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Schon bitter, wenn ein Film von der Realität eingeholt wird. Nu Image musste seinen „Panic“ nach dem Anschlag auf das World Trade Center ganze zwei Jahre auf Eis legen, bevor man ihn dann wagte in die Videotheken zu entlassen. Etwas Feingefühl scheinen die Verantwortlichen der B-Movie-Schmiede also doch zu besitzen. Auch wenn das selten deutlich wird.

Überraschend ist „Panic“ in vielerlei Hinsicht, denn für ein Nu-Image-Produkt, das nach der Jahrtausendwende heruntergekurbelt ist, glänzt der Film mit verhältnismäßig professionellen Darstellern und einer überraschend soliden Inszenierung. Nun ist Kristanna Loken trotz „Terminator 3: Rise of the Machines“ eine glasklare B-Mimin, was sie in der Serie „Mortal Kombat: Conquest“ oder unserem TV-Hit (*hüstel*) „Ring of the Nibelungs“ auch unter Beweis stellte, trotzdem verfügt sie immer noch über mehr Talent als die unsägliche, osteuropäische Laiendarstellerfraktion, die inzwischen vornehmlich Nu Images Machwerke bevölkert. Dasselbe gilt übrigens auch für den markanten Tucker Smallwood (Gesicht ist aus Filmen wie „The One“) bekannt. Science-Fiction-Fans kennen ihn aus der leider unterschätzen Serie „Space: Above and Beyond“. Dort kämpfte übrigens auch der hier als Held veranschlagte Rodney Rowland gegen die außerirdischen Invasoren.

Man mag es kaum glauben, aber für „Panic“ ist tatsächlich Bob Misiorowski („Blood of the Innocent“) verantwortlich. Der machte in jüngster Zeit mit wirklich unterirdischen Abfallprodukten wie „Shark Attack“ oder Jean-Claude Van Dammes Tiefpunkt „Derailed“ auf sich aufmerksam, konnte hier aber wohl aus einem etwas größerem Geldtopf schöpfen, so dass „Panic“ zumindest als grundsolide B-Kost abgetan werden kann.

Zu tun bekommt es die amerikanische Regierung hier mit einem psychopathischen Hacker, der sich nach Belieben in Flugzeugcomputer einklinken kann und nun in Detroits Innenstadt so ein Exemplar zum Absturz gebracht hat. Laut Film die größte Katastrophe der Luftfahrtgeschichte, weil Detroit nur noch zur Hälfte existiert – etwas überzogen, aber was soll’s.

Überraschend hochwertig fallen die CGI-Tricks auf, besonders im Vergleich zum thematisch ähnlichen „Air Marshal“, wo dann doch nur Microsofts Flightsimulator Anwendung fand. Hier erkennt man zwar auch noch den künstlichen Ursprung, aber die Kreationen sehen doch weitaus gediegener aus. Selbst als man zum Schluss während der Zerstörungsorgie Modelbauten von Terminals und Flugzeugen in zerschrotet, verkommt „Panic“ nicht zur Farce.

Das Grundgerüst indes folgt den inzwischen schon der üblichen Nu Image-Konstruktion. Nach einem einführenden Unfall wird zunächst der baldige Retter des Films eingeführt. Darauf folgt die uninteressante Vorstellung diverser Passagiere, dann wird abgehoben und bald ist die Kacke auch mächtig am Dampfen, da der irre Hacker sich nun ganz gern an einem Atomreaktor versuchen würde. Die Romanze zwischen der hübschen Stewardess (Loken) und unserem smarten Tausendsassa (Rowland) folgt natürlich auch auf dem Fuß.

Misiorowski schafft das mittlerweile, ähnlich wie die unzähligen Zugentführungen, ausgelutschte B-Thema flott herunterzukurbeln, weswegen es auch gar nicht so auffällt, dass sich die Ereignisse ähnlich wiederholen. Man sucht nach einem Ausweg, wie man das Flugzeug wieder unter Kontrolle bekommt, der Hacker wirbelt darauf erbost etwas mit dem Joystick herum und schon baldowert man die nächste Option aus. So recht einfallsreich ist das nicht und die Logik geht eigentlich schon nach fünf Minuten baden. Allein der dann nicht vollzogene Abschuss des Flugzeugs ist ein schlechter Witz. In der Realität hätte man es längst vom Himmel geholt.

Doch in der zweiten Budgetliga wollen wir uns über fehlende Logik ja nicht ganz so sehr mokieren. Das Szenario funktioniert an Bord auch überraschend gut. Fluggäste brechen in Panik aus und verletzten sich. Der Schwarze, der vehement auf seine erste Klasse pocht, bewegt sich zwar an der Grenze zur nervenden Lächerlichkeit, bekommt sein Maul dann aber gestopft.

Etwas mieser sieht es dann an Boden aus. Der misslungene SWAT-Einsatz findet in irgendwelchen Bauruinen statt, was man leider auch überdeutlicht sieht, aus Nu Images Requisitenabteilung standen nur alte AK-74 zur Verfügung (Roper und Co. hatten wohl gerade die Uraltuzis in Osteuropa in Gebrauch) und der Einsatz selbst (inklusive Explosionen) ist dann auch ein einziges Wirrwarr, weil man nichts erkennt. War wohl angesichts der kostengünstigen Location wohl nicht anders umzusetzen. Dafür gibt es hier auch keinen Stock Footage-Einsatz.

Ansonsten kämpft „Panic“ mit den üblichen Problemen jüngerer Produktionen. Die Dialoge sind in ihrer Banalität kaum zu überbieten, Nebenfiguren können ganz schön nerven (allein diese blöde Plage des Arztes..) und wirklich gute Darstellerleistungen werden auch nicht geboten. Man agiert hier zwar nicht durch die Bank weg hölzern, aber selbst im B-Bereich gibt es Besseres zu sehen.

Der Patriotismus beschränkt sich auf das Nötigste, für die Klischees ist meist Hacker Cain zuständig. Der erinnerte mich hier übrigens ständig an Brad Dourif in „Death Machine“. Mit halbgeschmolzener Visage hängt er in einem schwarzen Raum zwischen Monitoren und Laptops herum und glaubt nun sein Lebenswerk vollenden zu können. Nun ja...


Fazit:
„Panic“ kann sich der passionierte B-Movie-Fan oder Nu Image-Jünger ruhigen Gewissens mal zu Gemüte führen. Inhaltlich klaute man sich viel zusammen, logisch ist das Gezeigte auch nie und die Action leidet, mal abgesehen vom Schluss, unter zu schnellen Schnitten (wird Absicht gewesen sein, um die Mängel zu übertünchen). Da die Effekte in Ordnung gehen, die Darsteller halbwegs überzeugen und Misiorowski ziemlich flott inszeniert, bleibt es beim unteren Durchschnitt. Auf dem Sektor gibt es viel Schlimmeres.

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