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Sandra Bullock hat dieses Jahr etwas geschafft, was es zuvor kaum bis gar nicht gegeben hat. Sie hat im gleichen Jahr sowohl den Preis für die beste Schauspielerin, den Oscar, als auch den Preis für die miserabelste Schauspielerin, die Himbeere, bekommen. Da die Himbeere jedoch kein wirklich ernst zu nehmender Preis ist, darf man den Aussagegehalt dieser Preisauszeichnung sicher in Frage stellen. Doch in diesem Fall ist der Spottpreis einmal völlig zu Recht vergeben worden, denn "Verrückt nach Steve" ist wirklich mit Abstand das Schlechteste, was uns Frau Bullock je vorgeführt hat.

Ja, "All about Steve" ist wirklich so derartig mies und ungenießbar ausgefallen, wie man es schon überall vernommen hat. Das fängt schon bei der erschreckend seichten Story an, welche sich um eine junge Frau dreht, welche das Glück auf Erden noch nicht so recht gefunden hat. Verwunderlich ist dies jedoch nicht, ist Mary doch eine Nervensäge wie sie im Buche steht. Eines Abends wird sie von ihren Eltern zu einem Blind Date verkuppelt, bei dem sich Mary dann auch Hals über Kopf in den Kameramann Steve, ihrem Blind Date, verliebt. Ein paar Missverständnisse später macht sie sich daran, ihrem Schwarm quer durch Amerika zu folgen, nur hat dieser so gar kein Interesse an Ihr. Eine Odyssee nimmt seinen Lauf... Und damit auch eine Odyssee für den Zuschauer, der sich nun durch 100 Minuten Handlung quälen muss, die von vorne bis hinten nicht zusammen passen will und wirklich eine schlechte Szenerie an die Nächste reiht. Und zudem eine Hauptfigur zu bieten hat, die von den Schreiberlingen förmlich kaputt geschrieben wurde.

Kaputtgeschrieben deshalb, weil das Grundgerüst der Figur Mary eigentlich gar nicht sooo schlecht ist. Sie ist nervig, aber das in einer gewollten Konsequenz, die man in Filmen sonst nur eher selten zu Gesicht bekommt. Kein Moment vergeht, in dem man ihr nicht die Kehle umdrehen will, keine Sekunde in der sie nicht die Nerven strapaziert. Und da kann man den Machern durchaus zu Gute halten, dass sie sich da kein Blatt vor den Mund nehmen und Mary von Anfang bis Ende in dieser hyperaktiven Form belassen. Das Schlimme daran ist nur, dass man für Mary absolut keine Sympathie empfinden kann, was nicht der Figur an sich zuzuschreiben ist, sondern dem, was mit ihr gemacht wird und wie sie dargestellt wird.

Denn die nervige Mary muss natürlich durch eine peinliche Situation nach der Anderen geschickt werden, und das ist das große Problem dieses Films. Man kann nervige Figuren ja durchaus akzeptieren, wenn sie sich wenigstens einigermaßen realistisch verhalten oder in Situationen geraten, die aus dem Leben gegriffen scheinen. Doch "Verrückt nach Steve" will ja eine Komödie sein und so gerät Mary in eine Peinlichkeit nach der Anderen und das ist es, was hier so gar nicht zusammenpassen will und den Zuschauer an den Rand des Wahnsinns treibt. Von Marys völlig abstrus zusammengeschusterten Blind Date, bei dem Mary ihren Schwarm schon nach 2 Minuten quasi "vergewaltigen" will, über die völlig an den Haaren herbeigezogene Fahrt durch Amerika, bis hin zum unerträglich verlogenen letzten Drittel des Films (auf das ich später noch zu sprechen komme), ist die Kombination aus ehrlich nerviger Hauptfigur und völlig aus dem Rahmen fallenden Peinlichkeiten einfach nur furchtbar für den Zuschauer zu betrachten.

Dazu kommt auch der aufgebrachte Gegensatz, welcher in Mary schlummert. Denn Mary ist alles andere als Dumm, sie ist sogar hochgradig intelligent, spricht mehrere Sprachen fliessend und scheint schon so einige Lebensweisheiten auf dem Kasten haben (auch wenn man sich fragt, wo sie diese eigentlich her hat), dennoch ist sie naiv bis zum geht nicht mehr und glaubt wirklich jeden Scheiss, den man ihr unterjubelt. In Mary stecken quasi zwei völlig gegensätzliche Figuren, einmal die Hochintelligente und einmal der völlig verblödete Naivling. Und das jeweils beides in einer Form, die zusammengeschmissen absolut nicht funktionieren mögen, da man nie glauben mag, dass jemand der gerade diese oder jene Dummheit begeht eigentlich so schlau sein kann, bzw. das jemand so Schlaues gerade mal wieder so bescheuert ist. Die Gegensätze werden hier einfach zu krass überzogen gegeneinander ausgespielt, dass man diese als Zuschauer der Figur einfach nicht abnimmt.

Und dann ist da noch Sandra Bullock, welche der Figur dann den letztendlichen Todesstoß gibt, denn mit ihrem totalen Overacting lässt sie Mary nun endgültig zu einer grotesken Farce verkommen, für die man keinerlei der bitternötigen Sympathien zukommen lassen kann, weil man sich einfach nur die ganze Zeit auf die Szene freut, in der sie in die Miene stürzt. Da kann die Figur noch so sehr gewollt auf nervig gebürstet sein, dass wirklich nervige ist hier im Endeffekt die Person die Mary darstellt, eben Sandra Bullock. Auch wenn ich es ihr hoch anrechne, dass sie die Himbeere persönlich abgeholt und somit wohl letztlich eingesehen hat, wie schlecht sie hier gewesen ist, auch das kann im Endeffekt nichts von dem Boden gut machen, den sie hier verbrannt hat.

Aber nicht nur Mary und Bullock sind hier ein Problem, auch der ganze Rest Drumherum ist mitunter abartig schlecht geraten. Die Dialoge sind allesamt zum heulen und wirken wie aus der Feder eines völlig bekifften Schreiberlings, bei dem man sich die ganze Zeit fragen muss, ob es wirklich sein Ernst sein kann, wenn ein jede Figur, mit ihren dämlichen Dialogfraßen, immer und immer wieder in tiefer Peinlichkeit versinken. Dazu das Problem, dass hier wirklich maximal 2-3 gute Gags drinstecken, welche man aber teils auch schon aus dem Trailer kennt. Alle anderen Gags kann man vergessen, da sie nicht einmal im Ansatz witzig sind und teils so wirken, als wenn es sich dabei um Gags handelt, die andere Comedy-Drehbuchautoren zu recht in die Mülltonne geworfen haben. Oberschlimm wirds da z. Bsp. wenn Mary mal wieder auf Steve zugeht und dabei das Theme zu "Der weiße Hai" angespielt wird. Ein ständiges an den Kopf fassen ist da vorprogrammiert.

Doch den endgültigen Todesstoß erhält der Streifen dann in seinen letzten 30 Minuten. Denn nachdem der Film gut 70 Minuten lang eine peinliche Parade unterirdisch schlechter Gags ist, wird dann plötzlich mit einem Holzhammer auf den Zuschauer eingeschlagen, so das es richtig weh tut. Denn der Film will nicht nur witzig sein, sondern zudem ein Plädoyer dafür, dass wir alle Menschen so akzeptieren sollen wie sie sind und wir uns für niemanden ändern sollen. Eine wichtige Message, ohne Frage. Doch genau wie in so vielen anderen Streifen, wo z. Bsp. die Wichtigkeit von Freundschaft und Familie an den Zuschauer herangebracht werden soll, so versagt auch "Verrückt nach Steve" voll und ganz, die Message subtil und einprägsam zu übermitteln, sondern fährt dafür ein 30 minütiges Schmierentheater auf, das seines gleichen sucht. Warum es Hollywood damit immer so übertreiben muss ist mir jedenfalls ein Rätsel, zumal es hier auch gar nicht zum Rest des Films passen will, abgesehen vielleicht mal von der gleichen unterirdischen Qualität. Ein Holzhammer jedenfalls der nicht nur wehtut, sondern auch noch verlogen wirkt bis ins Mark. Einzig und allein ein typischer Fehler, das muss man zugestehen, wird hier nicht gemacht, den sonst so viele Komödien dieser Art am Ende machen, aber das bügelt die restlichen Missstände absolut nicht aus.

Fazit: "Verrückt nach Steve" ist ein Film, welcher die Himbeere langsam doch zu einem glaubwürdigen Preisvertreter in Hollywood machen könnte. Ein unglaublich schlechtes Skript, welches nicht nur die gar nicht einmal so uninteressante Hauptfigur völlig entstellt, sondern auch mit Gags um sich schmeißt, die absolut nicht witzig sind und Peinlichkeiten auffährt, welche selbst jede andere schlechte Klamotte noch zu verhindern weiß. Dazu ein Holzhammer, der in den letzten 30 Minuten nur so auf den Zuschauer einschlägt und eine Hauptdarstellerin, der man nach so einem Film nie wieder eine Rolle anbieten würde, wenn es ihr Erstlingswerk gewesen wäre. Nein, bei "Verrückt nach Steve" passt wirklich so gar nichts zusammen, so dass einzig und allein 2-3 kleinere Dinge das Ganze vor der Tiefstnote bewahren. Ein Film, den man man auf jeden Fall meiden sollte!

Wertung: 2/10 Punkte

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