Review

Mother
(MFA+) 

Regisseur Bong Joon-ho scheint ein Faible für Familienbeziehungen zu haben. War schon sein beachtlicher Film The Host nur Vordergründig ein Monstefilm, zeigte bei genauerer Betrachtung aber viel intensiver die familiären Bindungen der einzelnen Charaktere während eines Monsterangriffes auf, so ist auch Mother noch auf den ersten Blick ein Thriller.
Die Geschichte spielt in einem kleinen Ort in Südkorea, wo der zurückgebliebene und gutmütig-naive Do-Joon mit seiner sehr fürsorglichen Mutter zusammen lebt. Als man die Leiche einer Schülerin findet, fällt auf Grund von Beweismaterial der Verdacht sehr schnell auf Do-Joon. Dies jedoch kann seine Mutter nicht akzeptieren, und sie setzt alle Hebel in Bewegung, um die Unschuld ihres Sohnes zu beweisen. Dies reicht von der eigenständigen Suche nach übersehenen Beweisen bis hin zum engagieren von Schlägern, welche Aussagen erpressen sollen. Hier wechselt der Film mit einer beeindruckenden Leichtigkeit von Drama zur skurrilen, schwarzen Komödie zurück zum Drama.
Schnell wird deutlich, das weniger das Gerechtigkeitsempfinden einer Mutter Motiv ihres Handelns ist als vielmehr ihre persönliche Auseinandersetzung mit ihrer Vergangenheit und den vorhandenen Schuldgefühlen. Hier beeindruckt vor Allem Hauptdarstellerin Hye-ja Kim, welche ihrer Rolle eine unglaubliche Präsenz gibt, der es gelingt, mühelos den gesamten Film zu tragen, in welchem sie fast in jeder Einstellung zu sehen ist.
Mother ist dabei nicht nur die Auseinandersetzung einer Mutter mit ihrer Vergangenheit, sondern bietet auch einen aussagekräftigen Blick auf gesellschaftliche Strukturen in Südkorea. Regisseur Bong Joon-ho beweist mit Mother, das er neben dem anspruchsvollen Monsterfilm (The Host) auch das Talent hat, einen poetisch bebilderten, intelligenten und eindringlichen Psychothriller zu drehen.
Der Bonussektor bietet reichlich Material, um den Filmfreund zufrieden zu stellen. So findet man neben einem Making of noch ein Interview mit dem Regisseur, welches auf dem Filmfest in München geführt wurde, zudem kommen noch Szenen hinter den Kulissen, diverse Trailer und Teaser und eine Programmschau.
Mother dürfte jedem Zuschauer, der sich auf diesen intensiven Trip einlassen wird, lange in Erinnerung bleiben. Selten hat man das Glück, solch eine perfekte Mischung aus beeindruckender Bildersprache, großartigen Darstellern und einer intensiven, berührenden Geschichte zu betrachten.  

CFS

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