Nach seinem Überraschungserfolg „Der blutige Pfad Gottes“ tickte Regisseur Troy Duffy aus, zeigte, was für ein egozentrisches Arschloch er ist, versoff den Vorschuss für ein Sequel und verschwand in der Versenkung. 10 Jahre kam die Fortsetzung dann doch.
Nicht unbedingt die besten Vorraussetzungen für ein Sequel, doch gelingt „Der blutige Pfad Gottes 2“ der Einstieg überraschend gut: Anfangs sabbelt der im Vorgänger verstorbene Rocco (David Della Rocco) posthum einen einleitenden Text, die MacManus-Brüder Connor (Sean Patrick Flannery) und Murphy (Norman Reedus) leben mittlerweile mit ihrem Vater in Irland, doch ein Nachahmungstäter killt in Boston einen Priester. Keine Ahnung, ob dies die Prämisse des ersten Sequelansatzes war, doch immerhin hat man die fortschreitende Zeit seit dem Vorgänger bedacht.
Während die Gebrüder MacManus also ihre alte Ausrüstung ausbuddeln (im wahrsten Sinne des Wortes), untersucht Paul Schmeckers Nachfolgerin Eunice (Julie Benz) den Mordfall an dem Priester. Für sie ist klar, dass es ein Nachahmungstäter sein muss, was sie anhand der Ein- und Austrittswunden feststellt. Also ein Schritt in Richtung des Vorgängerkonzepts, dessen Tatrekonstruktionen die Hauptattraktionen des Films waren.
Auf der Überfahrt lernen Brüder den Latino Romeo (Clifton Collins Jr.) kennen, der von nun als Rocco-Ersatz dient. Zu dritt wollen sie den Mord aufklären und nebenbei ein Gangstersyndikat auslöschen…
Praktischerweise haben natürlich die Schuldigen der Priestermordes auch was mit dem Syndikat zu tun, wobei hinter dem ganzen Plan, dann noch mehr steckt, denn die Wurzeln der Geschichte reichen weit in die Vergangenheit zurück. Ja, Troy Duffy hat sich durchaus Gedanken gemacht, aber leider vermag sein Zweitling weitaus weniger zu fesseln als der charmante Vorgänger. Der Plot mag zwar genügend Twists und Wendungen auffahren, doch leider kann „Der blutige Pfad Gottes 2“ nicht genug Interesse beim Zuschauer erwecken, als dass die Überraschungen echten Impact hätten – schade, denn bemüht ist der Film durchaus: Beinahe jede wichtige Figur des Vorgängers tritt wieder auf, zur Not auch posthum.
Doch irgendwie nutzt sich „Der blutige Pfad Gottes 2“ schnell ab, da er in vielen Momenten einfach den Erstling imitiert: Exzessives „fuck“-Gefluche, chaotische Fieslingsbeseitigungen, die doch irgendwie klappen und ein bemühter, aber unfähiger Sidekick: Been there, done that. Zumal die Tatrekonstruktionen weitaus plumper als beim Erstling sind: Wo dort immer erst die Fakten ausgebreitet und eine wahrscheinlich, aber logisch nicht funktionierende Idee unterbreitet wurde, zieht Eunice immer direkt die richtigen Schlüsse – was das Ganze fader macht, zumal nur noch ein Teil der Shoot-Outs rekonstruiert gezeigt wird. Dabei hat Duffy ein paar nette optische Gimmicks parat: Die geplante Durchführung des ersten neuen Einsatzes der Racheengel wird im Look eines B-Movies der 70er visualisiert (und läuft ganz anders als der tatsächliche Überfall), Eunice wird ähnlich stilvoll in die Rückblenden eingebunden wie Schmecker im Vorgänger (und die Szene mit ihrem Cowboy-Outfit gibt dem Gezeigten einen noch ironischeren Touch).
Doch nicht nur um die Regieeinfälle ist es schade, sondern auch um die Action. Denn Überfällen mag die Spritzigkeit des Vorgängers abgehen, schick hochstilisierte Balleraction mit hübsch blutigen Einschüssen bieten sie auf jeden Fall. Gelegentlich schwankt man zwischen Hommage an und Klau beim Vorgänger (man denke an die neuerliche Abseilaktion), doch Freunde des stylischen Gunplays kommen auf jeden Fall auf ihre Kosten – vor allem die finale Ballerei macht echt was her. Schade, dass der Film drumherum weitaus weniger interessant ist.
Sean Patrick Flannery und Norman Reedus verkörpern die MacManus-Brüder wieder mit großer Spielfreude – kein Wunder, denn ähnlich wie bei Troy Duffy sah es mit ihren Karrieren nach „Der blutige Pfad Gottes“ eher düster aus. Clifton Collins Jr. fällt da etwas ab, da sein Spiel oft zu aufgesetzt und gewollt cool wirkt, auch wenn er sich meist recht überzeugend durch die Szenen spielt. Billy Connolly als Papa MacManus hat mehr Screentime als im Erstling und weiß diese charismatisch zu füllen. Auch der Rest vom Fest (unter anderem Judd Nelson und Peter Fonda) liefert durchweg gute Arbeit, auch wenn Julie Benz’ starker Texasakzent teilweise nervt – aber die Frage ist, ob es wirklich ihr Spiel ist oder von Troy Duffy extra so gewollt wurde, denn davon abgesehen kann man ihre Darbietung eigentlich nur loben.
Was bleibt, ist solide Kost aus der direct to video Sparte, die durchaus eigenes versucht, an vielen Stellen aber auch nur den Vorgänger kopiert, ohne dessen Esprit zu besitzen. Nett, aber als Sequel nicht so wirklich würdig – trotz diverser starker Momente.