Review

„Was soll ich denn mit einem Fernseher? Ich habe noch nie ferngesehen!“

Die Horrorkomödie „The Video Dead” alias „Zombie – Bloody Demons“ ist B-Schauspieler Robert Scotts („Snake Eater“) einzige Regiearbeit, eine US-Direct-to-Video-Produktion aus dem Jahre 1987.

Schriftsteller Henry Jordan (Michael St. Michaels, „Ninja Academy“) bekommt eine Holzkiste zugestellt, bezahlt vom Absender. Sie enthält einen Fernseher, über den er sich sehr wundert. Noch verwunderlicher indes ist es, dass unter Blitzeffekten Zombies aus dem Spielfilm „Zombie Blood Nightmare“ der Flimmerkiste entsteigen und in der Realität umherschlurfen. Und töten. Der arme Mr. Jordan wird getötet aufgefunden. Drei Monate später beziehen die Geschwister Zoe (Roxanna Augesen) und Jeff (Rocky Duvall) das Haus, ihre Eltern weilen noch im Ausland und wollen später nachkommen. Es dauert nicht lang, bis auch Zoe und Jeff dem Fernseher mit seinen Zombies ausgesetzt sind und das fiktionale Grauen blutige Realität wird…

„Das war der Video-Tod!“

Jeff kommt angeschlurft, als sei er selbst ein Zombie – ein netter Filmgag in einem ansonsten eher mit einem fragwürdigen Humor gespeisten Film. Ich rekapituliere einmal die Handlung, zum Fazit geht’s im letzten Absatz: Wir erfahren, dass Zoe Aerobic (!) studieren möchte (hach, die ‘80er…). Jeff zieht sich sein T-Shirt aus, wenn er die Tür öffnen geht, was schlicht ein sehr offensichtlicher Anschlussfehler ist. Der Grund für seinen Gang zur Tür ist ein Typ namens Joshua Daniels (Sam David McClelland, „Der letzte seines Stammes“), der die Glotze zurückhaben will – es habe sich um eine Fehllieferung gehandelt. Natürlich knallt Jeff ihm die Tür vor der Nase zu. Aus eben jenem Gerät spricht eine Frau mit dem gern mal einen durchziehenden Jeff. Er lernt Nachbarin April (Victoria Bastel, „Bad Lieutenan“) kennen, deren ihr anvertrauter Hund Chocolate in den Wald läuft und dort auf einen Zombie trifft. Als Jeff und April ihn finden, ist er bereits tot.

„The Video Dead“ ist nun zu einem debilen Teenie-Horrorfilm geworden. Eine blonde Möchtegern-Sexbombe aus der Glotze besucht Jeff, zieht sich aus und wirft sich ihm an den Hals – Ist dann aber schnell zurück in Glotze und wird dort von einem Mann umgebracht, der auch mit Jeff sabbelt: dem „Müllmann“ (Cliff Watts). Er warnt Jeff vor den Zombies und gibt ihm Anweisungen zum sicheren Verwahren der Glotze. Statt entsprechend zu handeln, entsorgt Jeff daraufhin sein Gras, denn er hält die Geschehnisse für drogeninduzierte Halluzinationen. Doch die Zombies töten auch Aprils Vater (Garrett Dressler) und Haushälterin Maria (Libby Russler), einer bekommt vorher noch ein Bügeleisen in' Kopp. Eine etwas betagtere Dame namens Betty wird in einer Waschmaschine um ihr Leben gebracht – wie auch immer... Anschließend geht’s ihrem Mann an den Kragen. Joshua schaut daraufhin noch einmal vorbei und diesmal schenkt man ihm Gehör. Sein toller Plan sei seinerzeit gewesen, die angeblich unzerstörbare Glotze einfach an irgendwen zu verschicken. Nun aber wolle er die Sache beenden. April putzt sich derweil die Zähne blutig und Zoe träumt, dass eine Zombie ihre Hand aufisst.

Jeff und Joshua begeben sich nun im Wald auf Untotenjagd, bändigen einen Zombie mit Pfeil und Bogen relativ simpel und zersägen ihn, womit der Film seine erste wirkliche Splatter-Szene erhält. Im Zombiegekröse finden sich possierliche kleine Ratten. Im weiteren Verlauf kommt man auf die grandiose Idee, Jeff als Köder einzusetzen, und ich kann nicht mehr ganz folgen: Man vertreibt die Zombies, aber nur, um anschließend das Gewehr aufzuladen und sie erneut suchen zu gehen…? Kein Wunder, dass die beiden diesen groben Unfug nicht überleben, während man auf gegnerischer Seite sogar im zersägten Zustand noch aktiv ist. Zoe ist nun das Final Girl, versucht, keine Angst zu zeigen und – eine weitere großartige Idee – die ungebetenen Gäste gastfreundlich zu behandeln. Doch siehe da: Das funktioniert! Der Film vermittelt seinem Publikum damit, dass man mit Freundlichkeit mehr erreicht als mit Gewalt. Wie schön! In den Keller gelockt und eingesperrt, zerfleischen sich die Zombies gegenseitig und gelangen irgendwie in den Fernseher zurück. Epilog: Endlich sind die Eltern da. Zoe ist paralysiert. Ihre Eltern bringen ihr den Fernseher mit...

Robert Scotts Film spielt sich auf Amateurniveau ab, hat eine entsprechende deutsche Pornosynchro abbekommen und steckt voller Fehler, bekloppten Dialogen („Wieso nennst du einen Pudel ,Tier'?") und Dümmlichkeiten. Jeff hat nur ein T-Shirt und offenbar nicht wesentlich mehr Gehirnzellen. Dafür sind die Zombiemasken ganz nett geraten, hierin wurde mutmaßlich der meiste Aufwand investiert. Auffallend ist, dass ständig jemand in diesem Film pennt. „The Video Dead“ ist eine weitestgehend misslungene Persiflage auf den damals von Sittenwächterinnen und -wächtern in Anti-Genrefilm-Kampagnen kolportierten „Video-Tod“, der gern eine smart augenzwinkernde, selbstironische Angelegenheit wäre, sich dabei aber ziemlich aufs Fressbrett legt. Einen Punkt gibt’s für die „Horrorgestalten kriechen aus dem Fernseher“-Idee, die hier einige Jahre vor „The Ring“ realisiert wurde. Auch das Artwork zum Film ist ausgesprochen ansehnlich. Schade, dass der Film selbst dann so ein billiger Rohrkrepierer geworden ist. Für derartigen Amateuer-Quark bin ich allerdings auch einfach nicht der richtige Adressat (und schaue lieber „Evil Ed“), in dieser Hinsicht offenere Freunde des Videotods können ja mal einen Blick riskieren…

Details
Ähnliche Filme