Werter Herr Haneke, ich glaube, zwischen ihnen und mir wird es wohl nie wirklich etwas werden. "Das weiße Band" ist nach "Funny Games" und "Cache" nun schon der dritte Film, den ich mir von ihnen angesehen habe. Und auch in diesem Film schwingt wieder die typische Arroganz mit, welche einige Seher ihnen schon immer vorgeworfen haben.
Oberflächlich betrachtet haben wir es mit einem Heimatfilm zu tun. Aber natürlich nur, wenn man nicht tiefer gräbt. Es geht hier nicht um die Schuldfrage, sondern um das typische Gewalt erzeugt Gegengewalt-Schema. Der Pfarrer züchtigt seine Kinder - so verüben diese dann auch folgerichtig die Taten, welche das Dorf erschüttern. Doch genauso wie in "Cache" geht es Haneke nicht darum, den/die Täter zu entlarven, denn gestellt werden auch in "Das weiße Band" die "Bösewichter" nicht.
Ich habe in anderen Reviews gelesen, dass der Herr Regisseur mit diesem Film einen Bezug auf den 2. Weltkrieg (Gehorsam etc.) schaffen wollte. Das, mein lieber Michael, halte ich nach dem Gesehenen doch für ein wenig zu weit hergeholt. Oder soll das jetzt heißen, dass die Kinder später alle SS-Soldaten wurden, welche Züchtigungen von ihren Eltern erhalten haben? Oder wollten sie nur zeigen, dass die Erziehung der Kinder vor dem ersten Weltkrieg nicht anders war als vor dem zweiten? Tja, keine Ahnung...Ich sehe leider wieder deutlich ihren erhobenen Zeigefinger und wie sie den scheinbar Allwissenden spielen, weil sie vieles nicht zeigen, sondern lieber dem Zuschauer erschließen lassen. So kann er jetzt stundelang diskutieren und liegt wahrscheinlich doch falsch, weil er eh keine Ahnung hat. Entschuldigung, aber genau so kommt mir jedes ihrer Werke vor. Nicht wirklich schlecht, aber nach dem Zuschauen fragt man sich, was das denn jetzt eigentlich sollte.
Natürlich hat jedes ihrer Werke einen tieferen Sinn, das ist unbestritten. Und anders als in "Cache", welchen ich übrigens für total überbewertet halte, geht hier eine gewisse Faszination aus, was vor allem an der tollen Atmosphäre und den fabelhalften Schauspielern liegt. Leider haut mich aber mal wieder die Geschichte nicht um. Es passieren schon so einige Sachen, doch mit den Figuren wird man irgendwie nicht warm, es fehlt der emotionale Bezug zu ihnen. Alle (bis auf den Lehrer uns seine große Liebe) strahlen eine ziemliche Kälte aus, auch die Kinder. So bleibt am Ende zumindest bei mir eine leider ziemlich erschreckende Distanz zu dem Gesehenen. Und auch ein wenig Ärger, weil man diesen Film noch viel besser hätte machen können. Substanz hat er nämlich, das ist unbestritten.
Also, nochmal für alle: Ich fand den Film nicht schlecht, aber er ist mal wieder typisch Haneke: Erhobener Zeigefinger, ziemlich überheblich und am Ende fragt man sich, was genau er uns jetzt damit sagen will. Denn das früher auf dem Dorf Egoismus und das typische Überordnungs/Unterordnungsverhältnis leider an der Tagesordnung waren, haben wohl die meisten auch vorher schon gewusst.
Momentan noch keine Note von mir, weil ich beim besten Willen nicht weiß, was ich geben soll. Es kann natürlich auch sein, dass ich einfach zu doof für Hanekes Filme bin. Am besten, ihr schaut`s euch selber mal an. Der Mann macht halt einfach spezielle Filme. Ich bin wohl eher nicht dafür geeignet. Bis zum nächsten mal, Michael!