Exercise Week
Eindeutig im Fahrwasser von „Dirty Cop“-Hits wie „Training Day“ entstanden, kann „Dark Blue“ allerdings zum Glück recht gut auf eigenen Beinen stehen und konzentriert sich auf die düsteren Ecken des amerikanischen Polizeiapparates - ein Thema, das anscheinend (leider) nie aus der Mode kommt…
Nerve & Eject
„Dark Blue“ kann ein richtig fieser Film sein. Voller Vorurteile und Hass, voller Hochmut und Korruption, voller Klüngel und Ausnutzungen von Machtpositionen, voller Rassismus und Ungerechtigkeit. Kurt Russell schafft dabei - obwohl eindeutig als Böser und Arschloch angelegt - das Kunststück nicht gänzlich unsympathisch oder gar unglaubhaft herüberzukommen. Er wird nie zum comichaften Klischee. An Denzel reicht zwar selbst er nicht ganz heran. Aber er hilft dem Copthriller definitiv dramatisch. Ich sehe ihn einfach immer unheimlich gerne. Ein All-Time-Great, der nahezu immer Topleistung liefert. Eine Legende. Dazu bekommt er mehr als versierte Schützenhilfe (etwa von Gleeson oder Rhames), dazu wird das Zeitkolorit dieser besonderen Epoche der Stadt der Engel gut eingefangen, dazu sind die realen Ankerpunkte mit den Rodney-King-Ausschreitungen stark. Das passt schon alles. Vielleicht fehlt das letzte Quäntchen, der finale Feinschliff, die restlose Raubeinigkeit, der durchschlagende Dreck. Daher reicht’s ganz sicher nicht zum Klassiker seines Fachs. Ein bisschen mehr noir'ischer Style hätt’s für mich sicher sein können. Eine milde Empfehlung ist aber doch easy drin. Der Smog, der Gelbfilter, der Moloch, die vererbte Schuld, der Teufelskreis, die Spirale der Gewalt, das „einzigartige“ Los Angeles. Scott Speedman war in seinen jungen Jahren on fire. Der Score ist ein wenig all-over-the-place und generisch. Und die zahlreichen Gaststars aus der Rapszene nerven. Doch im Grunde zieht „Dark Blue“ seinen dreckigen und blutigen Polizeischuh gut durch. Und die realen Wucherungen und Geschwüre sind wahrscheinlich nochmal verstörender und schädigender… Schön dass mich Arrow Video auf ihn mit ihrer feinen Veröffentlichung nochmal aufmerksam gemacht haben. Er lohnt sich. Kein Homerun - aber ein knüppelharter Hitter!
To Kill & Die in L.A.
Fazit: Kurt ist wie immer hammer. Polizeikorruption ein brisantes Thema. Und das L.A. der 90er wird mehr als solide eingefangen. Richtig durch die Decke geht’s aber nicht - vielleicht weil ähnliche Konkurrenz zu der Zeit noch besser war…