und kooperativ mit den Menschen zusammen. Ein kleines Artefakt ist Auslöser für neue Auseinandersetzungen, sowie die kriegerische Rückkehr der Deceptions. Mittendrin Sam, Mikaela, Bumblebee und natürlich Optimus Prime mitsamt seinen Anhängern. Nach und nach eröffnet sich ihnen die ganze Größe des Problems, was die Zukunft der Menschheit auf eine harte Probe stellen soll.
Also inhaltlich ist diese Fortsetzung nicht gerade der Überflieger. Wen wundert’s, bot Teil Eins immerhin noch Aufhänger um die Actionchoreografien zu verbinden, verliert sich „Revenge of the Fallen“ zunehmend im Nichts. Diese Tatsache wird dem Zuschauer, trotz Krach und Bang, immer wieder bewusst. Bedenkt man die stattliche Länge von ca. 150 Minuten könnte man dem Film ohne weiteres etliche Längen andichten. Doch die Lässigkeit mit der Bay seine Zerstörungsorgie(n) entbrennt, macht so einiges wieder nichtig. Zwar wird sprunghaft erzählt und einen richtigen Zusammenhang sucht man auch des Öfteren vergebens, doch manchem Abschnitt hätte man letzten Endes mehr Screentime spendieren können (z.B. Sam am College). Allerdings hätte der Film dann wohl auch die 3 Stunden geknackt. Doch im Bay’schen Universum bleibt das alles sowieso irgendwie legitim und sollte vor allem nicht während der Sichtung hinterfragt werden. Der Film vergeht wie im Flug, was wiederum auch ein Kunststück ist, bedenkt man den Umfang.
Dramaturgisch verlassen sich die Macher auf das altbewährte Schema. Ein knalliger Opener (eventuell mit kurzem inhaltlichen Abriss des Vorgängers), erneutes etablieren alter wie auch neuer Charaktere, Unruhe und orgiastischer Showdown. Spannung im klassischen Sinne lassen wir einfach gleich beiseite. Die Überraschungen halten sich demzufolge auch in Grenzen, was wiederum nicht überrascht. Die Gagdichte wurde erhöht, doch neben ein paar richtig guten Lachern zünden diese Ausgeburten nicht immer. Die anvisierte Zielgruppe kristallisiert sich gerade in solchen Momenten eindeutig heraus. Zu trendy und exzessiv versucht man einen Popcornfilm für alle Generationen zu konzipieren. Weiterhin fand ich die Traumsequenz von Sam, bei der er den letzten Prime’s begegnet vollkommen unpassend. Diese mystische Entgleisung erscheint mir vollkommen bescheuert und hätte in solch einem Fantasie-, Sci-Fi-Film auch anders umgesetzt werden können. Gleicht irgendwie einer Erklärung für ganz Doofe.
Die Darsteller haben Spaß und bieten Schauwert. John Turturro outet sich als heimlicher Star und darf gegenüber Teil 1 etliche Sympathien ernten. Die vielen bekannten Gesichter erleichtern sowieso den Einstieg, voraus gesetzt man hat den Vorgänger gesehen. All die erprobten Zutaten wurden übernommen und potenziert und fertig ist diese 200 Millionen Dollar Produktion. Auch logisch sind die unlogischen Situationen, Aktionen und Zufälle, welche unsere Helden beim Kampf zum Sieg brauchen. Doch wen juckts?! Natürlich haben wir genau das erwartet und freuen uns besonders tierisch, wenn die Transformer endlich agieren. Dahingehend entwickelt diese Fortsetzung einen neuen Höhepunkt und bietet Action vom Feinsten. Bay drückt gerade diesen Sequenzen seinen Stempel auf und entfacht seine Hochglanzszenarien mit unglaublicher Detailverliebtheit. Helikopter, Autos, Brücken, Gebäude, Schiffe und sogar die Pyramiden werden in bekannter Slowmotion dem Erdboden gleich gemacht. Wuchtig werden, von regelrechten Transformer-Giganten, ganze Straßenzüge zerhauen, und bei jeder darauf folgenden Schlacht wird noch eins drauf gesetzt. Das dabei auch Menschen en Masse auf der Strecke bleiben ist logisch und darf ebenfalls des Öfteren gesichtet werden. Auf der einen Seite und bei der Altersfreigabe sicher fraglich, auf der anderen, im Rahmen des Filmes, sicher auch nicht unrealistisch und nachvollziehbar.
Die Effekte sind natürlich Erstklassik und die Leute vom ILM machen ihrem Ruf alle Ehre. Die Transformer wirken vollkommen real und der zweite Teil darf locker als Reverenz im tricktechnischen Bereich angesehen werden. Auch die Locationvielfalt macht so einiges her und findet in Ägypten zweifelsohne ihren Höhepunkt und damit den Beginn eines fulminanten Showdowns. Ein Krieg der Transformer und mittendrin die lustigen fleischbehangenen Wirbeltiere (Menschen). Vogelperspektiven werden hier ausgereizt und zeichnen eine opulente Ästhetik. Die typischen Kameraschwenks werden bis zum totalen Exitus zelebriert und sorgen für Wiederholung, aber auch Dynamik. Das der Film fast ausschließlich übersichtlich geraden ist, darf beklatscht werden. Keine ewige Stakkato-Montage, welche nur von der MTV-Generation goutiert werden kann, sondern zeitgemäß fotografierte Action. Die Akustik ist der Hammer, es röhrt und knurrt mechanische Samples dass es eine wahre Freude ist. Digitalsound Ruled!!! Natürlich wird sich „Transformers: Revenge of the Fallen“ auch Kritik gefallen lassen müssen (eindimensional, niveaulos, sinnentleert usw.), doch Fans von Blockbuster-Mainstream werden ihre Freude haben. Bay macht das was er kann, und dabei auch noch überragend.
Das was mir negativ auffiel ist das direkte Ende des Showdowns, weil es nach allem zuvor gesehenen viel zu schnell und abrupt geraden ist. Auch die Tatsache dass bei der Fortsetzung so einiges an Faszination, wie sie der Erstling bot, verloren gegangen ist fällt da gehörig ins Gewicht. Zumal man bei einigen Szenen meint ein Deja Vu zu haben. Dafür fehlt es einfach an frischem Wind und an noch mehr spritzigen Ideen. Interessant wäre es den dritten Teil von einem anderen Regisseur inszeniert zu sehen. Wobei dies natürlich auch gehörig nach hinten los gehen könnte, da Bay’s Vorgabe/Vorlage schwer zu toppen sein dürfte.
Bedenkt man dies und ist furchtbar ehrlich zu sich und den Leuten die dies hier lesen, bleibt nur ein Fazit. Trotz mehr Budget, mehr Action, mehr Transformers und mehr Zerstörung, kann diese Fortsetzung den Vergleich mit dem Vorgänger nicht standhalten und muss sich sogar eindeutig als der schwächere „Transformers“ entlarven lassen. Für mich ganz klar, ist „Terminator Salvation“ im Blockbusterbereich 2009, meiner Meinung nach der bester Beitrag bisher.
7 von 10