Den schwarzen Ledermantel übergestülpt, dazu eine rauchende Schrotflinte in der Hand in passenden Lederhandschuhen im Stil des Terminators. Außerdem sieht man auf dem Cover noch tote, blutverschmierte Schüler auf dem Schulkorridor liegen. Das rote FSK-Siegel passt natürlich zu dem reißerischen Namen "Amok - Columbine School Massacre". Es fehlt eigentlich nur noch der große "UNCUT"-Schriftzug...
Dass das Cover gut zu Uwe Boll´s "Rampage" passen würde, will ich gar nicht abstreiten. Wenn man allerdings die Hintergrundinfos kennt, dass der eigentliche Film schon ab 12 Jahren freigegeben ist, der Original-Name "April Showers" ist und das amerikanische Cover zwei Liebende zeigt, dürfte man erahnen, dass es hier kein Gewaltspektakel geben wird.
Und so ist es dann auch, zwar kommt der eigentliche "Höhepunkt", der Amoklauf, an der fiktiven Schule Jefferson High recht früh, doch der Fokus liegt definitiv auf der emotionalen Seite der Opfer während der Katastrophe und wie sie und ihr Umfeld danach diese Sache verarbeiten.
Den Amokläufer sieht man über Kameraaufnahmen der Schule nur spärlich, Gewalttaten von ihm fehlen gänzlich. Man hört lediglich Schüsse in den weiten Korridoren hallen.
Was sich anfangs als billiger B-Movie-Look präsentiert (und meine Erwartungen noch weiter runter schraubt), entpuppt sich spätestens mit den ersten Schüssen als emotionaler Reißer. Regisseur Andrew Robinson zeigt abwechselnd die Perspektive von einzelnen Schülern, größeren Gruppen oder auch Lehrer in verschiedenen Etagen und Klassen.
Ich muss zugeben, mir stockte der Atem, man fühlt richtig mit, denkt sich, wie man sich selber in dieser Situation verhalten würde und somit kann ich Robinson bestätigen, dass er seine Hausaufgaben hervorragend gemacht hat und mit diesem Beispiel zeigt, dass man einen verstörenden Amoklauf mit 14 Toten auch gänzlich ohne Blut zeigen kann.
Bis dahin bin ich von diesem Film total begeistert, doch die Tage nach der Tat, was die restlichen 60 Minuten Laufzeit ausmachen, sind mir zu zäh ausgefallen. Man sieht wie die betroffenen Schüler die Tat verarbeiten und somit bekommt man einen tiefen Einblick in die Psyche gewährt. Wut, Trauer, Panikattacken und Depressionen bestimmen das Geschehen. Verschiedene Leute können diese Sache besser verarbeiten als andere.
Hier und da blitzen noch Stärken durch, die einen berühren, aber insgesamt wird in manchen Szenen arg dick aufgetragen, die mich dann nicht nur kalt lassen, sondern sogar verärgern.
Das dürfte jedoch reine Ansichtssache sein und deswegen spreche ich meine Empfehlung aus für alle, die einem Film auch ohne Gewalt genießen können.
Das Cover ist natürlich kontrovers, dennoch finde ich es passender wie das Originale. Und ob Splatter-Freaks dem Film Etiketten-Schwindel vorwerfen oder die Moralapostel im Internet sich echauffieren (und neben dem Rechner die ganzen §131er stehen haben) ist mir völlig Latte.
"Amok - Columbine School Massacre" ist für mich überraschend positiv ausgefallen. Mit wenig Budget wurde hier viel erreicht. Das ganze wirkt sehr intensiv auf den Zuschauer, lediglich die psychischen Folgen der Kids wurden manchmal zu dick aufgetragen oder wirken etwas daneben.
6/10