Der Film Polytechnique beschaeftigt sich mit einem realen Ereignis an einer kanadischen polytechnischen Oberschule (da kann man doch mal wieder den Ost-begriff benutzen), als am 6.12.1989 ein junger Mann seinem Hass auf Frauen freie Bahn laesst; und 13 Menschen, gezielt Studentinnen und eine Sekretaerin, toetete. Anschliessend richtete er sich selbst.
Der Film steigt ohne lange Vorgeschichte bereits am Tag des Amoklaufes ein. Der spätere Schütze ist kein Looser oder gewaltverherrlichender Typ. Er schreibt gute Noten, ist penibel und ordentlich (kurz bevor er sich zum Amoklauf aufmacht, wäscht er noch das Geschirr seines Mitbwohners ab). Allerdings sieht sich bedroht: In der sich ständig wandelnden Gesellschaft scheinen typisch weibliche Eigenschaften (Empathie, Komminkationsfreudigkeit usw.) deutlich mehr bevorzugt zu werden und Frauen auch in typisch männlichen Berufen (technischer Ingenieur) mehr Chancen zu haben. Der junge Mann sieht das kritisch und will sich dagegen wehren. Das er dabei tatsächlich verwirrendes Verhalten von der kanadischen Regierung aufdeckt (es wurden den Frauen und Männern an der Front gedankt, obwohl Frauen zu dem Zeitpunkt gar nicht im Krieg kämpfen durften) macht den Film nur noch verstoerender.
Gleichzeitig werden zwei Studentinnen eingefuehrt, von denen eine am Ende noch leben wird, die andere nicht.
Das große Glück bei diesem Film ist, dass der Amokschütze weder verherrlicht noch dämonisiert wird. Eigentlich ist er nicht mal verzweifelt, sondern er gibt sich den Hirngespinnsten seiner Fantasie hin und greift zum undenkbaren Mittel. Es wird nichts beschönigt, und trotzdem haben die Bilder in Schwarz/Weiß-Optik zum Teil erschreckend äesthetischen Charakter (etwa wie mit Licht und Schatten umgegangen wird). Wirklich sehenswert, regt auch im Nachhinein zum Nachdenken an.