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Science Fiction Szenarien um Körpertausch und Verjüngungskuren kommen immer mal wieder auf die Kinoleinwand (z.B. in „Freejack“), meist jedoch in die Videoregale – wie „Memory Run“.
Angesiedelt ist die Chose mal wieder in einer Zukunft, in der bösartige Konzerne die Behörden im Sack haben und so mehr oder minder direkt herrschen. Rebellen und Söldner in deren Auftrag verüben immer wieder Sabotageakte und Diebstähle, doch ein Verräter aus den eigenen Reihen schießt den Hacker-Freelancer Andre (Chris Makepeace) beim Schäferstündchen nieder. Die Umstände, die zu dieser Szene führen, sind allerdings bereits dermaßen abstrus, dass „Memory Run“ unter keinem guten Vorzeichen steht.
Ein Gespräch mit dem Doktor Dr. Munger (Saul Rubinek) später wacht Andre im Körper von Celeste (Karen Duffy) auf, mit der er vorher noch munter die Laken durchwühlte. Er ist Versuchskaninchen der Übelwichte, doch sucht nach einem Ausweg...

Aus „Memory Run“ hätte man durchaus etwas machen können, doch leider ist das Ganze ohne großen Elan runtergekurbelt, sodass reichlich Potential im Keim erstickt wird. Das fängt bereits beim dahingeschluderten Cyberpunkszenario an, das weder groß erläutert noch ausreichend genutzt wird. Über Struktur der Konzerne, Weltpolitik oder wie es überhaupt zu der Entwicklung erfährt man nichts, der Konzern stellt halt die Fieslinge und basta. In den Chefetagen sitzen lauter alter Säcke, die wollen halt ihr Leben verlängern, wozu sie ihre Gefängnisse, Labore und dergleichen nutzen, dazu äußert sich „Memory Run“ gar nicht.
Was nicht bedeutet, dass der Film sowenig erklärt, damit er direkt in ein furioses Actionspektakel durchstarten kann. Stattdessen darf man der Hauptfigur in der ersten Hälfte vor allem beim Gefangensein zuschauen, dazu noch ellenlanges Gelaber der Konzernmitarbeiter anhören, welches den Plot aber leider nicht vertieft. Allenfalls das recht gute Haushalten mit dem merklich knappen Budget ist „Memory Run“ hier anzurechnen, denn Allan A. Goldstein kitzelt immerhin ein gewisses Flair aus dem Stoff heraus.

Sein Potential zeigt „Memory Run“ dann an sich bloß in der zweiten Hälfte, wenn das endlich der erwartete Ausbruch der Hauptfigur erfolgt und es vermehrt zu Kampfhandlungen kommt. Über einige Logiklücken (z.B. den wenig motivierten Oberflächenausflug der Rebellen) sieht man dabei besser hinweg, doch immerhin dreht „Memory Run“ ganz gut an der Actionschraube und zaubert einige ziemlich gut choreographierte und halbwegs blutige Shoot-Outs aus dem Ärmel. Der Showdown fällt allerdings wieder etwas zu kurz aus, um als großes Highlight des Films dazustehen.
Überraschend gut ist die darstellerische Seite von „Memory Run“, gerade Karen Duffy in der Hauptrolle kann noch einige Akzente setzen. In den Nebenrollen schlagen sich die drei bekannteren Akteure des Films unterschiedlich: Während Matt McCoy fast dauernd wie ein begossener Pudel durch die Szenen tapert, bietet Saul Rubinek guten Support und Nigel Bennett ist in einer Fieslingsrolle mal wieder toll – an seine „Back in Action“-Performance kommt er hier (nicht zuletzt wegen seiner knappen Screentime) nicht heran.

Mit seinen gut aufgelegten Darstellern und schicken Actionszenen besitzt „Memory Run“ zwar Potential, doch das mäßige Script und das geringe Budget stehen dem entgegen. Nicht ganz so schwach wie manch anderer Film des Regisseurs, aber doch unterdurchschnittlich.

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