Wow...was für ein Trip !
Gaspar Noé,bekannt durch "Menschenfeind" und "Irreversibel",hat hier wirklich einen ganz besonderen Film geschaffen.Mit schier unmöglichen Kameramoves,hypnotisierenden Lichteffekten und depressivem Sounddesign werden hier die Phasen des Sterbens gezeigt,wie man es noch nie zuvor gesehen hat !
Story:
Oscar (Nathaniel Brown) ist ein Junkie und dealt mit Drogen.Zusammen mit seiner Schwester Linda,der er geschworen hat für immer zusammen zu halten,lebt er in einem dreckigen Viertel Tokios.Eines Abends wird er bei einem Deal von der Polizei erschossen. Von da an werden die 3 Phasen des Sterbens (laut einem Freund und einem Buch im Film) dargestellt.: Erst sieht Oscar zusammengefasst sein ganzes Leben nochmal,dann schwebt er über den Dingen und sieht immer mehr Farben bis er schließlich wiedergeboren wird.
Und der Stil des Films ist dabei einfach unglaublich:
Allein das Intro ist sagenhaft,mit der Musik von "LFO-Freak" wird der Cast extrem schnell,farbenfroh und mit stroboskopeffekten runtergerasselt.....und genauso psychedelig fühlt sich auch der Rest des Films an.
Denn in der ersten halben Stunde sieht man alles durch die Augen von Oscar,selbst das Augenblinzeln ist durch kurze,schwarze Unterbrechungen,also eben wie beim Blinzeln, zu sehen.Als er dann stirbt und die erste Phase des Sterbend beginnt,ist die Kamera stehts hinter ihm.Sein Leben sieht er nicht ganz chronoligisch,sondern er sieht z.b. seine Kindheit mit kurzen Ausschnitten aus seinem Erwachsenen-Leben und umgekehrt.Dabei ist besonders fies der Unfall,bei dem die Eltern von Oscar und Linda sterben,denn der wird immer wieder im Film kurz eingeblendet.
Nach dieser Phase sind dann auch schon 2 Stunden um,und von da an merkt man fast jede Minute,diesen letzten 40 Minuten vergehen meiner Meinung nach sehr zäh.Denn jetzt wird wieder die Gegenwart erzählt und Oscar schwebt und fliegt über Linda,durch die Straßen,über Tokio und kann gar in Köpfe anderer "reinfliegen" um aus deren Augenperspektive zu sehen.Dabei ist er natürlich ein "Geist",er kann zwar alles hören und sehen,aber niemand bemerkt ihn und er kann nichts machen.In dieser Phase sind dann die Nachwirkungen von Oscars Tod auf Linda und seinem besten Freund wichtig...dabei hat man ein merkwürdiges Gefühl,denn alle trauern,fragen sich WIESO und müssen irgendwie weiter leben,und währenddessen ist Oscar ja quasi immer anwesend....er würde gerne den Leuten beistehen,ihnen alles erklären,aber er kann es eben nicht !
Zum Schluss kommt dann die Reinkarnation,aber dazu will ich nichts verraten :-)
Und jetzt nochmal zum visuellen Stil: solch einen Trip hab ich in noch keinem anderen Film erlebt.Die Szene,in der Oscar DMT raucht soll angeblich so realitätsnah wie möglich darsgestellt worden sein....und ja,diese lange,hypnotisierende Szene ist definitiv realitätsnah.Ich selbst hab zwar keine Ahnung davon,aber so könnte ich es mir vorstellen.
Noé ist ja auch bekannt für plötzliche,harte Gewalt (in Irreversibel z.b. die Vergewaltigung oder der Feuerlöscher).Bei Enter the Void ist es aber eine andere Art von Härte....z.b. sieht man das abgetriebene Embryo Lindas in der OP-Schüssel,oder eine Sexszene wurde in der Vagina gedreht !
Die Licheffekte sind der absolute Wahnsinn,sowas hab ich auch noch nie gesehen....bunte,blinkende Lichter wo man hinsieht,und immer wieder diese Stroboskop-Lichter...all das zusammen mit dem kranken Sounddesign (wofür übrigens Thomas Bangalter verantwortlich war...er ist die Hälfte von Daft Punk,die ja den Soundtrack zu Tron Legacy machen....Bangalter hatte auch den Soundtrack zu Irreversibel gemacht) ergeben einen Drogen-und Todestrip.
Aber wie schon erwähnt ziehen sich die letzten 40 Minuten immens,auch nachdem die Kamera zum 10. Mal durch die Wände und Straßen geflogen ist machts auch keinen Spaß mehr,irgendwann hat man einfach genug davon...das hat man auch an den Zuschauern im Saal gemerkt,die immer wieder ein bisschen gestöhnt und durchgeatmet haben.Einen Abspann gibt es übrigens nicht,denn die Namen wurden ja alle schon im Intro erwähnt :D Wie der Film endet müsst ihr selbst sehen !
Fazit:
Noé hat uns wieder einen kontroversen Film geliefert,der den Drogenkonsum und das Sterben verdammt glaubwürdig,aber auch sehr hart und verstörend rüberbringt,so wie ich es noch nie zuvor erlebt habe.Kamera,Audiovisuelle Arbeit,Atmosphäre...alles sehr sehr gut.Wäre da nicht die extreme Überlänge,die dem Film deutlich schadet. Zwei Stunden hätten auch gereicht.
Dennoch ein ERLEBNIS,das jeder mal erfahren haben sollte !
8/10