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Die Besatzung des Unterwasserlabores Deep Star Six befindet sich schon seit über 6 Monaten auf dem Grund des Meeres, um dort für die Regierung eine Raketenabschussbasis zu errichten. Bevor die Arbeiten endgültig abgeschlossen sind, muss die Crew um Captain Phillip Laidlaw (Taurean Blacque) aber zuerst eine neu entdeckte Höhle sprengen, was nicht bei allen Besatzungsmitgliedern auf Anklang stößt. So gibt die Geologin Joyce Collins (Nancy Everhard) zu bedenken, dass aus dieser Gegend immer wieder Tierangriffe gemeldet wurden, doch das schreckt die restliche Crew nicht ab. Ein Fehler, wie sich bald herausstellt. Die Sprengung hat ein riesiges Ungeheuer freigesetzt, dass sich nun über die Besatzung hermacht. Zu allem Überfluss wird die Deep Star Six dabei stark beschädigt und der Sauerstoff droht schon sehr bald auszugehen. Für die Crew beginnt ein erbitterter Kampf ums Überleben...


Es ist stets ganz interessant, zu beobachten, was aus Regisseuren wurde, die sich durch einen Überraschungserfolg einen Namen machen konnten und danach versuchten, auf anderen Pfaden zu wandeln. Ein gutes, spontanes Beispiel hierfür ist Gerge A. Romero, dem die Horrorfans die vier unglaublich guten Zombie-Filme verdankt, der aber ansonsten nicht noch einmal ansatzweise den Ruhm einfahren konnte, den er sich mit diesen Werken verdingte. Alle seine anderen Werke waren zwar teils auch passable Horrorfime, wurden aber stets an den "Zombie" Filmen gemessen und konnten dagegen nur den Kürzeren ziehen. Ein anderes Beispiel ist Sean S. Cunningham. Mit "Freitag der 13." drehte er im Jahr 1980 einen blutigen Slasher, der heutzutage nicht mehr aus dem Horrorgenre wegzudenken ist und zahlreiche Fortsetzungen nach sich zog. Cunningham allerdings distanzierte sich von den Sequels und versuchte sich stattdessen an anderen Projekten. Bis auf "Deep Star Six" brachte der Regisseur aber auch nichts nennenswertes mehr in den Kasten. Und wenn man bedenkt, dass selbst dieser Film nur durchschnittlich ist, dann wird ungefähr klar, wie Cunningham's Karriere nach "Freitag der 13.", zumindest im Regiebereich, aussah.

"Deep Stat Six" hat ein schweres Los gezogen, denn er wurde im Jahr 1989 veröffentlicht, konkurrierte also quasi mit "The Abyss" von James Cameron, welcher beinahe zeitgleich in die Startlöcher ging. Übrigens wurde zur selben Zeit noch "Leviathan", ein weiterer Unterwasserhorrorfilm, veröffentlicht, doch darauf werde ich an dieser Stelle nicht weiter eingehen. Fakt ist, dass "Deep Star Six" gegen den großen Konkurrenten "The Abyss" nur verlieren konnte und ein direkter Vergleich eigentlich auch überflüssig ist, da beide Streifen in unterschiedlichen Ligen spielen.

Wer nun davon ausgeht, dass wir es hier ebenfalls mit einem Klassiker zu tun haben, nur weil der Regisseur zufällig Sean S. Cunningham heißt, der liegt leider falsch. "Deep Star Six" präsentiert sich zwar souverän und, natürlich den damaligen Verhältnissen entsprechend, modern inszeniert, dennoch wollte Cunningham hiermit nicht der spannungsgeladene Horrorthriller gelingen, der vermutlich geplant war. Es ist durchaus erfreulich, dass der Streifen ernst ist und erstaunlich wenig in peinlichen, trashigen Szenen abdriftet, doch leider hat das in diesem Fall auch zur Folge, dass die 94 Minuten Laufzeit dadurch stellenweise zur Geduldsprobe werden. Ich möchte nun nicht behaupten, dass "Deep Star Six" überaus langweilig wäre, aber er verfügt über eine Vielzahl von Passagen, die meines Erachtens nach mit zu vielen Dalogen gestreckt wurden. Dadurch sinkt das Tempo insbesondere in der ersten Hälfte gewaltig in den Keller. Wenn es dann endlich mal mit der eigentlichen Action losgeht, hat man schon fast wieder vergessen, dass man sich gerade einen Horrorfilm ansieht.

Wer genau hinsieht, der wird schnell bermerken, dass Cunningham hiermit nicht viel mehr als eine Mischung aus "Das Boot" und "Alien" ablieferte. Ein Team unterschiedlicher Leute (von dem unverwüstlichen Helden, über die schlaue Geologin, die immer alles Unheil schon im Voraus kommen sieht, bis hin zum nervenschwachen Arschloch ist alles parat) gerät in den tiefsten Tiefen des Meeres nicht nur mit einem Ungeheuer aneinander, sondern muss sich zugleich auch Sorgen um ihre anscheinend nicht sehr robuste Unterwasserbasis machen. Bis der Überlebenskampf allerdings mal in die Gänge kommt und "Deep Star Six" mit Spannung aufwarten kann, ist schon fast die Hälfte an Spielzeit verflogen. Wenn es dann aber zur Sache geht, dann wartet der Streifen mit allem auf, was der Unterwasserhorror zu bieten hat: Wasser spritzt aus allen nur erdenklichen undichten Stellen, überall wackelt und schaukelt es und durch die engen Gänge wird zusätzlich noch ein klaustrophobisches Gefühl erzeugt.

Dennoch kann auch ein Cunningham aus einem derartigen Plot nicht überragend viel herausholen. Die Story ist nicht sehr einfallsreich und bietet kaum unerwartete Wendungen. Was, wie ich finde, auch etwas nachlässig bearbeitet wurde, ist die Optik des Monsters. Für eine lange Zeit präsentiert sich "Deep Star Six" als ernster und bedrohlicher Horrorfilm, nur um dann plötzlich mit dem Auftauchen des Monsters fast schon an die alten, japanischen "Godzilla" Streifen zu erinnern. Das Krabben-ähnliche Wesen ist klar als übergroße Puppe zu identifizieren.
Was die Härte des Streifens anbelangt, muss ich sagen, dass die FSK mit der Herabstufung von 18 auf 16 sicherlich keinen Fehler gemacht hat. Bis auf ein, zwei Zerteilungen und dem Zerquetschen eines Opfers ist "Deep Star Six" weder sonderlich brutal, noch verstörend.

Über die Schauspieler hingegen kann man sich keineswegs beklagen. Nancy Everhard gibt eine symphatische Hauptdarstellerin ab, die unter all ihren männlichen Kollegen einen kühlen Kopf bewahren kann und sich schnell als Identifikationsfigur herauskristallisiert.
Ein Darsteller, der mir desweiteren auch noch gefallen hat, war Miguel Ferrer. Den Akteur kennt man bereits aus unzähligen Serien und Streifen, in denen er meist in einer Nebenrolle als zwielichtiger Kerl oder Verbrecher auftritt. Auch in "Deep Star Six" sorgt er nicht gerade für Symphatien, was aber nichts an seinem eindeutigen Schauspieltalent ändert.


"Deep Star Six" serviert Unterwasserhorror mit einem faden Beigeschmack. Sean S. Cunningham kann die Horrorfans hiermit zwar sicherlich einigermaßen unterhalten, aber lange in Erinnerung bleiben wird einem dieses Werk dennoch nicht.  Zum Einen glaubt man, alles schon einmal irgendwo gesehen zu haben und desweiteren ist der Streifen an manchen Stellen einen Tick zu langatmig, als dass wirklich eine durchgehende Spannung entstehen könnte. Wer ein recht ähnliches, aber definitiv besseres Werk sehen möchte, der soll doch bitte zu Stephen Sommers' "Octalus" greifen.

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